Trappen: super angepasst

13. Dezember 2019 | Große Vögel | 0 Kommentare

Fliegende Trappe

Riesentrappe in Namibia

Die Balz der Großtrappen in Brandenburg ist ein Schauspiel der besonderen Art, denn es ist unbedingt ein Erlebnis, wenn der balzende Hahn sein Gefieder förmlich umstülpt und zu einem weißen Federbusch mutiert.

Es ist allerdings so, dass mich im Etosha-Nationalpark von Namibia vier Trappenarten aus einem ganz anderen Grund begeistert haben: Die Vögel machen sich im Gelände fast unsichtbar, obwohl sie recht groß sind.¹ Das liegt vor allem am bräunlichen, scheckigen Federkleid der Trappen, die damit ihrer Umgebung genial angepasst sind.

Der Lebensraum mehrerer afrikanischer Trappenarten ist die trockene, meist gelblich-braun getönte Savanne mit Buschwerk und mehr oder minder hohem Gras. Manche Arten – wie die Rotschopftrappe – halten sich vor allem in der lichten Baumsavanne auf, in der die Blätter des Mopanebaums zwischen grün und rostbraun changieren.

Ein laufender Vogel von hinten, dessen Gefieder dem beige gesprenkelten Untergrund ähnlich ist.

Rotschopftrappe in der lichten Baumsavanne von Namibia

Großer Laufvogel zwischen dem Mopanebäumen und Buschwerk der Savanne.

Mit dem bräunlichen, scheckigen Federkleid macht sich die Rotschopftrappe zwischen Buschwerk und Mopane fast unsichtbar.

Kaum zu entdecken

Wer nicht bereits damit rechnet, dass in dieser Umgebung quasi unsichtbare Trappen leben könnten, der hätte die beiden ruhenden Rüppelltrappen² vermutlich übersehen. Denn zwischen Gestein und Gräsern sind sie in der Dornbuschsavanne bis zur Unkenntlichkeit verborgen.

Auch wir wären beinahe an ihnen vorbeigefahren. Doch als das Auto stoppte, erhoben sie sich langsam und zogen sich von der Piste zurück – ich hoffe, sie haben meine Entschuldigung für unsere Ruhestörung angenommen.

Savanne mit Grasbüscheln und Buschwerk

Ein unauffälliges Fleckchen Savanne …

In der Savanne, im Schatteneines Baumes, steht eine Trappe

… aber da hat sich ein „Schläfer“ erhoben und entfernt sich zögerlich.

Zwei Trappen in der Savanne gehen zwischen Steinen und Gebüsch wweg.

Bald darauf wird klar, dass zwei Vögel im Schatten geruht hatten.

Zwei beige-braune Trappen stehen zwischen ähnlich gefärbten Grashalmen.

Sie gehen vom Rand der Piste gemächlich in Richtung Buschwerk und sind zeitweilig gut sichtbar.

Ein Kennzeichen der Rüppelltrappe ist der graue Hals mit dunklen Streifen, die bei den Herren – rechts auf dem Foto – stärker ausgeprägt sind als bei den Damen. Ansonsten unterscheiden sich die Geschlechter dieser mit 60 cm eher kleinen Trappe rein äußerlich nicht großartig: Biologen sprechen von einem gering ausgeprägten Geschlechts- oder Sexualdimorphismus.

Ähnlich aber anders

Ausgedörrte Savanne unter blauem Himmel, in der zwei Trappen verborgen sind.

Suchbild: Hier sind zwei Weißflügeltrappen verborgen.

Die Weißflügeltrappe ist mit ihrem bräunlich geschuppten Rückengefieder nicht nur ein gut getarnter Vogel am Rand der ausgedörrten Etoshapfanne. Sie zeigt auch, wie man unauffällig und zugleich prächtig aussehen kann. Bei dieser Art ist der Sexualdimorphismus unübersehbar: Das Weibchen ist rundum eine beige-braune „Maus“, der männliche Partner trägt ein auffälliger getöntes Federkleid, mit dem er sich im Gelände dennoch gut verbergen kann.

Offenbar können sich die Trappenhähne den Luxus leisten, aufzufallen und sich von der Umgebung abzuheben. Aber dies ist immer ein Austarieren – für das die Evolution sorgt –, ob es wichtiger ist
unauffällig – wie so viele weibliche Vögel – zu bleiben und so vor Prädatoren wie Kampfadler und anderen Greifvögeln geschützt zu sein oder
mit leuchtenden Gefiederfarben den Artgenossen etwas zu signalisieren, zum Beispiel: ich bin ein gesundes, paarungsbereites Männchen: Schaut nur auf mein Prachtkleid!

Bei den Herren der Weißflügeltrappe fällt sofort auf, wie gut die Evolution arbeitet – dazu unbedingt die Fotos anklicken oder durch Wischen vergrößern: Sobald der Vogel den Hals streckt oder sich erhebt, treten die attraktiven schwarz-weißen Kontraste seines Gefieders hervor. Wenn er sich duckt oder man ihn von hinten oder oben sieht – also aus der Perspektive eines Greifvogels –, dann verschwimmt er mit der Landschaft.

Auffällig sind bei den Männchen in der Tat die farblichen Kontraste an Hals und Kopf, auch die gelben Beine. Aber die kontrastreichen Bereiche sind meist nicht sichtbar, denn sie befinden sich auf der Unterseite des Vogels. Und ist der Kopf eingezogen, ist er der Vogel wie vom Erdboden verschwunden.

Es ist kein Geheimnis: Nicht nur ein schlichtes, dem Habitat angepasstes Gefieder sorgt für Sicherheit vor Prädatoren, auch unauffälliges Verhalten. Davon profitieren alle Arten mit einer gemächlichen Lebensweise. Dass die meist langsam schreitenden und oft verborgen ruhenden Trappen generell in diese Gruppe gehören, ist keine Frage.

Der geduckt gehende Vogel mit schwarzer Bauseite und gelben Beinen sucht nach Futter im trockenen Savannegras.

Aus dieser Perspektive ist die hübsche Zeichnung des männlichen Vogel gut zu erkennen.

Herumlaufen und fressen, das tun die Vögel vor allem, wenn sie sich einigermaßen sicher fühlen. Und das sieht dann so aus:

 

Der Jumbo unter den Trappen

Die größte und schwerste Art in der Familie der Trappen ist die Riesentrappe, die ebenfalls im südlichen Afrika lebt. Ihr Bestand ist bedroht, denn mit dem starken Bevölkerungswachstum schwindet unter anderem durch Brandrodung und Ackerbau ihr Habitat. Und immer wieder kollidieren sie mit Zäunen und Masten, weil die schweren Vögel³ – bis zu sagenhaften 18 Kilo können männliche Tiere auf die Waage bringen – keine begabten, besonders manövrierfähigen Flieger sind.

Vorne ein großer erdfarbener Vogel, dahinter eine Gruppe mit über 20 Antilopen

Dass Trappen sich in der Nähe von Huftieren aufhalten, ist nicht ungewöhnlich. Es schützt sie.

Auch bei der Riesentrappe ist das Gefieder gut an die Umgebung angepasst, von „background matching“ spricht man in der englischsprachigen Wissenschaftsszene. Zwar sind die Gewicht- und Größenunterschiede der männlichen und weiblichen Tiere enorm, aber die Gefiederzeichnung ist nahezu identisch. Äußerlich ist der Sexualdimorphismus also weitgehend auf den Größenunterschied beschränkt.

Großer Vogel mit kräftigen Beinen und,dickem Hals und erdfarbenem Gefieder.

Auffällig ist der dicke Hals der männlichen Riesentrappe. Zur Balz wird er mächtig aufgebläht.

Im grau-braun getönten Federkleid spiegeln sich Farbe und Struktur der Umgebung wieder. Und sicher ist das Weibchen unsichtbar, wenn es auf den ein oder zwei Eiern sitzt und brütet. Dafür ist es alleine zuständig, während sich das Männchen, ausgerüstet mit einem kleinen Penis, schon kurz nach der Kopulation mit anderen Weibchen gewissermaßen um den Bestand der Art kümmert.

Großer Vogel mit kräfitgen Beinen, dickem Hals und erdfarbenem Gefieder

Nur an den Seiten leuchtet kontrastreiches Schmuckgefider.

Obwohl das Gefieder auf „Unauffälligkeit“ getrimmt ist, hat der Vogel an den Seiten wunderbare Schmuckelemente. Auch solche eher großflächigen Muster können dazu beitragen, dass ein Vogel mit seiner Umgebung verschwimmt. Erinnert die Fleckenzeichnung nicht an die Kotballen diverser Huftiere am Boden?

Manchmal lösen sich die äußeren Grenzen eines Vogelkörpers fast auf. Das illustriert dieses Foto der fliegenden Riesentrappe. Es ist beeindruckend, wenn der schwere Körper mit den kräftigen Beinen abhebt. Was für ein Vogel! Das dachten sicher auch die Schwarzfersenantilopen – auch Impalas genannt –, die auf eine spielerische Auseinandersetzung von jungen Löwen reagierten und plötzlich im Eiltempo davonrannten. Die Riesentrappe, die zuvor in ihrer Nähe war, haben sie vermutlich mitgerissen.

Großer erdfarbener Vogel im Flug, unter ihm rennen Antilopen

Unruhe am nahen Wasserloch hat Antilopen und die Riesentrappe aufgescheucht.

Das ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass sich Trappen in der Nähe von Huftieren aufhalten. Die flugfähigen Einzelgänger sind besser geschützt, wenn viele Augen und Ohren aufpassen. Und wir kennen das von den hiesigen Kranichen: Oft stolziert der Graue Kranich in der Nähe von Rehen herum.

Großer erdfarbener Vogel fliegt über Antilopen und hat die Beine bereits zum Landen ausgefahren.

Die Riesentrappe setzt zur Landung an. Schauen die Impalas zu?

Die Hektik, die von den jungen Löwen am Wasserloch ausging, hatte sich übrigens bald gelegt. Und es dauerte nicht lange, da trollten sich sowohl die Impalas als auch die Riesentrappe.

Am Horizont verschwindet eine Antilope vor blauem Himmel, vorne eine Trappe, die in dieselbe Richtung geht.

 

¹ Sich im Gelände verbergen, das können die Großtrappen allerdings auch. Dazu ein andermal.
² Diese Trappen sind keineswegs echte Rüpel, sondern ihr Name stammt von dem deutschen Natur- und Afrikaforscher Eduard Rüppell, der viele Tier – und Pflanzenarten beschrieben hat.
³ Das Gewicht der männlichen Riesentrappen liegt meist um die 12 Kilo, die weiblichen wiegen mit rund 6 Kilo nur die Hälfte.

Rotschopftrappe | Outarde à huppe rouge | Redcrested Korhaan | Lophotis rufiscrista
Rüppelltrappe | Outarde Rüppell | Rüppell’s Korhaan | Eupodotis rueppelli
Weißflügeltrappe | Outarde noire | Northern Black Korhaan | Afrotis afraoides
Riesentrappe | Outarde de Kori | Kori Bustard | Ardeotis kori

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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