Der graue Fischer

10. Dezember 2016 | Große Vögel | 5 Kommentare

Geäst, das aus dem Wasser eines See herausragt herausragt.

Der Reiher hat soeben auf altem Geäst im Schlachtensee Platz genommen.

Das ist doch eine gute Nachricht für den grauen Fischer am Schlachtensee. Er wird per Landesjagdgesetz in Berlin ganzjährig geschont, darf also nicht von Jägern geschossen werden. Und falls in diesem Winter der See doch noch zufriert und der Graureiher seinen Standort verlässt, gibt es eine zweite gute Nachricht: Auch in Brandenburg und fast allen (!) anderen Bundesländern unterliegen er und seine Artgenossen ganzjährig der Schonzeit.

Eine Ausnahme macht Bayern, wo Jägersmann und Jägersfrau die so gleichmütig wirkenden Stelzvögel vom 16. September bis 31. Oktober aufs Korn nehmen dürfen.¹

Zum Hintergrund nur so viel: Im Prinzip – also laut Bundesjagdgesetz – gehört der Graureiher in Deutschland zu den “jagdbaren“ Vogelarten. Das widerspricht allerdings der EU-Vogelschutzrichtlinie, die ihn unter Schutz stellt. Und die Bundesländer entscheiden bei uns nach Gusto. Es gilt das Landesjagdgesetz.

Graureiher steht im seichten Wasser am schilfbewachsenen Seeufer.

Im seichten Wasser lässt es sich prima fischen.

Früher wurde der Graureiher, der oft regungslos am Ufer steht, dann wieder lautlos durch flaches Wasser schreitet, intensiv bejagt. Deshalb merkt Alfred Brehm im Abschnitt über die Reiher geradezu mitfühlend an (Brehms Tierleben, 1900, S. 484):

An Scheu und Furchtsamkeit übertrifft er alle anderen Arten, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ihm am eifrigsten nachgestellt wird. Jeder Donnerschlag entsetzt ihn, jeder Mensch, den er von ferne sieht, flößt ihm Bedenken ein.

In meiner Kindheit hieß der Graureiher meist Fischreiher. Denn um satt zu werden, halten die langbeinigen Vögel im seichten Wasser vor allem nach Fischen Ausschau. Aber ihnen schmecken auch Frösche, Schlangen, Insekten, Mäuse und sogar kleine Jungvögel. Von diesen Alternativen gibt es allerdings immer weniger.

Graureiher gehören zu den Teilziehern. Wie weit und wohin sie bei Wintereinbruch fliegen, machen sie vom Nahrungsangebot und dem Gelände abhängig. Ruheplätze braucht der leise Fischer auf langen Beinen auch. Am Schlachtensee nutzt er zerborstene Birkenstämme und anderes Geäst, das mit einigem Abstand vom Uferweg – samt Spaziergängern und Hunden – aus dem Wasser ragt. Nochmals Alfred Brehm:

Er besucht die kleinsten Feldteiche, Wassergräben und Lachen, ebenso, wenigstens in der Winterherberge, seichte Meerbusen und Küstengewässer, bevorzugt jedoch Gewässer in deren Nähe es Waldungen oder wenigstens hohe Bäume gibt; auf letzteren pflegt er der Ruhe.

Graureiher steht auf Geäst im Wasser und pflegt sein Gefieder.

Hier pflegt er sein Gefieder und „der Ruhe“, wie Alfred Brehm so schön formuliert.

¹Ausnahmeregelungen gibt es auch in anderen Bundesländer, wie ich 2020 in dem Blogpost „Der pfiffige Reiher” feststelle.

Graureiher | Héron cendré | Grey heron | Ardea cinerea

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

5 Kommentare

  1. Ja, das würde ich auch gerne wissen. Bei den Enten oder beim Pfau ist’s ja einfach. ;-D

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    • Du sagst es. Bei den Schreitvögeln, zu denen außer den Reihern, die Rohrdommeln, Sichler, Ibisse, Löffler und auch die Störche gehören, unterscheiden sich die Geschlechter kaum. Der Sexualdimorphismus ist gering: wenig Unterschiede in Gestalt, Federkleid usw. Die großen Schreitvögel mit ihren langen Beinen – Stelzvögel werden sie auch genannt – nisten fast alle auf Bäumen. Mit anderen Worten, da ist das weibliche Tier beim Brüten nicht auf ein unauffälliges Federkleid angewiesen. Matte beige-braun-graue Farbtöne waren zum Cachieren des Nests in der Evolution nicht von Vorteil. Das ist bei den Tauchenten, zu denen die Tafelente gehört anders.

    • Nachschlag: Manche Graureiher sind sehr zutraulich und zu echten Großstädtern geworden. So auch jener graue Fischer, der sich passenderweise die Fischerinsel im Zentrum von Berlin als Domizil erkoren hat. Die Malerin Ursula Köppl hat die Idee vom Stadtreiher weitergedacht und ihren Graureiher in ein urbanes Setting gestellt. Auch wenn die Poollandschaft auf den Dächern Berlins – anders als in Manhattan – definitiv noch ausbaufähig ist.

  2. @der graue Fischer: Das Bild mit dem geneigten Kopf ist BESONDERS SCHÖN! Danke!

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    • Und das kühle Winterlicht war in diesem Fall wahrlich ein Geschenk des Himmels. Da flimmert und reflektiert nichts. Bin gespannt, ob ich irgendwann herausfinde, ob es sich um einen Fischer oder eine Fischerin handelt.

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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