Es kann sich nur um Tage handeln, dann verschwinden auch „meine“ Störche in Richtung Süden. Berichte und Fotos von großen Storchen“meetings“ machen in den Medien bereits die Runde. Gerade aus dem südfranzösischen Urlaub zurück, machte ich mich deshalb gleich auf den Weg zu „Tristan und Isolde“ inklusive Nachwuchs. – Und deshalb geht es in diesem Blogpost nochmals um Störche, aber danach ist endlich die Grauammer dran.
Ideales Wetter
Dass Weißstörche sich im August hier und da sammeln, ist bei ihnen und vielen anderen Zugvögeln üblich. Wir kennen das von Schwalben, die früher so oft auf den Überlandleitungen saßen – heute fehlen hierzulande leider diese Sammelplätze auf den durchhängenden Strippen. Und wir kennen das von den rar gewordenen Staren, die in Schwärmen wendig über abgeerntete Felder fliegen, bevor auch sie sich auf Stromleitungen niederlassen.
Offenbar hatte ich heute den richtigen Riecher: angekündigt war für Berlin und Umgebung warmes, sommerliches Wetter, erst nachmittags sollte es zu Gewitter und Schauern kommen können. Ich packte also meine Sachen und machte mich auf den Weg, um am Horst von „Tristan und Isolde“ nachzuschauen.
Vielleicht würde ich sie – so wie letztes Jahr – auf einer der benachbarten Wiesen mit ihrem Nachwuchs entdecken, etwa beim Heuschreckenfang oder mit allerlei Flugübungen beschäftigt.
Vielleicht döste das Nesthäkchen aber noch auf dem Storchenhorst.
Doch dann das: Ich hatte mein Ziel noch gar nicht erreicht, da lugten weiße Zipfel aus einer langhalmigen, ungemähten Wiese hervor. Wegen einer Umleitung ratterten hier LKW vorbei, aber das störte die dort herumstolzierenden insgesamt zwölf weißen Zipfel gar nicht. Meist war der Kopf weit unten … auf Futtersuche.
Vorsicht Mensch!
Viele Vögel mögen keine Fußgänger – schon gar nicht, wenn die sich annähern und dann noch eine Linse vor den Augen haben. Den PKW weitab geparkt, ging ich darum vorsichtig auf der gegenüberliegenden Straßenseite an den weißen Zipfeln vorbei und blickte nicht zu ihnen, sondern in die entgegengesetzte Richtung.
Etwas versteckt und angelehnt an einen Straßenbaum konnte ich dann sehen, dass mich zwar zwei Störche fest im Auge hatten, aber die anderen schienen nicht beunruhigt. Ich war ja auch rund 100 Meter entfernt – und unter ihrer Kontrolle.
Abheben und Landen
Was ich dann sah, war ein morgendliches Geschenk: Flugübungen. Mal hob der eine Storch, mal der andere ein wenig ab und übte sich im Landen.
Und dann schraubten sich die ersten tatsächlich in die Luft, flogen hoch und immer höher, kreisten in der günstigen Thermik über der prächtigen Spätsommerwiese und segelten schließlich davon.
Schauen wir mal, ob der Horst von „Tristan und Isolde“ wirklich leer ist, dachte ich, und zuckelte mit meinem kleinen offenen PKW davon. Und wie erwartet: Am Horst kein Storch in Sichtweite, auch nicht auf den nahegelegenen Wiesen.
Als ich mich gerade über einen neu errichteten Hochsitz für das Jägervolk ärgerte – genau dort stand er, wo am Waldrand die Kraniche den Rehen immer wieder mal „Hallo“ sagen –, ließ sich dann plötzlich doch ein Storch in Horstnähe blicken – hoch oben am Himmel kreiste er.
Noch ein zweiter kam angeflogen, und beide machten dem Berliner Flugverkehr gefährliche Konkurrenz.
Flugübungen mit guten Bekannten
Kurz drauf näherten sich weitere Störche – der frühmorgendliche Trupp war also noch immer zusammen. Mir war klar, dass sich hoch über mir gerade die „Tristan und Isolde“-Familie einfand und mit ihnen die beiden Familien aus den brandenburgischen Nachbarorten, die den nasskalten Frühsommer gut überstanden haben. Das ging nicht allen Störchen in Deutschland so.
Ich vermute, die Nestlinge waren damals noch jung genug und wurden von den Altvögeln beschützend gehudert, als Wind und Regen den Horst peitschten. Sind die Jungstörche älter als vier Wochen, machen die Eltern das nicht mehr, die Jungen kühlen aus und überleben nicht, erklärte mir kürzlich eine Storchenexpertin.
Soll ich jetzt noch schreiben, dass ein Paar Rotmilane über mir kreiste, Schmetterlinge mich umflatterten und in der Ferne gleich mehrere Kranichpaare lautstark riefen? Eine solche Stimmung hat kürzlich mein Kollege Marcus Anhäuser wunderbar beschrieben.
Von meinem Ausflug brachte ich außer glücklichen Momenten noch Tomaten, Zucchini, Kartoffeln und Petersilie mit … kleine Einkäufe am Dorfstraßenrand.
Weißstorch | Cigogne blanche | White Stork | Ciconia ciconia
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