Wissenswertes über den Weißstorch

19. April 2024 | Große Vögel, Storchenleben, Vogelbücher | 1 Kommentar

Buchcover mit etwas Beschriftung und einen Foto: Zwei Störche stehen auf ihrem Nest vor blauem Himmel.Das Buch Der Weißstorch ist eine empfehlenswerte Lektüre für Schulkinder und die ganze Familie. Auch in Kindertagesstätten sollte es nicht fehlen.

Der Autor Ulrich Kattmann hat keine süßliche, zu Tränen rührende Geschichte à la Disney über eine Storchenfamilie erdacht, sondern ein inhaltsreiches Buch über das Leben der Weißstörche geschrieben. Kein Wunder: Bevor er in den Ruhestand ging, war er viele Jahre Professor für Didaktik der Biologie an der Universität Oldenburg.

Im ersten Kapitel gelingt es ihm mit ganz wunderbaren Grafiken von Daniela Veit¹ das abwechslungsreiche Leben der Störche im Jahreslauf zu veranschaulichen. Da wird kleinen und großen Lesern sofort klar, wann Störche bei uns zu beobachten sind und dass sie „traditionell“ jenseits der Sahara überwintern.

Bunte Grafik mit Störchen, die in Deutschland leben un djunge großziehen.

© Daniela Veit

Warum eine größere Zahl der Störche die kalte Jahreszeit mittlerweile nördlich des Mittelmeeres und nicht in Afrika verbringt, erklärt der Autor natürlich auch.

Bunte Grafik mit dem Leben der Störche am Rande der Sahara, und in der Savanne .

© Daniela Veit

Im Anschluss an die dekorativen Illustrationen, die sich in Der Weißstorch nebeneinander über eine Doppelseite erstrecken, erfahren wir eine Menge über die Verwandtschaftsverhältnisse der weltweit 20 Storcharten: Nah verwandt mit den weißen Vertretern (Ciconia ciconia) ist der Schwarzstorch (Ciconia nigra). In anderen Erdteilen leben weitere auffällige Arten wie der Klaffschnabel und der Marabu, über die ich in diesem Blog schon berichtet habe.

Die Storchenverwandtschaft

Es ist kein einfaches Thema, aber tatsächlich gelingt es dem Didaktiker Kattmann zu erklären, dass nahverwandte Arten gemeinsame Vorfahren in jüngerer Zeit haben und warum andere Vögel, die ebenfalls mit langen Beinen herumstaksen, nicht so nah mit den Störchen verwandt sind. Auch hier gibt es gemeinsame Vorfahren, allerdings haben diese vor viel längerer Zeit gelebt. Zu den Vögeln, die ähnlich aussehen wie Störche, aber nur weit entfernte Verwandte von ihnen sind, zählen der Graureiher und der Kranich.

Keine naher Verwandter: Der Kranich schreitet hochbeinig über eine Wiese (© Elke Brüser)

Graureiher mit Fisch im Schnabel

Keine naher Verwandter: Ein fischender Graureiher steht langbeinig auf einem Ast (© Elke Brüser)

Mit Fotos und einem leicht lesbaren Fließtext wird in diesem Abschnitt erklärt, was Evolution für das Aussehen einer Tierart bedeuten kann und welche Rolle der Lebensraum spielt. Dabei helfen die Wissens-Boxen, die in der Randspalte der Buchseite stehen und sich mit Zusatzinformationen an ältere Kinder oder Erwachsene richten. Im Kapitel „Verwandtschaftsverhältnisse“ lauten beispielsweise die Überschriften der drei hellblau getönten Boxen: Verwandtschaft, Ein Fremdwort: Evolution, Schreitvögel.

Während die ersten Kapitel einen Überblick über die Vielfalt der Störche geben, beschreiben die folgenden ihren Lebensraum in Deutschland sowie ihren Weg ins Winterquartier und zurück. Nebenbei erklärt der Autor die Grundzüge der Zugvogelforschung und warum wir Westzieher und Ostzieher unterscheiden.

Familie Weißstorch

Ein zentrales Buchkapitel ist mit „Wie sich Weißstörche fortpflanzen“ überschrieben. Und es ist für Kinder womöglich das attraktivste, zumal sie vieles davon selbst beobachten können, sofern Störche in der Nähe brüten.² Inhaltlich geht es etwa um das Klappern als Teil der Begrüßungszeremonie und um Kämpfe am großen Vogelnest – dem sogenannten Horst. Es geht zudem darum, wo und wie das Nest errichtet wird, wie die Vögel sich paaren und auf welche Weise sich im Körper der Störchin das Ei herausbildet. Auch das ist grafisch sehr ansehnlich und treffend wiedergegeben.

Schließlich wird ausführlich über das Leben der Jungen und über die elterliche Fürsorge berichtet. Dazu gehört auch die Frage nach der Ernährung: Was bedeutet es, dass Störche keine Zähne haben und frischgeschlüpfte Storchenkinder viel zu klein sind, um einen Frosch zu verschlucken? Und was passiert, wenn im Sommer feuchte Wiesen austrocknen? Wovon kann der Storch dann leben?

Vier junte Störche im Horst werden gefüttert.

Vier junge Störche werden gefüttert (© Elke Brüser)

Diese Fragen führen zum nächsten Kapitel, in dem es um „Gefährdung und Schutz des Weißstorchs“ geht. Ullrich Kattmann erklärt uns hier, dass der Storch einerseits ein Kulturfolger ist, der sich daran gewöhnt hat, in der Nähe von Menschen zu nisten.

Er verschweigt aber auch nicht, wie wichtig es ist, die heimischen, typischerweise feuchten Lebensräume des Storchs zu erhalten. Auch die vielfältigen Bedrohungen durch Strommasten, Windräder, Plastiktüten und anderen Abfall thematisiert der Autor – wenn auch sehr zurückhaltend.

Zu guter Letzt

Dieses Buch wäre kein Buch des Didaktikers Kattmann, wenn es am Ende nicht um „Projekte und Spiele“ gehen würde. Das kennen wir bereits von Die Silbermöwe. Dieses Mal regt er den Besuch eines Storchendorfes an und hat eine Menge Fragen festgehalten, die Kinder, Jugendliche und Familien sich stellen und beantworten können.³ Zusätzlich schlägt er einfache Spiele und kleine Bastelarbeiten vor. Dazu zählt ein Storch als Handpuppe und ein Storchenlesezeichen.

Zumindest ich werde einige Kindertagesstätten mit diesem Buch versorgen …

¹ Der VerlagsKG Wolf und Daniela Veit danke ich für das Nutzungsrecht an den Grafiken.
² Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es im Elsass bei Ribeauvillé seit vielen Jahren einen sehenswerten Storchenpark mit Aufzuchtstation gibt.
³ Auch QR-Codes mit Zusatzinformationen enthält das Buch. Leider ist der erste Code zu einem Stochennest nicht mehr aktuell.

 

Der Weißstorch
Autor: Ulrich Kattmann
Jahr: 2022
Verlag: VerlagsKG Wolf

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

1 Kommentar

  1. Danke sehr – ich freue mich immer über die schönen Beiträge. Das Buch über die Weißstörche werde ich für meine Enkelinnen kaufen , guter Tipp mit schönen Illustrationen. bleiben Sie gesund beste Grüße Lizzy Schnell-Rath

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Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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