Die Reiherente ist vor allem eins: ein hübscher, kleiner Taucher. Beim ihrem Namen kann sich der eine oder die andere ein Lächeln jedoch nicht verkneifen: „Reihern die?“, wurde ich schon gefragt. Nein, das nicht. Aber die Herren tragen diesen wunderbaren Federschopf, der ähnlich auch die langbeinigen Reiher ziert. Ansonsten sind sie richtige Enten, und zwar aus der Gruppe der Tauchenten.
Über die Reiherenten habe ich bereits einmal berichtet. Da hatte sich ein kleiner Trupp im Spätherbst auf dem Berliner Schlachtensee eingefunden. Es war dort an diesem Morgen in Zeiten vor COVID-19 fast idyllisch: zu frisch für Badegäste, Kinder in der Kita oder Schule untergebracht, und Hund und Frauchen gingen nur kurz um den Häuserblock, da das Wetter feucht und trübe war. – Und die Enten auf dem See waren nur in einem matten Gefieder, dem Schlichtkleid, unterwegs.
Szenenwechsel: Im Prachtkleid
Im Schlichtkleid sind männliche, weibliche und jugendliche Reiherenten kaum zu unterscheiden, je nach Lichtbedingung mehr oder minder gut. Selbst der Schopf der Männchen ist unauffällig – wie bei den Weibchen das ganze Jahr über. Aber im Winter und im zeitigen Frühjahr tragen Reiherenten ihr Prachtkleid, das bei den männlichen Vögeln außer dem Schopf einen auffällig schwarz-weißen Kontrast zeigt. Außerdem schimmern die breiten Schnäbel bei genauem Hinsehen hellblau.
Die weiblichen Vögel sind immer matt gefärbt. Das schützt sie bei der Brut, und wenn sie die geschlüpften Jungen betreuen – Ornis und Biologen sagen „die Jungen führen“.
Im Fokus steht in diesem Blogbeitrag aber nicht das Federkleid oder das Brutgeschehen, sondern der Tauchvorgang.
Den haben zum Beispiel die gründelnden Stockenten und Mandarinenten, die auf vielen Seen und Teichen in Parks anzutreffen sind, nicht zu bieten.
An zwei Orten konnte ich genauer auf das Tauchen der Reiherenten schauen: In meiner norddeutschen Heimat am moorigen Sellstedter See und im transparenten Wasser am Genfer See.
Reiherenten: Im norddeutschen Schmuddelwetter
Das norddeutsche Schmuddelwetter mit Dauerregen und mehr oder weniger Wind hat es manchmal in sich. Darum ein Blick aus der Beobachtungshütte heraus auf das wiedervernässte Moorgebiet bei Sellstedt, nahe Bremerhaven.
Trübes Wetter ist für die Vogelphotographie manchmal gar nicht schlecht. Dann überstrahlt der Glanz des Gefieders nicht alles andere, und Nuancen kommen besser zur Geltung, wie hier bei den Reiherenten im Schlichtkleid. Die weibliche Partnerin ist bräunlich, der männliche Partner im sogenannten Flankenfeld hell, sonst schwarz gefärbt.
Das Männchen, das gerade einen Rivalen vertrieben hatte, war sehr aufmerksam und wich der Partnerin nicht von der Seite. Sie indessen war offenbar hungrig und tauchte mehrfach ab, um Nahrung zu suchen. Dazu zählen vor allem Muscheln und Schnecken, Insekten und kleine Krebstiere, aber auch Samen und grüne Teile von Wasserpflanzen. – Und dort, wo sie leider mit Brot gefüttert werden, fressen sie auch das.
Hier zeigt das Video, wie die Reiherente bei Wind und Wetter ab- und wieder auftaucht. Das Tauchen selbst bleibt im modrigen und vom Wind zerzausten Wasser jedoch verborgen. Das allerdings konnte ich am Genfer See ziemlich gut beobachten, weil am Steg die Wassertiefe gleich zwei bis drei Meter betrug.
Reiherenten: Im transparenten Wasser des Genfer Sees
In diesem Segelhafen schwammen nicht nur Stockenten, die von Passanten an der Promenade von La Tour-de-Peilz gefüttert wurden, sondern auch: Reiherenten.
Entweder dümpelten sie auf dem Wasser mit leichten Fußschlägen dahin.
Oder sie tauchten ab und fluppten etwas später wieder an die Oberfläche.
Wenn Reiherenten abtauchen, hat das ein wenig von einem Kopfsprung aus dem Stand. Dabei müssen sich die Vögel zunächst hochkatapultieren. Wie es danach weitergeht, illustriert diese kleine Serie von Fotos, bevor ich das Ab-und Auftauchen dann in zwei Videoschnipseln vorstelle.
Wie elegant sich die Vögel ins Wasser stürzen und wieder auftauchen, zeigen nun die beiden folgenden Videoabschnitte, die am selben Ort aufgenommen wurden – also in La Tour-de-Peilz zwischen Vevey und Montreux am Genfer See. Glasklar ist das Wasser durch die Mauser (überall Federchen der Entenvögel) und den Eintrag von Flüssen wie der Rhone nicht, aber ausreichend transparent.
Und im Hintergrund die sonntäglichen Stimmen von der Uferpromenade…
Sie verschwindet in der Tiefe und taucht im nächsten Videoabschnitt wieder auf. Dort taucht eine weitere gerade ab.
Nach dem Tauchgang ist der namensgebende Schopf der Reiherenten meist nicht oder nur wenig sichtbar. Durch die Feuchtigkeit sind die Federchen am Hinterkopf wie angeklebt. Das gilt es bei der Artbestimmung zu bedenken.
Viele Reiherenten verbringen das ganze Jahr bei uns, nachdem speziell im letzten Jahrhundert immer mehr Individuen aus Osteuropa eingewandert sind und hier brüten. (F. Bairlein u.a., Atlas des Vogelzugs, Wiebelsheim, S. 91-92) Aber jetzt, Ende August, beginnt die Zeit, in der Reiherenten aus Nord- und Osteuropa als Zugvögel hiesige Wasserflächen bevölkern – solange diese nicht zufrieren.
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