Elke Brüser

Elke Brüser Portraitfoto

Ich lebe seit langem in Berlin, aber ich stamme von der Nordseeküste. Von der Schönheit der Natur und speziell der Vogelwelt bin ich von Kindesbeinen an fasziniert. Ausgerüstet mit Notizblock und technischem Gerät beobachte ich seit einigen Jahren die flügelschlagenden und manch leisetretende Erdbewohner. In Berlin, dem nahen und ferneren Umland, genaugenommen weltweit. Davon berichte ich in meinem Blog. Und so kam es dazu:

Als Schülerin wollte ich Lehrerin auf einer Hallig werden, als Studentin Korallenriffe erkunden oder über das Sozialleben von Affen in Afrika forschen. Später ist aus der Verhaltensbiologin – nach mehrjähriger Lehrtätigkeit und Promotion an der Freien Universität Berlin – eine begeisterte Wissenschaftsjournalistin geworden. Und die Themen wanderten nach und nach von der Biologie zur Medizin.

Ich habe lange für überregionale Medien wie Süddeutsche Zeitung, Der Freitag und taz gearbeitet, gerne auch Hörfunk gemacht. Ich habe Gesundheitsratgeber – etwa bei der Stiftung Warentest – geschrieben. Ich bin Mitbegründerin und war Redakteurin der werbefreien und unabhängigen Zeitschrift „Gute Pillen – Schlechte Pillen“.

Mit diesem Blog kehre ich zu meinen Wurzeln zurück, der Naturbeobachtung und der Verhaltensanalyse. Es geht mir um Tiere und Pflanzen: mitten in Berlin, drumherum und weltweit. Zu Wort kommen etwa der Habicht in meinem Garten, die Singschwäne an der Oder und im Havelland, Austernfischer auf der Hallig Hooge, Fuchs und Eichhörnchen als Kulturfolger in der Stadt, Tokos in Namibia und der Kondor in den Anden.

Bioakustik und Biokommunikation lassen mein Herz höher schlagen. Früher waren in meinem Fokus weniger das Verhalten und der Gesang von Vögeln, sondern vielmehr das Keckern junger Berberaffen, das „äh“ als Pausenfüller beim Sprechen und die Entwicklung der kommunikativen und lautsprachlichen Kompetenz von Babys. Ja, das hört sich klug an, war aber als Titel meiner Dissertation noch komplizierter. Und, um den Bogen zu schlagen, erklingt hier jetzt die Nachtigall.

Die Fotos in meinem Blog habe ich auf kleinen und großen Touren gemacht; und sie sind geschützt ©. Sie zeigen Tiere selten in Großaufnahme, fast immer in ihrem natürlichen Lebensraum und grundsätzlich aus respektvoller Distanz. Die Abbildungen sollen verlockend sein. Also: rausgehen, hingucken, wundern …

Im Vergleich zur unbewegten Nahaufnahme wirkt die Wirklichkeit glanzlos und enttäuschend. Der lebendige Vogel wird niemals so groß und strahlend aussehen. Er wird tief in der Landschaft versunken sein und noch weiter zurückweichen, immer tiefer in sie hinein, bis man ihn fast verliert. Vor der betörenden Lebendigkeit des echten Vogels sind Bilder wie Wachsfiguren.

J.A. Baker: Der Wanderfalke, Naturkunden bei Matthes & Seitz, Berlin 2014

Mein Geräteschuppen

Mit mir unterwegs ist immer ein bisschen Technik – aber vor allem Zeit und ein langer Atem, wenn der Rotmilan gerade hinter Baumwipfeln verschwunden ist, starker Wind mal wieder die Rufe des Grauen Kranichs verbläst oder der Steinkauz sich partout nicht blicken lässt.

Fotoapparat, Fernglas, Stativ usw. liegen nebeneinander auf dem Boden.

Meine technischen Geräte

Dann nehme ich eventuell einen meiner bewährten Naturführer zur Hand. Und warte ab.

Um Vögel zu identifizieren, nutze ich den Kosmos – Naturführer von Lars Svensson, regionale Bestimmungsbücher und für die Vokalisationen der Vögel die App Die Stimmen der Vögel Europas.

Beim Vorbereiten der Blogposts lese gern in der Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas von Johann F. Naumann, im Urania Tierreich oder in der Reihe Neue Brehm-Bücherei … Und immer wieder greife ich zu einem der 18 Bände vom Handbook of the Birds of the World, um mir einen aktuellen Überblick über die Vogelarten zu verschaffen: Verwandtschaftsverhältnisse, Lebensraum, Aussehen und Verhalten.

Wesentlich ist ansonsten leichte, aktuelle Technik, die genau in meinen Rucksack passt. Was da heutezutage auf dem Markt ist, begeistert mich.

 

Ausflüge in Berlin und drumherum

Berlin ist eine Stadt für Vögel – dank der vielen Straßenbäume, der grünen Friedhöfe, der Parkanlagen, Seen und Brachflächen. Wer möchte sieht Haussperlinge und Mauersegler, Amseln und Mönchsgrasmücken, Eichelhäher und Nebelkrähen, Haubentaucher, Turmfalken und Habichte. All diese Arten und viele mehr findet ihr in meinem Vogel-ABC.

Aber ich fahre auch gerne in das brandenburgische Umland, besuche die wunderbaren Seen, verbringe Stunden auf Beobachtungsständen oder richte die Kamera auf Storchenester. Dabei hat mich kürzlich Frauke Langguth begleitet. Danke für die Fotos!

Elek Brüser schaut mit einem Fernglas aus einem Beobachtungsstand in die Ferne.

Mein liebster Beobachtungsstand in der Nähe von Fischteichen (©Frauke Langguth)

Elke Brüser schaut durch das Fernglas auf einen tiefblauen See.

Im Fokus: Ein Fischadler auf Nahrungssuche (©Frauke Langguth)

Das Storchennest auf der alten Scheune ist immer einen Besuch wert. (©Frauke Langguth)

Meine Vogelreisen

Wenn ich unterwegs bin, habe ich eigentlich immer ein Auge auf die Vögel. So geht das auch anderen Vogelbegeisterten. Und manchmal mache ich mich gezielt auf den Weg oder buche eine spezielle Reise für Vogelkundige beziehungsweise Vogelgucker – auch Ornis oder neudeutsch Birder genannt. Ein Rückblick:

2024 Spanien

Auf einem Aquädukt steht hoch oben ein Storchennest, in dem der Altvogel steht und ein Junges zu sehen ist.

Seit langem liebäugele ich mit einer Exkursion in die menschenarme Extremadura von Zentralspanien. Und längst wollte ich in den Nationalpark Coto de Doñana, der an der Mittelmeerküste Spaniens und quasi im Grenzgebiet zu Portugal liegt, besuchen. Regelmäßig gelangt das einzigartige Feuchtgebiet in die Schlagzeilen, weil die Natur dort durch die Wasserentnahme der Agrarunternehmen und kleinerer Obst- und Gemüseanbauer bedroht ist.

Nun war ich im Mai 2024 endlich mit Vogelfreunden und Vogelfreundinnen, die ähnlich Ambitionen hatten, in beiden Regionen Spaniens unterwegs. Einige brachten deutliche mehr Artenkenntnisse mit als ich. Von ihrer ornithologischen Expertise habe ich täglich profitiert. Danke dafür! Zugleich hatte ich viel Zeit, mich immer wieder um verhaltensbiologischen Fragen zu kümmern, Landschaften und Vögel zu fotografieren.

Phantastisch waren bereits die vielfältigen Landschaftstypen rund um Trujillo, unserem ersten Standort. Blühende Wiesen wechseln dort mit steppenartigen Flächen und altem Korkeichenbestand ab. Wunderbar war im spanischen Frühling natürlich die Vogelwelt. Ich begegnete Arten, die ich bislang nicht gesehen hatte und die bei uns selten sind beziehungsweise gar nicht vorkommen: Rotkopfwürger, Kalenderlerche, Samtgrasmücke, Zwergadler und das Rothuhn zählen dazu.

In dem eindrucksvollen historischen Zentrum von Trujillo schossen Felsenschwalben, Fahl- und Mauersegler durch die Luft. Und unmittelbar vor unserem Hotel hatte sich ein Paar Zwergohreulen eingerichtet. Nach einer durchjagten Nacht verschliefen sie auf einem kleinen verkehrsumtosten Platz – und perfekt verborgen in einer blühenden Kastanie – den Tag. Gut, dass uns niederländische Ornithologen auf das Pärchen aufmerksam gemacht hatten!

Ein Highlight der Reise im Bereich der Extremadura war sicher der Geierfelsen Salto del Gitano, wo nicht nur Gänsegeier brüten und die Flüge von Gänse-, Schmutz und Bartgeiern zu bestaunen sind. ES gab im Fels auch nistende Schwarzstörche zu sehen, die fleißig auf ihren Eiern saßen und sich hin und wieder beim Brüten ablösten. Davon habe ich bereits berichtet. Das gilt ebenso für die Blaumerle und die Zippammer, zwei kleine Singvogelarten, die  sich beide in der Nähe des Geierfelsens aufhielten.

Eine Frau mit Fernglas und Kamera steht an einem Aussichtspunkt vor steil aufragenden Felsen.

Birding am Salto del Gitano

Großartig ist auch der Brutplatz von Rötelfalken am Rand der im übrigen sehr hübschen Stadt Trujillo, die mit einem beeindruckenden Platz, einer Festung aus maurischer Zeit und dem Geburtshaus von Francisco Pizarro überrascht. An einer etwas trostlosen Straßenecke mit einem skurrilen Taubenhaus und Baumaßnahmen, die ein abenteuerliches Bild ergaben, waren in den Fensternischen eines ehemaligen Getreidespeichers zahlreiche Nistkästen installiert. Über 20 Rötelfalkenpaare brüten hier. Sie fütterten bereits ihren Nachwuchs.

Ich könnte den weit oben kreisenden Vögeln, ihren An- und Abflügen und wie sie mit Futter für die Jungen in die Nistkästen schlüpfen, stundenlang zuschauen.

Ein großes gemäuer mit vielen Fensternischemn weit oben steht an einer Straße mit rot-weißer Absperrung. Hoch oben am blauen Himmel kreisen einige Falken.

Brutplatz der Rötelfalken

Auf einem Nistkasten steht ein rötlicher Falke mit Beute im Schnabel.

Rötelfalke mit Futter

Auf dem Weg von Zentralspanien in den Süden des Landes passierten wir die Stadt Merida, die wegen ihrer wechselhaften Geschichte unbedingt einen Besuch lohnt. Hier sind Elemente aus der Zeit der Römer, des Islam, des Juden- und Christentums zu bestaunen.

Römische Ruinen mit Statuen und Säulen

In der Altstadt von Merida gibt es einen schönen Alcazar aus islamischer Zeit und die Ruinen von römische Prachtbauten. An der berühmten Römerbrücke über den Fluss Guadiana beobachteten die Ornis aus Deutschland Nachtreiher und Kuhreiher, den Wellenastrild, das Kammblässhuhn …

Zudem haben Weißstörche den langen und sehr hohen Aquädukt der Stadt Acuedos de los Milagros als geeigneten Nistplatz auserwählt.

Dort brütete übrigens nicht nur das Paar, das weiter oben auf dem Eingangsfoto zu sehen ist, sondern mindestens fünf Storchenpaare wurden hier gesichtet. Und der Nachwuchs war anfang Mai bereits geschlüpft.

Eine ganz andere Geschichte gibt es von El Rocio am Rand des Nationalparks Coto de Doñana zu erzählen. An diesem Wallfahrtsort treffen alljährlich zu Pfingsten über 1 Millionen Pilger ein, die vornehmlich reitend oder in Pferdewagen aus Sevilla kommen, um der Heiligen Jungfrau (in Gestalt der Statue Blanca Paloma) zu huldigen. Dann ist die Stadt voll. Als ich Anfang Mai dort war, war sie leer. Denn hier leben nur etwa 2000 Menschen. So konnten die Löffler, die sich in der Lagune am Stadtrand – im Laufe des Jahres trocknet sie aus – herumtrieben, ungestört im Flachwasser fischen.

Von El Rocio aus starten ornithologisch Interessierte in geländegängigen Fahrzeugen zu Exkursionen in die geschützte Landschaft und Tierwelt der Coto de Doñana. Das stand auch auf unserem Programm. Die Region leidet seit Jahren unter Wassermangel, was nicht nur an ausbleibenden Regenfällen liegt, sondern auch an den künstlich bewässerten Erdbeer- und Heidelbeerkulturen. Dass von ihnen in dieser einkommensschwachen Gegend viele Menschen leben, macht es politischen Akteuren schwer, den Wasserverbrauch strikter zu reglementieren. Noch dürfen Grundbesitzer auf ihren Flächen das Grundwasser anzapfen.

Zwei Enten auf blauem Wasser, das Gefieder ist braun-beige und mit marmelartigen Tropfen geschmückt.

Marmelenten-Paar in Spanien (Coto de Doñana)

Das Frühjahr 2024 war für Vögel und uns Ornithologen und Ornithologinnen aber ein glückliches: Da es in der Gegend seit langem wieder viel geregnet hatte, sah ich tausende von Rosaflamingos, viele kleinere Wasservogelarten, aber auch Sichler, Nacht-, Purpur- und Kuhreiher. Ein kleines, aber bemerkenswertes Erlebnis war die Sichtung von einem Paar der seltenen Marmelenten in der Laguna de la Rianzuela. Von ihnen und von Artgenossen und Artgenossinnen in der Sahara habe ich bereits berichtet.

2023 Litauen

Vogelbeobachtung auf einer Wiese, auf auf Stelzen eine Beobachtungshütte steht.

Vogelbeobachtung im Memeldelta

In diesem Jahr habe ich mit anderen Vogelbegeisterten und mit sachkundiger Führung im wunderbaren Litauen viele Vogelarten beobachten können; zunächst am Ostseestrand bei Palanga, danach an der Kurischen Nehrung, dem heutigen Verwaltungsbezirk Neringa, mit seinem Haff und der Mündung der Memel (Litauisch: Nemunas).

Immer wieder begegneten mir unterwegs Gruppen von prächtigen Kampfläufern, von denen noch zu berichten sein wird. Viel Freude hatte ich an den trippelnden Flussregenläufer, an einer Dorngrasmücke, an rasant fliegenden Trauerseeschwalben, der Zitronenstelze und nicht zuletzt an Ringelnatter & Co.

Sogar auf eine Kreuzotter stieß ich: am Naturlehrpfad des Augstumal-Moores, von dem ein Teil wiedervernässt ist, während im daran angrenzend Teil noch Torf abgebaut wird. Im renaurierten Bereich besteht die Chance Goldregenpfeifer zu beobachten. Und wir hatten dieses Glück.

Natürlich ist die Region von Siluté – ehemals Heydekrug – historisch spannend. Denn überall sind in der Architektur die Einflüsse des alten Preußens, der Sowjetunion, der neuen EU-Mitgliedschaft, des frühen und heutigen Litauens noch fassbar.

Und ich stieß so auf alte evangelische Friedhöfe, auf Kirchenbauten aus Backstein und bei einer Frührung durch Klaipeda – das mal Memel hieß – sogar auf Das Ännchen von Tharau.

Ein kleines Fährschiff brachte uns durch die schilfbestandenen Arme des Deltas der Memel (Nemunas) und vorbei an vielen Grau- und Silberreihern, nach Nidden, dem heutigen Nida. Und im Haff konnten wir der großen Beringungsstation von Venté zuwinken, die wir zuvor besucht hatten. Auch davon wird noch zu berichten sein.

Es ging nicht nur durch den Küstenabschnitt von Litauen, der teils noch sehr naturnah ist und direkt an der Grenze zu Russland liegt, sondern auch zum Zemaitijos Nationalpark in Richtung lettischer Grenze. Auch hier war die biologische Vielfalt faszinierend.

Das galt gerade auch für botanisch Interessierte unter uns: Nie habe ich so viele Buschwindröschen in den Wäldern gesehen, nie so viele Veilchen und Leberblümchen. Und immer wieder gab es klopfende Spechte, mächtige Storchenester und Vogelgesang.

2022 Wartheland

Meine Mutter, 1924 in Hamburg geboren, hat mir als Kind von der Schönheit des Warthelands berichtet. Sie lernte es in politisch unguten Zeiten kennen, unter deutscher Besatzung und im Krieg. Zwar habe ich die wunderbare Oder – von Berlin aus ein Katzensprung – oft besucht, um etwa nahe Criewen Singschwäne zu beobachten, aber erst jetzt war ich endlich auch an der Warthe, die in Polen nahe Küstrin in die Oder mündet.

Die Oder ist ein außergewöhnlicher Grenzfluss, der hoffentlich so erhalten bleibt wie er ist, sich nach den Umweltfreveln im Sommer 2022 regeneriert und nicht schiffbar gemacht wird. Bereits die (ehemalige) Festung Küstrin ist einen Besuch wert, denn das Gelände ist einerseits ein Mahnmal und andererseits ein Refugium für Vögel. Nirgends habe ich so viele Nachtigallen gehört, nicht einmal in Berlin.

Und frühmorgens konnte ich lange eine Heckenbraunelle beobachten. Auch ein Pirol-Paar ließ sich hören. Wer aber schmetterte seinen etwas krächzenden Gesang Richtung Oder: ein Drosselrohrsänger.

Von Küstrin ist es nicht weit bis zum Nationalpark Warthemündung, der zum Netzwerk Natura 2000 gehört. Unterwegs steht, unübersehbar, ein hoher Beobachtungsturm, dessen Eingang mit einem beeindruckenden Kiebitzpaar dekoriert ist. Der weibliche Vogel brütet, und wer genau hinschaut sieht auch die gesprenkelten Eier im Nest.

An der mäandernden Warthe begegneten mir später auf einem Rundweg verschiedene Seeschwalbenarten, Schaf- und Bachstelze, Rauchschwalben, diverse Gänse, Enten und viele (!) Seeadler …

Schließlich entdeckte ich im Schilfstreifen sogar einen Schilfrohrsänger, der vom Teichrohrsänger oder dem Seggenrohrsänger nicht leicht zu unterscheiden ist. Der Schilfrohrsänger hat wie seine nahen Verwandten eine lautes Stimmchen, aber er und auch sie sind ein wenig „shy” – wie US-Amerikaner sagen würden.

Leider erwischte ich den zarten Vogel mit der Kamera erst, als der Himmel wolkenbehangen war. Zuvor verschwand er nämlich immer wieder ruckzuck im Schilf, wenn „schnatternde“ SpaziergängerInnen vorbeikamen.

Es war eben ein Sonntagnachmittag! Mit anderen Worten: Der Weg ins polnische Wartheland hat sich gelohnt, die Gegend ist sicher nicht nur im Mai unbedingt sehenswert. Aber für passionnierte Vogelbeobachterinnen, Naturfreunde und neugierige Birder ist in der Woche der Genuss höchstwahrscheinlich größer als am Wochenende.

Empfehlen möchte ich noch das neue Nationalpark-Besucherzentrum bei Słońsk, der ehemals deutschen Stadt Sonnenburg.

Singender Vogel auf einem Schilfhalm

Drosselrohrsänger

Kiebitzpaar als Modell in der Landschaft

Kiebitz-Skulpturen

Auf einem blattlosen, kleinen Stamm und umgeben von grünem Schilf sitzt ein Vogel mit heller Unterseite.

Schilfrohrsänger

2021 Berliner Umland und Nordgriechenland

Eine Frau mit Käppi und Fotoausrüstung macht am Meer Fotos von Wasservögeln.

Im Jahr 2021 war unser Leben durch das Corona-Virus in vielfacher Hinsicht eingeschränkt. Für die Vogelbegeisterten gab es dennoch viel zu erleben – und eben auch Ablenkung.

Oft reicht es ja, auf das gegenüberliegende Hausdach oder in den eigenen Garten zu schauen.

Meine Ausflüge führten mich meist ins Berliner Umland, wo mich unter anderem das Blaukehlchen in der Nuthe-Nieplitz-Niederung und bei Linum der Trauerschnäpper überraschten.

Im Oktober – zwischen zwei Infektionswellen – hatte ich schließlich großes Glück und konnte eine Vogelreise nach Nordgriechenland wahrnehmen. 

Von dort bringe ich wunderbare Beobachtungen und Eindrücke aus der spannenden Stadt Thessaloniki mit, die meine Stimmung auch an unwirtlichen Wintertagen aufhellen werden. Nicht vergessen werde ich den kleinen Steinkauz, der in der Region Mazedonien auf einem Ziegeldach hockte und mich eulentypisch fixierte.

Fünf Pelikane auf dem Wasser, der mittlere hat einen Fisch im weit geöffneten Schnabel

Krauskopfpelikan

Über 50 Rosaflamingos stehen im Meer, hinter ihnen Fischerhütten auf Stelzen und im Hintergrund die weiße Millionenstadt Thessaloniki und die Berge.

Rosaflamingos vor Thessaloniki

In dem nordgriechischen Feuchtgebiet an der Küste des Ägäischen Meeres rasten und überwintern Rosaflamingos und den Krauskopfpelikanen viele Watvögel. Das ergibt eine fantastische Szenerie, wenn vereinzelt traditionelle Fischerhütten im Meer stehen und im Hintergrund die weißen Häuser der Millionenstadt leuchten. Besonders fasziniert hat mich übrigens ein am Ufer gut verborgener Rallenreiher.

2020 Ostfriesland

Mit dem Fernglas an der Beobachtungshütte und umgeben von grünen Birken

Vogelbeobachtung in Sehestedt

Ein Virus hat im Jahr 2020 den Reiselustigen, zu denen ich mich durchaus zähle, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber erstens müssen es ja keine Fernreisen sein, und zweitens haben wir Vogelbegeisterten Glück:

Die Gefiederten sind vom Fenster aus zu sehen, sie sind in Grünanlagen, baumbestandenen Straßen, Gärten – solange sie nicht  wie die „Gärten des Grauens” zugepflastert sind –, an Flüssen, Hafenanlagen und Seen zu entdecken.

Auch auf Wiesen und Feldern sind manche Vogelarten noch da, aber andere sind längst aus der öden Agrarlandschaft verschwunden. Zum Glück gibt es Naturschutzgebiete! Und an der Nordsee den Nationalpark Wattenmeer. Zu meinen etwas ausgedehnteren Ausflügen gehörte 2020 der Besuch von Ostfriesland

Seit Kindertagen war ich nicht mehr am Jadebusen, und das war nun mein Ziel. In Sehestedt gibt es nicht nur ein „schwimmendes Moor“ zu bestaunen, wo sich der Boden bei starken Fluten hebt, sondern eine schöne Vogelbeobachtungshütte. Viele Watvögel und imposante Schwärme von Zugvögeln kommen hier vorbei. Ich hatte meine Freude an den Steinwälzern und den attraktiven Brandgänsen, die bei Ebbe das Watt am Jadebusen bevölkern.

2019 Namibia und Neuwerk

Ein Höhepunkt im Jahr 2019 war meine naturkundliche Reise nach Namibia, bei der ich zum Beispiel schillernde Nektarvögel, den Graulärmvogel – welch unschlagbare  Nervensäge – und erstmals die wundervollen Gaukler beobachten konnte.

Tatsächlich ging mit dem Besuch des Etosha Nationalparks, der Baumsavanne im Damaraland und mehreren Bootstouren auf dem Kawango, dem Okawango und dem Zambezi ein Jugendtraum in Erfüllung.

Faszinierend war neben der Weite des Landes die Vielfalt der Biotope und die Vielfalt der Arten. Da werden mir die Vogelthemen für diesen Blog lange nicht ausgehen. Und sicherlich sind viele spannende Vergleiche mit heimischen Vögeln möglich.

Elke Brüse rmit Kamera und Ferngala vor einem gewaltigen Baobab.
Große sandfarbene Trappe auf trockenem Savannenboden.

Riesentrappe (Ardeotis kori)

Zum Beispiel sah ich in der Etoshapfanne diverse Trappen: Riesen-, Rotschopf-, Rüppel- und Weißflügeltrappen, die mich jedes Mal an die brandenburgischen Trappen erinnerten. Auf dem Foto stolziert die Riesentrappe (Ardeotis kori) im Etosha Nationalpark herum.

An den Wasserläufen im Caprivistreifen (Caprivi Strip) entdeckte ich Eisvögel wie den Riesenfischer, die wesentlich größer sind als unser Eisvogel, aber auch viel kleiner sein können – wie der farbenprächtige Malachiteisvogel.

Und statt mit Weißstörchen hatte ich es in Namibia mit Marabus, dem muschelknackenden Klaffschnabel, dem scheuen Sattelstorch und dem Nimmersatt zu tun, der stundenlang im Wasser stehend auf Beute wartet.

Dieser Ausflug in ein Namibia der Trockenzeit war natürlich etwas ganz anderes als meine frühsommerliche Reise an die Nordseeküste, wo das Land grün und die ungemähten Wiesen ein Blütenmeer waren.

Die Vogelguckerin Elke Brüser blickt vor einer gelb-grün blühenden durch die Kamera.

Junge Fluss-Seeschwalben im Visier: Vogelbeobachtung auf Neuwerk (©W. Becker-Brüser)

Im Juli 2018 und nochmals 2019 war ich auf Neuwerk, um mir die Seevogelkolonien im Wattenmeer der Nordsee genauer anzuschauen. Die Austernfischer waren hübsch und munter wie immer. Die fütternden Brandseeschwalben mit ihrem schwarzen Schopf und den Sandaalen im Schnabel eine echte Überraschung.

2018 Armenien

Auf meiner Vogelgucker-Tour in Armenien  besuchten wir auch die wunderbaren Klöster in diesem Land, das als erstes das Christentum zur Staatsreligion erklärt hatte. Und was sahen die Vogelbegeisterten sofort: Felsenschwalben, die sich bei einem Regenschauer im sakralen Gewölbe auf einem Sims ausruhten.

Vogeltouren bescheren einem so einige Überraschungen, etwa einen Schwarm Rosenstare unmittelbar an der armenisch-iranischen Grenze und Klippenkleiber, die ihre „Hütte” nicht an Felsgestein sondern an eine Hauswand kleistern.

In den Bergen Armeniens hätten wir fast den Gipfel des Aragats (4095 m) wegen abgehender Lawinen nicht erreicht. Dabei ist der imposante Berg gerade einmal eineinhalb Stunden von der im Mai wohltemperierten Hauptstadt Jerewan entfernt.

Wir haben trotz Eis und Schnee dann doch Blaukehlchen, Ohrenlerche, Alpenbraunelle und vieles andere zwischen Geröll, Schneeverwehungen und ersten Frühjahrsblühern gesehen.

Zwei Felsenschwalben auf einem Sims im Kloster

Klosterbewohner in Armenien

Elke Brüser schaut mit dem Fernglas in die schneebedeckten Berge

Vogelbeobachtung in Schnee und Eis (©Dirk Tolkmitt)

2017 Weißrussland

Weil ich von der phantastischen, unberührten Landschaft in Weißrussland gehört hatte, war ich 2017 mit einer Gruppe von VogelguckerInnen dort. Vieles hat mich wirklich begeistert, etwa der Bartkauz und die vielen Sprosser, die ich noch nie gehört hatte. Wunderbar auch die verschiedenen Rohrsänger. Aber den feucht-rutschigen Weg zum Seggenrohrsänger habe ich dann doch geschmissen und mir diese – bei uns nicht mehr vorkommende – Art nur durch ein Spektiv der Mitreisenden angeschaut.

Elke Brüser mit Fernglas und Mückenschutz beim Vogelgucken

Die Suche nach dem Seggenrohrsänger, geschützt vor den Mücken im Sumpfgebiet (©Jens Scharon)

Hitze und Staub schrecken Vogelgucker nicht ab. Hier wartete das Odinshühnchen auf uns.

Hitze und Staub schrecken Vogelgucker nicht ab. Hier wartete das Odinshühnchen auf uns.

2016 Wangerooge und Hallig Hooge

Viel Zeit für Vogelbeobachtungen hatte ich 2016 auf der ostfriesischen Nordseeinsel Wangerooge und auf der westfriesischen Hallig Hooge, wo ich einige Tage kreuz und quer über die Insel lief. Auf Wangerooge machten mir die Silbermöwen auf Krebsfang besondere Freude, auf Hooge waren es die Sandregenpfeifer, die Fluss-Seeschwalben und natürlich die Ringelgänse.

Vögeln zuzuschauen, verstehen zu wollen, was sie da treiben und sich dafür viel Zeit zu nehmen, das ist eine Art von Meditation. Und darum bin ich kein typischer Birder. Am wenigstens Verständnis habe ich für das sogenannte Speedbirding, bei dem es darauf ankommt, in kurzer Zeit möglichst viele Arten zu sehen oder zu hören. Mir geht es nicht darum, in Listen zu erfassen, welche Arten ich gesehen habe, mir geht es um die verstehende Beobachtung. Dabei schlägt manchmal das Herz höher, etwa wenn ein seltener Löffler an mir vorbeifliegt oder der helle Mäusebussard genau dort auftaucht, wo er mir ein Jahr zuvor schon begegnet ist.

ein weißer Löffler fliegt auf und weiter.

Löffler auf der Wattenmeerinsel Neuwerk

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