Schnee gegen den Durst

21. Februar 2021 | Große Vögel, Wissenswertes | 1 Kommentar

Ringeltaube sitzt auf beschneitem Ast

Der weiße Halsring der Ringeltaube leuchtet auch im Winter. Die Brust ist rötlichen überhaucht.

Fast alle Vögel müssen trinken. Insbesondere die Körnerfresser brauchen häufig und regelmäßig Wasser, während ein Greif wie der Habicht mit der Beute genug Flüssigkeit aufnimmt. Mit anderen Worten: Solche Arten, die sich vorwiegend oder zu bestimmten Zeiten ausschließlich von eher trockenen Samen ernähren, sind auf offene Wasserstellen angewiesen. Das kann auch eine kleine Pfütze sein.

Und eine Regel besagt: Je kleiner der Vogel, desto wichtiger ist regelmäßiges Trinken. In diese Vogelgruppe der kleinen Körnerfresser gehören die Sperlinge.

Vier Sperlinge stehen auf Asphalt, in ihrer Nähe kleine wassergefüllte Löcher.

Eisfreier Januar: In den Unebenheiten der Asphaltdecke sammelt sich Wasser.

Insektenfressende Vögel wie die Mönchsgrasmücke ziehen im Winter nach Süden, manche Vogelarten bleiben und begnügen sich mit kleinen Spinnen oder Insekteneiern. Dazu zählt das Wintergoldhähnchen. Andere Arten schalten ihr Verdauungssystem um, das heißt sie fressen in der kalten Jahreszeit pflanzliche statt animalischer Kost, und ihr Körper stellt zum Beispiel die entsprechenden Verdauungsenzyme bereit.

Auch kleine Pfützen bieten dem Haussperling die Gelegenheit, zu trinken oder zu baden.

Alle Vögel – mit sehr wenigen Ausnahmen – brauchen von Zeit zu Zeit Wasser. Und wenn es im Winter friert, können sie ihren Bedarf nicht ohneweiteres decken. Jedenfalls oft nicht dort, wo sie es gewohnt sind. Gartenvögel profitieren dann davon, wenn wir ihnen täglich frisches Wasser hinstellen. Vögel trinken auch Tau oder dort, wo die Sonne das Eis angetaut hat. Im Januar begegnete mir im Oderland östlich von Berlin ein Schwarm Stieglitze, der sich auf einer Asphaltstraße niedergelassen hatte.

Die Wintersonne hatte die feine Eisschicht auf der überfrorenen Straße bereits angetaut: Für die Stieglitze bedeutete das, dass sie Wasser trinken konnten. Allerdings nur portiönschenweise. Es ist eher ein Nippen – und während einige nach der Landung sofort den Kopf senkten, sicherten andere „erhobenen Hauptes” das Umfeld.

Rund 50 Stieglitze auf der blau schimmernden Asphaltstraße

Angetaute Eisschicht im Januar: Stieglitze beim Wassernippen auf der Landstraße

Ringeltaube pickt Schnee

Falls es im Winter geschneit hat, nutzen durstige Vögel eine andere Ressource: Schnee. Das konnte ich in diesem Jahr immer wieder beobachten. Durstig waren nicht nur die Stare, die ich regelmäßig mit getrockneten Mehlwürmern gefüttert habe, sondern auch die Ringeltauben, die sich oft vor meinem Fenster aufhalten. Es ist ein Paar, das jetzt – Ende Februar – täglich balzt. Aber dazu ein anderes Mal.

Ringeltaubenpaar, es sitzen bei auf einem Ast

Das Ringeltaubenpaar vor meinem Fenster. Kein Zwist – vielleicht habe ich gestört.

Ringeltauben erlebe ich als ausgesprochen hübsche Vögel. Es sind die größten unter den Wildtauben in unserer Region. Männchen wie Weibchen bringen rund 500 Gramm auf die Waage. In den Wäldern der Mittelgebirge sind sie häufig, im Tiefland sehen wir sie weniger. Aber auch in den Bäumen von städtischen Parkanalagen und Friedhöfen verbringen sie den Winter, brüten verborgen in den Wipfeln und ziehen Junge groß.

Zurück zum Trinken im Winter. Durch die Fensterscheibe konnte ich diese Ringeltaube an einem grauen Februarmorgen beim Schneepicken fotografieren und filmen. Vielleicht hatte sie gerade von den Sonnenblumenkernen der Sperlinge genascht. Sie war jedenfalls durstig.

Ringeltaube auf einem beschneiten Ast

Hier wird Schnee gefressen bzw. getrunken. Erst auf der einen Seite…

Schneepickende Ringeltaube auf einem Ast

… dann auf der anderen Seite.

Im Video wirkt das Schneepicken geradezu gierig. Es ist sehenswert, auch wenn Sie diesen Videoschnipsel vielleicht zweimal laden müssen, weil die Datenmengen nicht bei jedem PC, Laptop, Tablet oder Handy, nicht bei jeder WLAN-Verbindung und nicht zu jeder Tageszeit einfach so durchflutschen.

 

Und wo bleibt das Wasser?

Ringeltauben – wie auch andere Tauben – haben einen Kropf, eine Art Zwischenlager für Samenkörner. Ihr Kropf ist eine Erweiterung der Speiseröhre und keinesfalls krankhaft. In ihm wird die Nahrung bereits eingeweicht. Auch gepickter Schnee gelangt hier hinein.

Vögel – ob sie viel oder wenig trinken – geben keinen Urin ab. Sie pinkeln also nicht. Aus den Stickstoffverbindungen, die im Körper bei der Eiweißverstoffwechselung anfallen, bilden sie die eher klebrige Harnsäure. Säugetieren bilden hingegen Harnstoff, der als Harn (Urin) in der Blase gesammelt und als „Wasser“strahl abgegeben wird. Für die Harnsäure der Vögel gibt es keine eigene Ausfuhröffnung, sondern sie gelangt über die Harnleiter in den Enddarm. Dort mischen sich Kot und Harn. Das Gemisch wird in mehr oder minder fester Konsistenz über die sogenannte Kloake ausgeschieden.

Ringeltaube von hinten, aber sie hat den Kopf zu uns gedreht

Satte Ringeltaube im Entspannungsmodus, nachdem sie ihren Durst mit Schnee gestillt hat.

Ringeltaube | Pigeon ramier | Woodpigeon | Columba palumbus

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

1 Kommentar

  1. toll!

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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