Geflügelte November-Fischer

21. Dezember 2024 | Große Vögel | 0 Kommentare

Ein dunkler Kormoran steht auf einem Ast über silbrig-grauem Wasser

Dunkles Gefieder mit einem bronzefarbenen Metallglanz

An einem grauen Novembertag konnte ich beobachten wie Kormorane fischen. Jetzt im Dezember möchte ich von diesem Erlebnis – klein aber faszinierend – berichten. Auch weil es illustriert, dass es sich lohnen kann, bei miesem Wetter rauszugehen, um die Vogelwelt zu erkunden. Mein Ziel war der Schlachtensee von Steglitz-Zehlendorf in Berlin, wo es immer etwas zu entdecken gibt.

Mal sind es die balzenden Haubentaucher, mal die tauchenden Tafelenten, eine putzige Rötelmaus oder ein Graureiher, der übers winterliche Eis schliddert.

Eigentlich wollte ich die Schwarzspechte im angrenzenden Grunewald besuchen, aber dann blieb ich doch an den Kormoranen hängen. Diese finden sich erst seit vier oder fünf Jahren regelmäßig am Schlachtensee ein und sind sicher eine Absiedlung von der großen Brutkolonie auf dem Imchen in der Havel. Einige der Vögel posierten wie üblich auf abgestorbenem Geäst in Ufernähe. Aber als ich bemerkte, was andere auf dem Wasser trieben, war ich durchaus verblüfft.

Dunkle Kormorane stehen auf abgestrobenen Ästen, die aus einem See herausragen, am gegenüberliegenden Ufer stehen Kiefern und Laubbäume.

Manchmal beleuchtete etwas Sonne die ruhenden Kormorane

Flügelschlagend auf dem Wasser

Zunächst fielen mir einzelne Kormorane auf, die – mit den Füßen im Wasser rudernd – sehr kräftig mit ihren Flügeln schlugen. Und dann hoben sie plötzlich ab oder tauchten erneut unter: Ganz eindeutig mussten sie ihr Gefieder von der Last des Wassers auf und zwischen den Federn befreien.

Auf silbrig-geaueme Wasser hat ein dunkler Vogel seine Flügel ausgebreitet.

Flügelschläge auf dem Wasser

Der Ruheplatz dieser Kormorane in Ufernähe war nicht weit entfernt. Doch mit nassen, schweren Flügeln fliegt es sich nicht sonderlich gut. Darum wurden sie zunächst ausgeschüttelt. Am Ziel angekommen, breiteten sie kormorantypisch ihre Federn aus, um sie zu nun durchzutrocknen.

Das Flügelschlagen auf der Wasserfläche und den Abflug zum Ruheplatz zeigt ein kurzes Video mit leichter Zeitlupe (10% langsamer).

Wenn Kormorane fischen machen sie meist mehrere Tauchgänge nacheinander, bevor sie in der Nachbarschaft von Artgenossen pausieren. Sie sind äußerst soziale Lebewesen, obwohl es in ihren Brutkolonien zu allerlei Kabbeleien kommt.

Zwei Kormorane auf totem Geäst, wobei eienr die Flügel ausgebreitet hat.

Auf dem Ruheplatz werden die Flügel aufsgespannt, um sie zu trocknen.

Kormorane sind Fischfänger

Am spannendsten und durchaus überraschend war allerdings weniger der Abflug und das Pausieren, sondern was die Vögel beim Fischen anstellten. Ich musste es mir mit dem Fernglas genau anschauen, bevor ich verstand, was da los war: Mit einem Schwups – typisch für Kormorane – tauchten sie zunächst ab. Hans von Boetticher beschreibt das Verhalten in Pelikane, Kormorane und anderer Ruderfüssler (Die Neue Brehm-Bücherei, 1957, Bd. 188) auf Seite 38 so

Ebenso geschickt wie im Schwimmen, sind die Kormorane auch im Tauchen. Von ihrer Ruhestelle oder Beobachtungswarte auf dem Lande aus stürzen sie sich kopfüber in die Fluten. Wenn sie schwimmen, machen sie einen kleine Aufsprung nach oben und tauchen dann kopfunter. Unter Wasser schwimmen sie ebenso geschickt wie auf dem Wasser hierbei mit den Füßen rudernd …

Und auf derselben Seite lese ich

Da beim Unterwasserschwimmen die Flügel meist, aber nicht immer vom Körper etwas abgespreizt werden, wird das Gefieder der Flügel, da es nicht wie bei Enten z.B. in wasserdicht abschließenden Tragfedertaschen geschützt ist, stark durchnäßt. Der aus dem Wasser steigende Vogel muss seine Fittiche erst trocknen.

Soweit so gut. Nun zu dem auffälligen Verhalten der Kormorane vom Schlachtensee: Wenn sie aus dem Wasser wieder auftauchten, hatten sie ein kurioses Etwas im Schnabel und machten die sonderbarsten Kopfbewegungen: Ein energisches Schütteln, ein Eintauchen der Beute ins Wasser und erneutes Schütteln konnte ich beobachten. Spritzwasser flog in Tropfen um ihren Kopf, weil sie ihren Fang kräftig herumschleuderten. Die folgende Fotoserie zeigt eine dieser Aktionen.

Mit Beute im Schnabel aufgetaucht

Der Fang wird herumgeschleudert

Die Beute wird fester angepackt und erkennbar

Hin und wieder entdeckte ich aus der Ferne ein kleines Fischchen in Ihrem Schnabel. Allerdings: Farbenprächtig sind meine Fotos nicht. Denn nicht nur in der Nacht, auch im trüben November sind alle (Katzen und) Vögel grau.

Ein Fischchen im Schnabel

Was aber ging da vor sich? Wozu dienten die Schleuderbewegungen? Nach und nach verstand ich …

Diese Fischchen waren gewissermaßen verpackt. Wasserpflanzen hatte sich drumherum gewickelt. Die mussten von den Vögeln schwimmend gelöst und weggeschleudert werden, bevor sie den Fisch in den Schlund befördern konnten. Dazu nun ein erklärendes Video vom Abtauchen, vom Auftauchen und dem Schütteln der Beute. Verschluckt wird sie nicht, denn sie geht beim Eintauchen ins Wasser diesem Kormoran verloren. Am Ende folgt ein weiteres Video vom Abtauchen; es zeigt zwei Kormoranen.

Kormorane sind keine Vegetarier, und darum schmecken ihnen Wasserpflanzen nicht, sondern sind quasi „ärgerlich“. Sie fischen zudem nicht im tiefen, offenen Meer, wie etwa Basstölpel. Daher kennen sie das Problem mit dem störenden „Grünzeug“ und haben die eine oder andere Fangtechnik.

Keine Stoßtaucher

Kormorane sind keine Stoßtaucher wie Basstölpel oder Seeschwalben, die aus der Luft ins Wasser hineinschießen, sondern sie verfolgen ihre Beute unter Wasser. Und die flüchtet, wenn möglich, in den Bewuchs am Grund eines Sees oder eines anderen Binnengewässers. Auch an der Boddenküste der Ostsee von Mecklenburg-Vorpommern oder an der Nordsee haben sich längst Kormorane angesiedelt. Dort müssen sie sich bei der Jagd auf Fische oft mit Seegras und Algen herumschlagen …

Ein dunkler Vogel im Wasser, irgendetwas hat sich um seine Schnabel gewickelt.

Wasserpflanzen: fest um den Schnabel gewickelt

Aufgelockertes Grünzeug nach dem Eintauchen ins Wasser

Ein dunkler Vogel schaut aus dem Wasser und hat einen silbrig glänzenden Fisch im Schnabel.

Endlich von Wasserpflanzen befreit und der Fisch im Schnabel

Ausblick: Nicht immer sind die Kormorane am Schlachtensee zu sehen. Aber immer wieder. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit und der Gelegenheit, wann sie sich dort auch zum Brüten niederlassen. Damit fangen sie jedenfalls früh im Jahr an, gewissermaßen im Winter, wenn Badende, Hundehalterinnen, Stand Up-Paddler und andere Zweibeiner die städtischen Gewässer im Grunewald eher selten oder gar nicht bevölkern. Zu viel Besuch in ihrem Habitat ist vermutlich ein Störfaktor – auch für Kormorane.

Kormoran | Grand cormoran | Great Cormorant | Phalacrocorax carbo

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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