Die Balz der Großtrappen in Brandenburg ist ein Schauspiel der besonderen Art, denn es ist unbedingt ein Erlebnis, wenn der balzende Hahn sein Gefieder förmlich umstülpt und zu einem weißen Federbusch mutiert.
Es ist allerdings so, dass mich im Etosha-Nationalpark von Namibia vier Trappenarten aus einem ganz anderen Grund begeistert haben: Die Vögel machen sich im Gelände fast unsichtbar, obwohl sie recht groß sind.¹ Das liegt vor allem am bräunlichen, scheckigen Federkleid der Trappen, die damit ihrer Umgebung genial angepasst sind.
Der Lebensraum mehrerer afrikanischer Trappenarten ist die trockene, meist gelblich-braun getönte Savanne mit Buschwerk und mehr oder minder hohem Gras. Manche Arten – wie die Rotschopftrappe – halten sich vor allem in der lichten Baumsavanne auf, in der die Blätter des Mopanebaums zwischen grün und rostbraun changieren.
Kaum zu entdecken
Wer nicht bereits damit rechnet, dass in dieser Umgebung quasi unsichtbare Trappen leben könnten, der hätte die beiden ruhenden Rüppelltrappen² vermutlich übersehen. Denn zwischen Gestein und Gräsern sind sie in der Dornbuschsavanne bis zur Unkenntlichkeit verborgen.
Auch wir wären beinahe an ihnen vorbeigefahren. Doch als das Auto stoppte, erhoben sie sich langsam und zogen sich von der Piste zurück – ich hoffe, sie haben meine Entschuldigung für unsere Ruhestörung angenommen.
Ein Kennzeichen der Rüppelltrappe ist der graue Hals mit dunklen Streifen, die bei den Herren – rechts auf dem Foto – stärker ausgeprägt sind als bei den Damen. Ansonsten unterscheiden sich die Geschlechter dieser mit 60 cm eher kleinen Trappe rein äußerlich nicht großartig: Biologen sprechen von einem gering ausgeprägten Geschlechts- oder Sexualdimorphismus.
Ähnlich aber anders
Die Weißflügeltrappe ist mit ihrem bräunlich geschuppten Rückengefieder nicht nur ein gut getarnter Vogel am Rand der ausgedörrten Etoshapfanne. Sie zeigt auch, wie man unauffällig und zugleich prächtig aussehen kann. Bei dieser Art ist der Sexualdimorphismus unübersehbar: Das Weibchen ist rundum eine beige-braune „Maus“, der männliche Partner trägt ein auffälliger getöntes Federkleid, mit dem er sich im Gelände dennoch gut verbergen kann.
Offenbar können sich die Trappenhähne den Luxus leisten, aufzufallen und sich von der Umgebung abzuheben. Aber dies ist immer ein Austarieren – für das die Evolution sorgt –, ob es wichtiger ist
unauffällig – wie so viele weibliche Vögel – zu bleiben und so vor Prädatoren wie Kampfadler und anderen Greifvögeln geschützt zu sein oder
mit leuchtenden Gefiederfarben den Artgenossen etwas zu signalisieren, zum Beispiel: ich bin ein gesundes, paarungsbereites Männchen: Schaut nur auf mein Prachtkleid!
Bei den Herren der Weißflügeltrappe fällt sofort auf, wie gut die Evolution arbeitet – dazu unbedingt die Fotos anklicken oder durch Wischen vergrößern: Sobald der Vogel den Hals streckt oder sich erhebt, treten die attraktiven schwarz-weißen Kontraste seines Gefieders hervor. Wenn er sich duckt oder man ihn von hinten oder oben sieht – also aus der Perspektive eines Greifvogels –, dann verschwimmt er mit der Landschaft.
Auffällig sind bei den Männchen in der Tat die farblichen Kontraste an Hals und Kopf, auch die gelben Beine. Aber die kontrastreichen Bereiche sind meist nicht sichtbar, denn sie befinden sich auf der Unterseite des Vogels. Und ist der Kopf eingezogen, ist er der Vogel wie vom Erdboden verschwunden.
Es ist kein Geheimnis: Nicht nur ein schlichtes, dem Habitat angepasstes Gefieder sorgt für Sicherheit vor Prädatoren, auch unauffälliges Verhalten. Davon profitieren alle Arten mit einer gemächlichen Lebensweise. Dass die meist langsam schreitenden und oft verborgen ruhenden Trappen generell in diese Gruppe gehören, ist keine Frage.
Herumlaufen und fressen, das tun die Vögel vor allem, wenn sie sich einigermaßen sicher fühlen. Und das sieht dann so aus:
Der Jumbo unter den Trappen
Die größte und schwerste Art in der Familie der Trappen ist die Riesentrappe, die ebenfalls im südlichen Afrika lebt. Ihr Bestand ist bedroht, denn mit dem starken Bevölkerungswachstum schwindet unter anderem durch Brandrodung und Ackerbau ihr Habitat. Und immer wieder kollidieren sie mit Zäunen und Masten, weil die schweren Vögel³ – bis zu sagenhaften 18 Kilo können männliche Tiere auf die Waage bringen – keine begabten, besonders manövrierfähigen Flieger sind.
Auch bei der Riesentrappe ist das Gefieder gut an die Umgebung angepasst, von „background matching“ spricht man in der englischsprachigen Wissenschaftsszene. Zwar sind die Gewicht- und Größenunterschiede der männlichen und weiblichen Tiere enorm, aber die Gefiederzeichnung ist nahezu identisch. Äußerlich ist der Sexualdimorphismus also weitgehend auf den Größenunterschied beschränkt.
Im grau-braun getönten Federkleid spiegeln sich Farbe und Struktur der Umgebung wieder. Und sicher ist das Weibchen unsichtbar, wenn es auf den ein oder zwei Eiern sitzt und brütet. Dafür ist es alleine zuständig, während sich das Männchen, ausgerüstet mit einem kleinen Penis, schon kurz nach der Kopulation mit anderen Weibchen gewissermaßen um den Bestand der Art kümmert.
Obwohl das Gefieder auf „Unauffälligkeit“ getrimmt ist, hat der Vogel an den Seiten wunderbare Schmuckelemente. Auch solche eher großflächigen Muster können dazu beitragen, dass ein Vogel mit seiner Umgebung verschwimmt. Erinnert die Fleckenzeichnung nicht an die Kotballen diverser Huftiere am Boden?
Manchmal lösen sich die äußeren Grenzen eines Vogelkörpers fast auf. Das illustriert dieses Foto der fliegenden Riesentrappe. Es ist beeindruckend, wenn der schwere Körper mit den kräftigen Beinen abhebt. Was für ein Vogel! Das dachten sicher auch die Schwarzfersenantilopen – auch Impalas genannt –, die auf eine spielerische Auseinandersetzung von jungen Löwen reagierten und plötzlich im Eiltempo davonrannten. Die Riesentrappe, die zuvor in ihrer Nähe war, haben sie vermutlich mitgerissen.
Das ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass sich Trappen in der Nähe von Huftieren aufhalten. Die flugfähigen Einzelgänger sind besser geschützt, wenn viele Augen und Ohren aufpassen. Und wir kennen das von den hiesigen Kranichen: Oft stolziert der Graue Kranich in der Nähe von Rehen herum.
Die Hektik, die von den jungen Löwen am Wasserloch ausging, hatte sich übrigens bald gelegt. Und es dauerte nicht lange, da trollten sich sowohl die Impalas als auch die Riesentrappe.
¹ Sich im Gelände verbergen, das können die Großtrappen allerdings auch. Dazu ein andermal.
² Diese Trappen sind keineswegs echte Rüpel, sondern ihr Name stammt von dem deutschen Natur- und Afrikaforscher Eduard Rüppell, der viele Tier – und Pflanzenarten beschrieben hat.
³ Das Gewicht der männlichen Riesentrappen liegt meist um die 12 Kilo, die weiblichen wiegen mit rund 6 Kilo nur die Hälfte.
Rotschopftrappe | Outarde à huppe rouge | Redcrested Korhaan | Lophotis rufiscrista
Rüppelltrappe | Outarde Rüppell | Rüppell’s Korhaan | Eupodotis rueppelli
Weißflügeltrappe | Outarde noire | Northern Black Korhaan | Afrotis afraoides
Riesentrappe | Outarde de Kori | Kori Bustard | Ardeotis kori
0 Kommentare