Mit brauner Kehle

28. Oktober 2022 | Kleine Vögel | 0 Kommentare

Weibliches Braunkehlchen auf grüner Wiese

Braunkehlchen in seinem typischen Lebensraum

Das Braunkehlchen wurde vom NABU und dem LBV gerade zum Vogel des Jahres 2023 gekürt. Das ist gut und richtig und wichtig. Denn dieser nur 12-14 cm große Vogel ist in seinem Bestand bedroht, weil er sich hierzulande nicht mehr gut ernähren und fortpflanzen kann, wenn er im April aus seinem afrikanischen Winterquartier zurückkehrt.

Männliches Braunkehlchen steht auf einem trockenen Ast

Ausnahmweise hoch oben: Männliches Braunkehlchen

Das liegt an der artenarmen und intensiv genutzten Agrarlandschaft in Europa, die das Aus für viele insektenfressende Wiesenvögel bedeutet.

Ihnen geht die Nahrung aus und ihre Gelege in Bodennestern sind durch unökologische Anbaumethoden und häufiges Mähen von Wiesen gefährdet. Zum Füttern der geschlüpften Nachkommen fehlen ebenfalls die Insekten, die blühende Wiesen bevölkern.

Dennoch können wir Braunkehlchen in den Sommermonaten bei uns entdecken. Aber sie sind rar. Ornithologen und Ornithologinnen schlagen seit Jahren Alarm¹ – und der NABU wirbt längst für Spenden, die helfen sollen etwa Brachflächen und Moore zu erhalten.

Flyer des NABU mit bedrohten Feld- und Wiesenvögeln.

Bedrohliche Abnahme bei bekannten Feld- und Wiesenvögeln seit 1980

Im Habitat der Braunkehlchen

Wer Braunkehlchen beobachten möchte, hat auf den sogenannten Ackerbrachen² und nicht-wirtschaftlich genutzten Wiesen in Naturschutzbereichen die besten Chancen. Ihnen nahe zukommen ist allerdings fast unmöglich, ein gutes Fernglas sollten wir also parat haben.

Ungemähte Wiesen mit Baumbestand im Hintergrund, vorne ein kleines Braunkehlchen.

Das Habitat „meiner“ Braunkehlchen

Weibliches Braunkehlchen auf kleinem Busch

Weibliches Braunkehlchen auf seinem Ansitz

Männliches Braunkehlchen auf kleinem Busch

Männliches Braunkehlchen auf seinem Ansitz

Sehr schön ist im Urania Tierreich (Ausgabe Rowohlt 1974, Vögel Bd.3) beschrieben, wie das typische Habitat dieses kleinen Singvogels aussieht – wo also sein Lebensraum ist und wo wir es finden können. Ich lese auf Seite 396

Unser Braunkehlchen (Saxicola rubetra) lebt auf hochgrasigen Wiesen, Lichtungen und Mooren, wo einzelne Büsche und andere erhöhte Sitzwarten, vor allem hohe Stauden, stehen. Es nistet gut versteckt an der Erde, sucht seine Nahrung aber hauptsächlich in der Krautschicht …

Vor Jahren habe ich das erste Mal ein Braunkehlchen beobachten können, im naturgeschützten Bereich der Nuthe-Nieplitz-Niederung. Da war ich als Birderin noch nicht lange unterwegs – und der kleine Vogel bekam einen ebenso kleinen Auftritt im meinem Vogelblog, der sich damals gerade erst entwickelte.

Was ich aber vor allem sagen möchte: In demselben Gelände treffe ich in jedem Frühjahr erneut Braunkehlchen an. Es hat sich in den gut sechs Jahren dort dank Naturschutz wenig verändert. Bekannt ist, dass viele Vögel aus dem Winterquartier dorthin zurückkehren, wo sie bereits gebrütet haben oder selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Mit anderen Worten: Wer einen Vogel nochmals beobachten möchte, vielleicht länger und mit anderen Fragen als zuvor, der geht am besten dorthin, wo er ihn bereits einmal entdeckt hat.

Die Braunkehlchen-Wiese

Bei meinem letzten Besuch in dem Wiesengelände konnte ich die kleinen braunkehligen Vögel beim Insektenfang beobachten. Es waren sogar zwei, ein Männchen und ein Weibchen, die von ihrem jeweiligen Ansitz aus starteten. Manchmal saßen sie auch nah beieinander auf demselben krautigen Gewächs, das ihnen ausreichend Überblick ermöglichte und auch Deckung bot.

zwei Braunkehlchen auf kleinem Busch

Zwei Braunkehlchen auf kleinem Busch

Links: Braunkehlchen-Mann, zu erkennen an den fast schwarzen „Backen“… Rechts: Braunkehlchen-Dame

Fotos zum Insektenfang habe ich leider nicht, zu weit waren die Vögel entfernt. Aber wieder einmal hat der Ornithologe Johann F. Naumann in seinem Hauptwerk (Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1887-1905, 3. Aufl, Bd I) das Verhalten einer Vogelart ganz wunderbar beschrieben, Seite 112

Von ihrem erhabenen Sitze herab können sie einen größeren Umkreis überschauen, und so sieht man sie bald hier-, bald dorthin fliegen, ein Insekt von der Erde aufnehmen, einem anderen hier in einigen Sprüngen nachsetzen u.s.w. und sich dann wieder auf die erste oder eine ähnliche Stelle setzen, um von neuem aufzupassen.

Und weiter

Aber nicht allein auf die kriechenden, sondern auch auf die fliegenden Insekten erstreckt sich ihre Jagd, und sie fangen die vorbei- und darüberwegfliegenden mit ungemeiner Gewandtheit im Fluge, so dass sie oft von ihrem Sitze senkrecht in die Höhe fliegen …

Kleiner Tipp: Den Braunkehlchen zuzuschauen, macht großen Spaß. Am besten ist es, sich ruhig auf den Boden zu setzen – das wirkt weniger bedrohlich –, und wenn sie sich an die fremde Person gewöhnt haben, verhalten sie sich geradezu ungestört. Was ansonsten zu beachten ist, habe ich in meinem Birdingtext bereits notiert.

Braunkehlchen auf grüner, blumiger Wiese

Braunkehlchen-Damen haben keine dunklen „Backen“.

Ich habe einmal geschrieben und auch im Hörfunk erzählt, dass die Vogelbeobachtung für mich etwas Meditatives hat. Gerade am Rand dieser stillen Braunkehlchen-Wiese habe ich das Innehalten und Besinnen oft genossen. Und dann kreisen die Gedanken und gleiten davon …

… vielleicht ausgehend von der Vorstellung, dass dieser zarte Vogel im Herbst über 5000 Kilometer weit in sein westafrikanisches Winterquartier fliegt. Später dann im zeitigen Frühjahr dieselbe Strecke zurücklegt. Nachts. Vor allem aber: Ohne zu wissen, ob sein Brutgebiet noch in Takt ist, ob die weite Reise lohnt.

¹ z.B.: T. Langgemach, T. Ryslavy u.a.: Vogelarten der Agrarlandschaft in Brandenburg – Bestände, Bestandstrends, Ursachen aktueller und langfristiger Entwicklungen und Möglichkeiten für Verbesserungen, in: Naturschutz und Landschaftspflege, 2019, Heft 2, 3, S. 3 – 69
² Zur Bedeutung der Ackerbrachen für die Feld- und Wiesenvögel hat Jörg Hoffmann geforscht und vielfach publiziert, z.B. Ackerbrachen in Der Falke 2019, 10, S. 18-23

Braunkehlchen | Tarier des prés | Whinchat | Saxicola rubetra

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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