Hier wird gelöffelt

Eine bräunliche Ente mit großem Schnabel treibt auf einem Teich mit grün schimmerndem Wasser.
Männliche Löffelente im Schlichtkleid (Per Wischen oder Anklicken lassen sich die Fotos vergrößern.)

Es ist im Spätsommer wirklich nicht leicht, die verschiedenen Entenarten auseinander zu halten. Dann nämlich tragen nicht nur viele weibliche Entenvögel ein schlichtes, braun-scheckiges Federkleid, sondern auch ihre männlichen Artgenossen – die Erpel. Manche Arten lassen sich dennoch einfach bestimmen, zum Beispiel die Löffelente.

Zwar ist auch bei Löffelenten das Gefieder sowohl der weiblichen wie auch männlichen Vögel am Ende des Sommers unauffällig gescheckt, bevor die Herren im Herbst ihr wundervolles Prachtkleid anlegen.¹ Aber Löffelenten lassen sich zu jeder Jahreszeit gut identifizieren, sofern wir ein Fernglas dabei haben und die Enten nicht allzu weit entfernt sind. Das liegt vor allem an ihrem Schnabel: Er ist zu einem auffällig breiten Löffel geformt.

In seiner bildreichen Sprache drückte Johann Friedrich Naumann das in seinem Hauptwerk Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas und in der blumigen Sprache des 19. Jahrhunderts so aus (1887-1905, 3. Aufl., Bd. X, Seite 121): Die Löffelenten

zeichnen sich vor anderen durch ihren grossen, hinten schmalen, vorn sehr erweiterten und stärker gewölbten Schnabel von sehr weicher Beschaffenheit… und durch die in zarte und sehr lange, senkrecht stehende Zähnchen auslaufenden Lamellen des Oberschnabels aus, welche ein natürliches Sieb bilden zum Durchlassen des im Schnabel aufgeschöpften Wassers, um die zartesten Nahrungsmittel allein in jenem zurück zu behalten.

Gelöffelt und gefiltert

Öffelenten schwimmen vor hohem Schilfbestand am Ufer.
Beim „Löffeln” ziehen die Enten ruhig durch das Wasser – der Schnabel oder auch der Kopf sind eingetaucht.

Was außer der Form des Schnabels noch verräterisch ist, ist die Art der Nahrungsaufnahme: Selten sieht man Löffelenten tauchen oder gründeln, also senkrecht im Wasser stehend, den Steert nach oben gerichtet. So kennen wir es von Stockenten und Schwänen.

Stattdessen durchkämmen sie schwimmend das Wasser, auf der Jagd nach Wasserflöhen und anderen Wasserinsekten, nach Larven und Würmern, die im Wasser schwimmen. Auch Kaulquappen und Fischlaich filtern sie „löffelnd” mit ihrem Schnabel heraus. Es handelt sich also um Schwimmenten und nicht um Tauchenten wie etwa die Reiherente.

Zwei enten bei der Nahrungssuche - eine löffelt, die andere schwimmt aufrecht.Dabei fällt auf, dass sie zeitweise geradeaus gleiten, aber in der Regel kreisend durch das Wasser schwimmen. Es ist eine Art „Schnattern“ direkt unter der Wasseroberfläche, wobei ihr Hals gebogen und der Schnabel eingetaucht ist.

Das Prinzip: Bei geöffnetem Schnabel gelangt Wasser mit allerlei Nahrungspartikeln in die Mundhöhle. Wird der Schnabel geschlossen, fließt dieses Wasser vor allem hinten zwischen den Lamellen hindurch ab, und die kleinteilige Nahrung wandert schließlich in den Magen.

Löffelente hat den Schnabel ins Wasser getaucht und löffelt.

Löffeltente schwimmt mit eingetauchtem Schnabel
Um die Vögel zu beobachten und nicht zu stören, war ich (wiedereinmal) am Ufer hinter Gebüsch verborgen. Die Aufnahmen machte ich durch das Blätterwerk hindurch.

Dieser 11-Sekunden-Videoschnipsel zeigt die „schnatternde“ Nahrungsaufnahme und ein wenig das leichte Kreisen im Wasser. (Wer am PC das Filmchen anschaut, muss den Zeiger/Maus/Cursor ruhen lassen, damit die Zeitschiene ausgeblendet ist und die am unteren Bildrand schwimmende Löffelente gut zu sehen ist. Den Startpfeil nur kurz anklicken.)

Vom kleinen Unterschied

Zur Balz- und Brutzeit sind männliche und weibliche Löffelente gut zu unterscheiden, denn farbig und auffällig ist das Prachtkleid der Erpel. Dies illustriert eine Farbtafel von verschiedenen Erpeln im Prachtkleid aus dem „Naumann” (a.a.O. Bd. X, Tafel X).

Fünf bunte Enten stehen beisammen am Wasser, es sind fünf Arten.
Die männliche Löffelente steht mit auffällig grünem Kopf in der Mitte.

Im Spätsommer ist das Gefieder der Erpel jedoch fast so schlicht wie das der Weibchen.² Nur die sogenannten Armdecken – Federn, die beim schwimmenden Vogel im hinteren Körperdrittel vor dem Schwanz liegen – sind grünlich-blau gefärbt. Und die Iris des männlichen Auges leuchtet gelb.

Schwimmende Löffelente vor Schilf
Weibchen
Männliche Löffelente vor Schilf
Männchen

Und hier sind die wesentlichen Erkennungszeichen der Erpel im Schlichtkleid eingekreist:

Bei der schwimmenden Löffelente sind Auge und blauer Gefiederbereich durch einen weißen Kreis markiert.

Es hängt stark von den Lichtbedingungen ab, wie gut erkennbar die Kennzeichen sind, die das Geschlecht markieren. Löffelenten ziehen sich rasch an den schattigen Uferrand – oder gleich ins Schilf – zurück, wenn Zweibeiner ihnen unheimlich werden.³ Für die Brut suchen Löffelenten die Uferzone von Teichen, Seen und Gräben auf – also von Süßwasser. Dazu lese ich bei Alfred W. Boback in Unsere Wildenten, einer frühen Publikation aus der wertvollen Reihe Die Neue Brehm-Bücherei (1954, Wittenberg, NB-B, Bd. 131) auf Seite 26

Als Lebensraum beansprucht die Löffelente Binnengewässer, die freie Wasserflächen, seichte Ufer und einigen Randbewuchs aufweisen… Außerhalb der Brutzeit hält sie sich auch an den Meeresküsten auf.

Das kann ich bestätigen, denn ich sah meine ersten Löffelenten im Mündungsgebiet der Weser, an der Luneplate bei Bremerhaven, wo saftige Wiesen Brut- und Zugvögel zum Landen und Bleiben einladen.

Gefiederpflege muss sein

Als ich kürzlich in Brandenburg auf drei Löffelenten traf, ohne Fernglas hätte ich sie für Stockenten gehalten, waren sie nicht nur am „Löffeln”, sondern später auch mit der Gefiederpflege beschäftigt. Diese weibliche Ente zeigt, welche Verrenkungen dabei gemacht werden.

Schwimmender weibliche Löffelente.

Löffelente beim Putzen mit starker Köperdrehung

Und besonders lange konnte ich ein Männchen beim Putzen seines eigentlich unauffälligen, aber doch sehr schönen Schlichtkleids beobachten. Das Video dazu habe ich gedreiteilt, um Putzverhalten, Trinken und Kratzen dieses Erpels abschnittsweise zu zeigen.

Putzen, unterbrochen von sicherndem Umherschauen

Ausgiebiges Putzen und Trinken

Kratzen mit dem Fuß

 

Ein Wort zum Bestand

Es brüten in Deutschland etwa 2.500 Löffelentenpaare. Das ist nicht viel. Die meisten Brutgebiete liegen an der Nordsee, entnehme ich dem wunderbaren Atlas Deutscher Brutvogelarten. Im Süden Deutschlands finden sich kaum Brutvögel.

Scwimmende Löffelenten vor hohem Schilf am TeichuferLöffelenten leben vor allem von kleinteiliger tierischer Kost, anders ausgedrückt: sie benötigen zooplanktonreiche Flachgewässer. Diese finden sie im Marschland an der Nordsee, aber auch in wiedervernässten Hoch- und Niedermoorgebieten.

In Brandenburg, wo ich diese drei Löffelenten beobachten konnte, hat der Bestand an Brutpaaren abgenommen. Denn der Lebensraum, den sie brauchen, um satt zu werden und zu nisten, ist in den letzten Jahrzehnten durch menschengemachte Eingriffe vielfach zerstört worden.

Neben den Brutvögeln kommen im Spätsommer Löffelenten als Zugvögel aus Osteuropa und Skandinaviens zu uns. In der Regel fliegen sie weiter ans Mittelmeer oder bis ins afrikanische Sahelgebiet.

Löffelenten sind in Deutschland rar. So gesehen hatte ich Glück an diesem Septembermorgen. Und wieder war ich im Naturpark Nuthe-Nieplitz unterwegs gewesen. Ein Kleinod!

¹ Übrigens gibt es neben der Unterscheidung von Schlicht- und Prachtkleid, auch die Unterscheidung in Ruhe- und Brutkleid. Gemeint ist damit praktisch dasselbe.
² Die Männchen wechseln ab Juni ihr Gefieder. Dabei wird aus dem Prachtkleid, das schlichte Sommerkleid. Dieses bleibt den Herbst über bestehen, bevor im Oktober das neue Prachtkleid gebildet wird. Männliche Löffelenten mausern also zweimal im Jahr. Die Weibchen mausern nur einmal im Juli oder August – und ihr Gefieder sieht immer gleich aus. Bei beiden Geschlechtern sind die Farben im Herbst, wenn die Paarbildung beginnt, am prächtigsten.
³ Wildenten werden vielerorts geschossen – das begründet ihre Vorsicht.

Löffelente | Canard souchet | Nothern Shoveler | Spatula clypeata oder Anas clypeata



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