Der Rohrspatz

02. April 2019 | Kleine Vögel | 0 Kommentare

Aufrecht ans Schilfrohr geklammert, wird das Umfeld kontrolliert.

Die Rohrammer hat je nach Region verschiedene volkstümliche Namen. „Rohrspatz“ beispielsweise trifft es gut, aber mir gefällt auch „Schilfsperling“, „Riedmeise“ oder „Schilfschwätzer“. Ich traf diese Ammernart natürlich an einem Schilfgürtel, also im Rohr: Dort saßen ein von Zeit zu Zeit singendes Männchen und seine Partnerin, die nur einmal kurz aufflatterte und sonst tiefer im Schilfrohr verborgen war. Sie verschwand dort, wo wahrscheinlich schon das Nest geplant ist.

Hier traf ich die Rohrammer: Wasser, Schilf, Erlen und die Wiese, wo bald hohes Gras wächst.

Das typische Habitat dieser Ammer hat Johann F. Naumann (Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1887-1905, 3. Aufl., Bd. III, S. 214) wie üblich sehr treffend beschrieben, und meine Fotos wirken wie eine Illustration seiner Worte. Die Rohrammer

wohnt nur am Wasser. Solche Striche, in welchen viel Rohr, Schilf mit Weidengesträuch und Erlen vermischt wachsen, wo langes Gras nicht fehlt, Sümpfe und Moräste, Teiche, Landseen, Flussufer und andere dergleichen, sind sein gewöhnlicher Aufenthalt.

Die Rohrammer, mit dem wissenschaftlichen Namen Emberiza schoeniclus, ist weit verbreitet: von Europa über Zentralasien bis nach Japan. Es gibt viele Unterarten, die etwas unterschiedlich gefärbt sind und einen mal mehr, mal weniger kräftigen Schnabel haben.

„Emberiza“ ist der sogenannte Gattungsname, den neben der Rohrammer auch die Grau-, Gold- und die Kappenammer tragen. Diese lateinische Wortbildung kennzeichnet die Verwandtschaftsgruppe, der zweite Begriff  „schoeniclus“ steht für die Art. Über seine Bedeutung habe ich gerade gelernt, dass er das Habitat markiert (H. Blümel: Die Rohrammer, Die Neue Brehm-Bücherei, Bd. 544, S. 4):

Der Artname schoeniclus ist hergeleitet vom griechischen schoinos, was Binse heißt.

Sperlingsartiges Federkleid

Auffällig ist der schwarze Kopf des Vogels, dessen dunkle Rückenfedern rostbraun gesäumt sind. Wenn er sich an einen Schilfhalm klammert, der sich im Wind wiegt, sieht der kleine Kerl von hinten – bis auf den Kopf – durchaus wie ein schön gefärbter Sperling aus. Namen wie Rohrspatz, Wasser- oder Schilfsperling lassen grüßen.

Auffällig sind der schwarze Kopf mit weißem Halsring …

… und der lange Schwanz.

Gerade im Frühjahr kann man Rohrammermännchen leicht entdecken, denn sie setzen sich meist hoch oben auf einen Schilfhalm oder auf einen Weidenbusch, um von dieser Warte aus eindrucksvoll – wenn auch nicht sonderlich melodiös – zu singen.

Hochsaison haben diese eifrigen Sänger ab Mitte April. Doch als ich kürzlich an einem sonnigen Tag im März unterwegs war, ließ sich der hübsche Vogel mehrfach hören – jedoch nicht singend fotografieren. Aber das Frühjahr hat ja gerade erst begonnen.

Wechselhafter Unterschied

Bei vielen Vogelarten unterscheidet sich nicht nur das Gefieder der Jung- und Altvögel, sondern es ändert sich bei den adulten Tieren saisonal. So auch bei der Rohrammer.

Beim Männchen im Brutkleid verschwimmen der schwarze Kopf und die dunkle Kehle.

Jetzt im Frühjahr sehen die Rohrammer-Herren ganz anders aus als ihre Partnerinnen. Wie schon beschrieben, sind der Kopf und auch die Kehle intensiv schwarz, und im Nacken leuchtet der weiße Halsring.

Die Damen sind blasser getönt und damit unauffälliger. Ein Vorteil, wenn sie auf dem Nest sitzen und brüten.

Nach der Mauser, also dem Federwechsel, im Spätsommer unterscheiden sich die beiden Geschlechter kaum. Das Gefieder des Männchens ist dann dem des Weibchens sehr ähnlich.

Diese Zeichnung aus Naumanns Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas (a.a.O. Tafel 25), in der alte und junge Vögel zu verschiedenen Jahreszeiten beieinander sitzen, macht klar, warum man früher dachte, hier handle es sich um zwei Vogelarten: Ganz oben das Männchen im Frühjahr, dann das Weibchen und als dritter Vogel von oben das Männchen im Spätsommer nach der Mauser.

Ganz unten ein Jungvogel.

Wer also im April oder Mai an einem schilfbestandenen Ufer spazieren geht und eine Rohrammer sehen möchte, der hat gute Chancen, wenn er oder sie Ohren und Augen offen hält. Und wie ich beim Thema Birding schon erwähnt habe: Es lohnt sich, hin und wieder stehen zu bleiben und zu lauschen. Denn diese Rohrspatzen machen sich bei zu viel Unruhe geschickt unsichtbar.

Man muss genauer hinschauen, um den Rohrspatz zu entdecken. Oder durch Anklicken vergrößern …

Rohrammer | Bruant des roseaux | Reed Bunting | Emberiza schoeniclus

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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