Schneewittchen & Co.

23. September 2017 | Falke & Co, Große Vögel | 8 Kommentare

Mäusebussard steht auf einem alten Zaunpfahl und blickt zurKamera.

Mäusebussard mit hellem Kopf und heller Unterseite auf einem Ansitz.

Mäusebussarde sehe ich häufig, wenn ich auf Brandenburgs Alleen unterwegs bin. Sie sitzen meist in einem Baum oder auf einem gezimmerten Ansitz am Straßenrand, um von dort ein Feld oder die Straße überblicken zu können. Beute erwarten sie hier und da.

Ich habe erst nach und nach erfahren, wie unterschiedlich gefärbt Mäusebussarde sein können und bin vor allem von einem hellen Exemplar begeistert. In der Annahme, dass es ein Weibchen ist, nannte ich diesen Bussard, dem ich schon dreimal an fast derselben Stelle im Nuthetal begegnet bin, spaßeshalber „Schneewittchen“.

Der Mäusebussard ist ein mittelgroßer Greifvogel, der in vielen Farbtypen vorkommt. Seine Gestalt ist gedrungen, im Fluge fallen die breiten Flügel und der kurze Stoß auf. Von einfarbig braunen Vögeln bis zu rein weißen gibt es alle Übergänge.

Das schreibt sehr treffend Walter Bednarek in „Greifvögel“ (Landbuch Verlag, 1996, S.105).

Segelnder braungefärbter Mäusebussard vor blauem HImmel

Braune Morphe im Flug

Mäusebussarde mit unterschiedlichem Gefieder nennt man auch Morphe. Diese typische Variabilität im Federkleid dieses Greifs spiegelt sein französische Name wieder: Buse variable. Es wurde natürlich versucht, die verschiedenen Farbgebungen zu typisieren: von Flügeldecken und Unterseite dunkel, über diverse Mischformen bis zu beidseits sehr hell.

In meinem Fotoarchiv habe ich drei Variationen herausgesucht, die zudem ganz wunderbar eine gewisse Anpassung an das Habitat zeigen.

Grau-braun

Zunächst eine dunkle, im Winterlicht fast graue Variante, die mir am Berliner Grunewaldsee begegnete. Das dunkle Federkleid dürfte kein Zufall sein, denn hier stehen am Wasser viele Schwarzerlen und durch die hohe Zahl an Kiefern, ist der Wald insgesamt dunkel.

Mäusebussard sitzt auf dem Ast einerr Erle, dahinter der zugefrorene See.

Dunkler Mäusebussard am gefrorenen Grunewaldsee im Januar

Dunkler Mäusebussard auf dem Ast einer Schwarzerle

Winter am Grunewaldsee

Satt-braun

Diesen Mäusebussard sah ich auf Fuerteventura, in der faszinierend Kulturlandschaft von Betancuria. Da der Aussichtspunkt dort hoch gelegen ist, geht der Blick von oben auf Vogel und Landschaft. Und man sieht, wie unsichtbar er teilweise wird.

Brauner Bussard segelt über beige-braunes Gelände

Mäusebussard an der Westküste von Fuerteventura

Brauner Bussard segelt über ockerfarbenes Gelände

Segelflug über der ockerfarbenen Ebene

Brauner Bussard hebt sich vom Hintergrund kaumab

Braune Morphe verschwimmt mit dem Untergrund

Viel Weiß

Und zum Schluss nun „Schneewittchen“. Beim ersten Treffen mochte ich gar nicht glauben, dass es ein Mäusebussard ist und fragte Kollegen von der AG Greifvogelschutz beim NABU. Für die war es klar – und diese Morphe keine Überraschung. Das helle Federkleid ist offensichtlich kein Nachteil in seinem Revier, das sich im Naturpark Nuthe-Nieplitz südlich von Berlin befindet.

Bussard auf einem Baum mit viel Weiß im Gefieder.

Meine erste Sichtung von „Schneewittchen“ im April 2017

Heller Bussard fliegt über einen Acker.

Abflug aus dem Alleebaum

Aus Erfahrung klüger

Einen Mäusebussard zu fotografieren, ist übrigens schwierig. Sie sind ungemein aufmerksam. Fährt man zum Beispiel an den Straßenrand, weil einer der Greife auf einem Ast hockt, wittert er bereits Gefahr und fliegt mit ein paar großen Schwüngen davon. Und zu versuchen als Beifahrerin aus dem langsamen rollenden PKW zu fotografieren, ist mir bisher auch nie geglückt. Mittlerweile halte ich die Sache so: ein Stück weiterfahren und sich in Deckung anschleichen. Gelingt manchmal, aber beim Fotografieren muss man sich sputen. Sonst ist „das Objekt der Begierde“ längst weg.

Heller Bussard fliegt zwischen die grün- belaubten Bäume.

„Schneewittchen“ Ende Juli 2017

Bei meinen Recherchen zu den Gefiedervariationen beim Bussard stieß ich darauf, dass das Max-Planck-Institut für Ornithologie gerade um Mithilfe bittet, und zwar bei der räumlich-zeitlichen Zuordnung von verschiedenen Morphen. Hier kann jeder eingeben, welche Farbvariante er oder sie gesehen hat, und fördert im Sinne von Bürgerwissenschaft unser aller Kenntnis über den Mäusebussard.

Mäusebussard | Buse variable | Common Buzzard | Buteo buteo

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

8 Kommentare

  1. Hallo,
    ich bin heute genau so einem Vogelexemplar begegnet und bin auf der Suche im Internet auf Ihren Blog gestossen. Der Vogel saß direkt auf dem Radweg im Feld in 53919 Weilerswist, und ich habe es leider nur geschafft, ihn zu fotografieren als er weiter weggeflogen ist. Ein unwahrscheinlich schöner Vogel. Vielen Dank für die Info. Ich werde wieder Ausschau nach ihm halten.

    Antworten
    • Ja, wirklich. Ein heller Bussard ist immer eine schöne Überraschung. Viel Erfolg!

  2. Hallo, ich bin über Ihren Block aufmerksam geworden, dass es auch sehr helle Färbungen bei Bussarden gibt. Wir haben in Göttin (Ortsteil von Brandenburg/Havel) auch ein solches Exemplar. Da das Aussehen weder zu einer Kornweihe noch zu einem Fischadler passt, wobei der letztere auch nicht wirklich in das Habitat passt. Ich habe bis jetzt leider nur Handyfotos. hoffe aber mal mit meiner Spiegelreflexkamera und dem Teleobjektiv ein besseres Foto hinzubekommen.

    Viele Grüße !!

    Antworten
    • Da wünsche ich viel Erfolg, die hellen Bussarde sind eine Augenweide. Und Grüße nach Brandenburg an der Havel!

  3. Hallo Frau Brüser, ich habe am Montag einen lebenden weißen Bussard von der Überholspur retten können. Er ist nun bei einem Falkner und wieder aufgepäppelt. Keine Brüche vermutlich starke Prellungen. Er wird wieder. Es war so erhaben dieses Tier retten und halten zu können. Er hat gleich gemerkt, dass ihm geholfen wird. Der Falkner sagte mir es ist ein Männchen. Sonnige Grüße aus dem südlichsten Deutschland, Klaus Brenk

    Antworten
    • Hallo Herr Brenk, so eine schöne Meldung von Ihnen. Dass Sie sich die Zeit genommen haben, einen verletzten Greifvogel zu retten, das freut mich außerordentlich. Bussarde sind wirklich erhaben.
      Herzliche Grüße in den sonnigen Süden …

  4. Die wortschöpferisch Tätigen sind mir immer willkommen! Aber ich fürchte, du wirst dich mit dem „Aufbäumer“ nicht durchsetzen können – außer dein weiter Arm reicht bis in die bz. Bei „Aufbäumen“ denke ich immer an Pferde.
    Jedenfalls spricht man von Ansitzstange, denn der Mäusebussard gehört zu den Ansitzjägern. Für die lange Stange mit Querstange ist auch das Wort „Jule“ gebräuchlich.

    Antworten
  5. berliner repräsentationsgebäude werden von berlinern mit, na ja, ulkigen namen versehen. so konnte ich seinerzeit und mit hilfe der einzigen fortschrittlichen presse in berlin den namen „panzerkreuzer charlottenburg“ für das icc kreieren und war mehr als überrascht, als dieser name neulich in der bz wieder auftauchte. hat sich also durchgesetzt und paßt doch in die berliner grauenvolle architekturlandschaft.
    auf meinen radtouren nun habe ich ornithologisch noch weniger geschulten menschen als mich den „aufbäumer“ gezeigt. ob ich den begriff erfunden oder irgendwo gelesen habe, weiß ich nicht, finde aber, der paßt zu den ca. 3m langen stangen mit einer querstange an der spitze, die meistens am rande von feldern und wiesen und vor allen dingen an deichen stehen. ihren nutzen hast du ja angedeutet: sie dienen deinen lieblingen mit den scharfen augen als ausguck. keine maus entgeht ihnen und tatsächlich, deshalb werden diese stangen auch überall hingestellt, ihre nützlichkeit spart viel mäusegift und kommt der natur zu gute. nun wäre ich aber froh, wenn ich der erfinder auch dieses namens wäre….
    charly

    Antworten

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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