Der farbenprächtige Stieglitz ist in Deutschland der Vogel des Jahres 2016, dafür haben der Naturschutzbund Deutschland, kurz NABU, und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LVB) gesorgt.
Und diese Wahl findet man in einem idyllisch gelegenen Herrenhaus in der Bretagne ganz wunderbar. Denn dort, in dem weitläufigen Garten des Manoirs, vergnügte sich in diesem Sommer ein Stieglitzpaar. Seinen Wohnsitz hatte es gut gewählt, denn der Garten ist von Wäldern, Wiesen und Feldern umgeben. Dort findet der lebhafte Stieglitz, der gerne auf stabilen Halmen sitzt und knabbert, am ehesten Futter. Verschiedene Sämereien und vor allem die Früchte von Disteln gehören dazu. Distelfink wird er daher bei uns auch genannt. Aber der farbenfrohe Vogel frisst auch die Früchte von Erlen und anderen Bäumen. Im Frühjahr geht er dann auf Insektenfang. – Die berühmten Austern im nahegelegenen Belon, wo Fluss und Meer ineinanderfließen, sind auch französischen Stieglitzen hingegen schnuppe.
Ich konnte dem Männchen stundenlang zu sehen, wie es von der Spitze einer kleinen Blutbuche, zu einer Echten Kastanie und von dort auf den Zweig einer Rotbuche flog. Er zwitscherte im Flug und kaum gelandet, ging es schon wieder los. Manchmal folgte ihm das etwas blasser gefärbte Weibchen – meist war der unruhige Geselle allerdings alleine unterwegs. In Brehms Tierleben ist das typische Verhalten und wie es auf uns wirkt unschlagbar gut beschrieben (Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien, 1900, Bd. 4, S. 303):
Der Stieglitz ist höchst anmutig, in allen Leibesübungen wohl bewandert, unruhig, gewandt, klug und listig, hält sich zierlich und schlank und macht den Eindruck, als ob er seiner Schönheit sich bewusst wäre. Als wahrer Baumvogel kommt er nur ungern auf den Boden herab und bewegt sich hier auch ziemlich ungeschickt; dagegen klettert er wie eine Meise, hängt sich, wie die Zeisige, geschickt von unten an die dünnsten Zweige und arbeitet minutenlang in solcher Stellung. Sein Flug ist leicht und schnell, wie bei den meisten Finken wellenförmig, und nur dann schwebend, wenn er sich niederlassen will. Zum Ruhen bevorzugt er die höchsten Spitzen der Bäume oder Gesträuche, hält sich hier aber niemals lange an einem Orte auf, weil sich seine Unruhe immer geltend macht.
Mittlerweile ist das Stieglitzpaar vermutlich aus der Bretagne verschwunden. Die Vögel ziehen im Herbst nicht weit, meist aber eine Strecke nach Südwesten. Französische Stieglitze landen dadurch in Spanien, ihre Artgenossen aus den Niederlanden oder Großbritannien peilen milde Regionen in Frankreich an. Der Stieglitz ist ein typischer Kurzstreckenzieher. Man kann ihn aber auch als Strichvogel bezeichnen, denn er legt sich nicht fest, streicht viel herum und überwintert dort, wo es sich gut leben lässt.
Stieglitz = Distelfink | Chardonneret elégant | Goldfinch | Carduelis carduelis
Et en français: Le vif pinson
Bei uns hat sich ein Stieglitze auf dem Balkon an den aufgeblühten Kornblumensamen gütlich getan.Das war schön zu sehen,stimmt aber auch traurig,
da alle Rasenflächen kurz gemäht werden,damit es ordentlich aussieht.
Da stimme ich dir uneingeschränkt zu. Noch bedrückender ist die Zunahme „versteinerter“ Vorgärten. Soweit ich weiß, wurden die jetzt als Neuanlage in Bremen verboten.
Liebe Elke, das Foto zu verborgene Zwischenlandung, gefällt mir sehr. Es hat eine tolle dynamische Atmosphäre.
Das war wirklich ein Glückstreffer. Man sieht die ganze Farbenpracht, auch das schöne und intensive Gelb, das der Stieglitz sonst vor allem mit ausgebreiteten Flügeln zeigt. Aber im Flug war er immer schneller als ich, und das Licht war zudem für ein Foto ungünstig.