Kürzlich entdeckte ich sie zum ersten Mal: eine braunköpfige Tafelente auf dem Schlachtensee. Und gleich danach eine zweite, weniger stark gefärbt. Also das weibliche Tier.
Normalerweise sind auf dem See um diese Zeit nur viele Blässhühner unterwegs. Dazu die Stockenten, die hier ganzjährig herumschwimmen – solange der See nicht zufriert. Die Höckerschwäne sind längst auf und davon. Erstaunlicherweise paddelte aber noch ein einzelner Haubentaucher herum. Aber was mich so faszinierte – und ohne Fernglas hätte ich sie glatt übersehen –, das waren die Tafelenten. Sie schwammen etwas verborgen am Rande des Schilfs.
Tafelenten sind Teilzieher, und wer sich von ihnen in Berlin niederlässt, hat vermutlich eine weite Reise hinter sich. Die Vögel kommen meist aus Nord- und Osteuropa in den Wintermonaten zu uns, wenn dort die Kälte einzieht.
Weil ich beim ersten Mal nur das etwas blass gefärbte weibliche Tier zu sehen bekam, bin ich nochmals an den Schlachtensee gegangen und hatte Glück. Jetzt waren nicht nur im fahlgrauen Novembermorgen zwei Paare zu erkennen, sondern allmählich kam sogar die Sonne durch und erleichterte die Beobachtung.
Anfangs dösten die hübschen Tiere, ließen sich mit geschlossenen Augen auf dem Wasser treiben. Später konnte ich einen Erpel, das ist der „Mann“, bei seinen Tauchgängen beobachten. Die morgendliche Müdigkeit hatte übrigens seinen Grund: Tafelenten sind nachts aktiv, suchen dann nach Nahrung.
Die braunköpfigen Enten mit hellgrauem Gefieder, schwarzer Brust und schwarzem Schwanz gehören zu den Tauchenten. Diese gründeln nicht – nach dem Motto „Köpfchen unters Wasser, Schwänzchen in die Höhe“ –, sondern stoßen bis auf den Grund vor. Allerdings geht die Tafelente dabei nicht sehr tief, angeblich taucht sie bis zu 2 Meter. Von dort holt sie sich vor allem Wasserpflanzen, aber auch Schnecken, Krebstiere oder Fischchen.
Den Speiseplan einer Tafelente hat Alfred Brehm (Brehms Tierleben, 1900, Die Vögel, Bd.3, S. 658) besonders blumig so beschrieben:
Während des Sommers nährt sich diese Tauchente vorzugsweise von Pflanzenstoffen: Wurzelknollen, Keimen, zarten Blätterspitzen, Blüten und Samen der verschiedenen Wasserpflanzen. Nebenbei fängt sie Kerbtiere und Fischchen, liest Muscheln auf, kurz, sucht ihren Tisch so vielseitig wie möglich zu beschicken; während des Zugs geht sie mehr zu tierischer Nahrung über…
Gefahr durch Vogelgrippe?
Ich hoffe, dass der Schlachtensee nicht so rasch zufriert und die Tafelenten in Deutschland gut über den Winter kommen. Das ist nicht sicher:
- Denn vom 1. Oktober bis 15. Januar darf die Tafelente laut Bundesjagdgesetz bejagt werden. Davon machen einige Bundesländer eine Ausnahme – in Schleswig-Holstein gilt zum Beispiel eine ganzjährige Schonzeit –, aber ansonsten ist außerhalb von Städten die Jagd auf sie eröffnet. Hoffen wir also, dass die beiden Paare am Schlachtensee bleiben wo sie sind.
- Außerdem lebt die Tafelente oft mit anderen Wasservögeln zusammen, besonders gern mit Reiherenten, von denen jetzt am Bodensee viele an der Vogelgrippe gestorben sind. Und noch ist nicht klar, woher das aktuelle Virus H5N8 kommt.
Ich habe schon in „Vogelgrippe durch Zugvögel?” darauf hingewiesen, dass einige Ornithologen das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) kritisieren, weil es einseitig die Wildvögel für H5N8 Infektionen in Westeuropa verantwortlich macht, statt genauer auf die Geflügelwirtschaft zu schauen. Kein Wunder, dass sich der Präsident des FLI dagegen wehrt. Aber er kann bisher nicht beantworten, warum es in Berlin tote Wasservögel durch H5N8 gibt und wie das Virus in Mastbetriebe gekommen ist.
Tafelente | Fuligule milouin | Pochard | Aythya ferina
Et en français: En pleine forme
Ich hab heute das erste mal die Tafelenten hier bei mir auf dem großen Plöner See gesehen. Bislang waren neben den Gänsen und Schwänen viele Regierenden hier. Wobei in diesem Jahr sehr reduziert.
Danke für all die Infos.