Am liebsten warm

Ein Star mit schwarzem Kopf und rosa Rumpf sitzt auf einem kahlen Ast vor blauem Himmel.

In diesem Blogbeitrag nehme ich euch mit an die armenisch-iranische Grenze, nach Meghri. Die Stadt am Grenzfluss Arax ist ein ganz wunderbar gelegener Ort – vor allem Anfang Mai, wenn dort die Kirschen und die Maulbeeren reif sind. Das wissen offenbar auch die attraktiv gefärbten Rosenstare zu schätzen.

Ich hatte das Glück einen dieser hellrosa schimmernden Schwärme über den Gärten der Stadt zu sehen. Es sind kleine, duftende Gärten, die sich dort im Tal ausbreiten und an den Hängen hochziehen.

Unter schattenwerfenden Granatapfel-, Kirsch- und Maulbeerbäumen werden allerlei Gemüsesorten gezogen, Weinreben ranken sich an hölzernen Pergolas hoch und überwuchern sie. Der Frühling ist besonders schön, denn nach einem kalten Winter wird es hier im Sommer oft sehr heiß.

Vor steil aufsteigenden Bergen liegt Meghri mit einer grünen Gartenlandschaft.
Die Gartenlandschaft von Meghri – sie lässt sich wie alle Fotos durch Anklicken vergrößern.

Star und Star

Rosenstare sind nahe Verwandte unseres heimischen Stars (Sturnus vulgaris), aber sie lieben das warme, trockene Klima. Darum trifft man sie vor allem in den teils heißen Regionen östlich des Schwarzen Meeres bis nach Kasachstan. Ihre westlichsten Brutgebiete liegen in Ungarn. Hauptsächlich leben sie als Schwarm in Steppen-, Halbwüsten- und Wüstenlandschaften oder an felsigen Geröllhängen, wo sie oft in großen Kolonien brüten.

Meine ersten Rosenstare erblickte ich von einer Anhöhe aus. Irgendjemand in unserer kleinen Gruppe mit erfahrenen Ornithologen hatte das Stichwort gegeben: „Rosenstare!“.

Vor grünen Bäumen und neben einem Haus fliegen rosig schimmernde Vögel im Schwarm.
Nur ein Teil des Schwarms mit mehreren hundert Rosenstaren ist im Bild.
Viele rosenstare auf und über einem Wellblechdach, das grau-roas getönt ist - wie die Stare.
Einige Rosenstare lassen sich auf den Bäumen nieder, fliegen aber dann mit dem Schwarm davon.

Die Vögel ließen sich nur kurz auf den Bäumen nieder – und auch nur ein Teil von ihnen –, und schon ging es weiter. Diese rosarote Wolke war jedenfalls total faszinierend. Schon die Schwärme unseres schwarz schillernden Stars sind eindrucksvoll, aber die farbige Variante mit rosigem Rumpf sieht bezaubernd aus.

Über hundert Rosenstare, die mit rötlich schimmernden Flügeln vor dunklen Bäumen vorbeifliegen.

Das Federkleid

An einer Ausfahrtstraße von Meghri begegnete ich den Rosenstaren ein zweites Mal. Da suchten sie nach einem leichten Regenschauer offenbar ein trockenes Plätzchen und schüttelten ihr Gefieder.

Neun rosenstare sitzen auf Baumzweigen.
Der Star in der Mitte schüttelt sein Gefieder.
Ein dutzende Rosenstare sitzen auf Zweigen und rund fünfzig kommen gerade angeflogen.
Es kommen noch ein paar Kollegen und Kolleginnen dazu.

Herangezoomt und stark vergrößert, erkennt man sogar auf dem Kopf die schwarze Federholle – auch Nackenschopf genannt. Diese Schopffedern können bei den männlichen Tieren bis zu 3,9 cm lang sein, berichtete der große deutsche Ornithologe des 19. Jahrhunderts Johann F. Naumann. Er hat dies an Rosenstaren, die sich bis nach Ostdeutschland verirrt hatten und abgeschossen wurden, ausgemessen. Bei den weiblichen Vögeln ist der Schopf übrigens weniger ausgeprägt. Die Jungvögel sind insgesamt blasser, und die Federchen der Holle müssen noch wachsen.

Knapp dreißig Rosenstare, darunter männliche mit Schopf und blass gefärbte Jungvögel.
Links ein Rosenstar mit Schopf, weiter rechts ein Jungvogel aus dem Vorjahr.

Was schmeckt?

In Armenien und den Nachbarländern sind Rosenstare verbreitete Brutvögel, die im Frühjahr zurückkommen, nachdem sie den Winter in Indien verbracht haben. Sie ernähren sich unter anderem von Insekten wie Grillen, Heuschrecken und Käfern, von Spinnen und kleinen Schnecken. Dabei helfen ihnen die langen kräftigen Zehen.

Der Naturforscher Alexander von Nordmann hat schon vor über 150 Jahren berichtet, dass sie immer dort in Massen auftauchen, wo riesige Heuschreckenschwärme unterwegs sind. Sie fressen nicht nur die ausgewachsenen Wanderheuschrecken, sondern auch deren Eier und Larven.

Ein Rosenstar umklammert mit großen Zehen einen blattlosen Zweig.
Auf unbelaubten Zweigen sieht man die langen, kräftigen Zehen. (Anklicken!)

Alexander D. von Nordmann: In seinem Werk Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, aus dem ich so gerne zitiere, schreibt Johann F. Naumann, dass er sich beim Rosenstar auf die detaillierten Angaben des finnischen Naturforschers Alexander v. Nordmann stützt. Der wirkte nach seiner Promotion in Berlin als Konservator am Botanischen Garten in Odessa und hat dort die Hochschule für Gartenbau gegründet.
In dieser Zeit (1832 – 1849) hat er viele Pflanzen- und Tierarten des Kaukasus untersucht und als erster beschrieben.
Darauf verweist meist der Artname wie bei der Schwarzflügel-Brachschwalbe (Glareola nordmanni). Besonders bekannt ist die nach ihm benannte Nordmanntanne (Abies nordmanniana), auf die er in Georgien stieß und die heute als Weihnachtsbaum kultiviert und besonders geschätzt wird.

Typisch für Rosenstare ist, dass sie animalische Beute nicht im Flug erhaschen, sondern in der Regel vom Boden aufnehmen. Wie sie diese verzehren, beschreibt Naumann in seiner Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas (1887-1905, 3. Aufl., Bd. IV, S. 24) sehr anschaulich so:

Alle kleinen Insekten werden ganz verschluckt; die größeren, wie die Wanderheuschrecken Grillus migratorius, G. vastator und ähnliche, nehmen diese Vögel in den Schnabel und stoßen sie solange gegen den Erdboden, bis Flügel und Beine abgehen, um nun das Übrige bald ganz, bald stückweise zu verschlucken.

Aber, wie erwähnt, waren Anfang Mai schon die Kirschen reif und die Maulbeerbäume hingen voll hellgrüner, weißer oder violetter Früchte. Ein vegetarisches Festessen für die Stare! Vermutlich war es der Grund für den Aufenthalt des Schwarms im Tal von Meghri. Dazu nochmals Naumann, weil er so schön formuliert (S. 24)

Außer Insekten sind dem Rosenstar reife Kirschen und Maulbeeren eine sehr gesuchte Lieblingsnahrung …

Ich erinnere mich gut daran, wie im letzten Sommer eine Steglitzer Starenfamilie unseren kleinen Kirschbaum geplündert und natürlich auch die roten Himbeeren gefuttert und verfüttert hat. Star bleibt eben Star.

Rosenstar | Étourneau roselin | Rosy Starling oder Rose-coloured Starling | Pastor roseus



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