Das ist gewiss kein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest. Das ist ein Buch für die gezielte Suche und zum Stöbern. Denn dieses wohl einmalige Werk umfasst 800 sehr große und sehr schön gestaltete Seiten, auf denen wir die Vogelarten finden, die in Deutschland brüten.
Der ADEBAR (Atlas Deutscher Brutvogelarten) ist in der Tat ein Schmuckstück. Ich nehme das Buch gern in die Hand, um etwa herauszufinden, wo Säbelschnäbler an der norddeutschen Meeresküste brüten oder wo sich im Sommer immer mehr Bienenfresser zur Brut einfinden.
Für jede Vogelart ist eine Doppelseite reserviert. Linksseitig gibt es eine handgezeichnete Grafik von Paschalis Dougalis, dazu kommen Infos zur Häufigkeit und zum Bruthabitat; ergänzend illustriert eine Weltkarte, wo Sommerquartier und Winterquartier der jeweiligen Art liegen. Rechtsseitig sind in einer Deutschlandkarte die Brutgebiete markiert und weitere Grafiken verdeutlichen die Bestandsentwicklung in den letzten Jahrzehnten.
So erfahren wir vom südamerikanischen Nandu, der ersten im ADEBAR gelisteten Art, dass rund 10 Paare in Mecklenburg-Vorpommern brüten – sie sind einem Freilandgehege entfleucht. Und die letzte Vogelart im systematischen Teil ist die Rohrammer mit immerhin rund 200.000 Brutpaare in Deutschland.
Ein besonderes Nachschlagewerk
Da das attraktive Buch mit zehnjähriger Arbeit verbunden ist, möchte ich unbedingt erwähnen, dass über 4.000 VogelkundlerInnen in allen Bundesländern mitgeholfen haben, die weit über 200 Vogelarten im Gelände aufzufinden und zu kartieren. Hinter dem Projekt stehen als Herausgeber die Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und der Dachverband Deutscher Avifaunisten. – Und da der Begriff Avifaunisten nicht gerade zur Umgangssprache gehört, hier die Erklärung: Aves sind die Vögel, und Fauna bezeichnet im Gegensatz zur Flora die Tierwelt.
Der Arbeitsaufwand für dieses Nachschlagewerk scheint unermesslich und der Preis von € 98,00 ist bei dieser hohen Druckqualität ein Witz. Dem Vorwort entnehme ich: Allein für die Kartierung mittelhäufiger und seltener Brutvögel sind 350.000 Stunden zu veranschlagen. Nimmt man Experteneinsatz und Manuskriptdurchsicht hinzu, kommen wohl insgesamt 500.000 Stunden zusammen. Vieles wurde ehrenamtlich geleistet, und wie gut, dass die Heinz Sielmann Stiftung, do-g, NABU und andere Stiftungen das Projekt von Anfang an gefördert haben.
Atlas Deutscher Brutvogelarten
Redaktion: K. Gideon, C. Grüneberg, A. Mitschke, C. Sudfeldt
Herausgeber: Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und Dachverband Deutscher Avifaunisten
Jahr: 2014
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