Mit rötlichem Schimmer

27. April 2018 | Kleine Vögel | 1 Kommentar

Ein kleiner,rötlich schimmernder Vogel sitzt auf einem rosengewächs mit ersten sprießenden Blättern undblickt zu uns.

Auf der unbelaubten Singwarte strahlt das Prachtkleid des kleinen Finken in der Abendsonne.

Gestatten, mein Name ist „Bluthänfling“ – oder auch schlicht „Hänfling“. Mir schmecken Hanf – daher der Name – und viele andere Sämereien und Wildkräuter. Ich bin ein männliches Exemplar und gehöre zur Gruppe der Finkenvögel. Zu meinen nahen Verwandten zählen der Buchfink und der Distelfink, den die meisten unter dem Namen Stieglitz kennen. Die rötliche Färbung meines Brustgefieders und der Federchen auf meinem Kopf haben mir den Namen „Bluthänfling“ eingebracht.

Nur ich und meine männlichen Artgenossen haben diesen deutlichen rötlichen Schimmer im Gefieder – mehr oder weniger stark auch auf dem Rücken. Die Damen tragen sicherheitshalber das ganze Jahr über ein schlichtes Federkleid.

Wechselnder Federschmuck

Mit dem rötlichen Schimmer hat das so seine Bewandtnis: Er entsteht dadurch, dass sich die Ränder der neugebildeten Federn mit der Zeit etwas abstoßen. Nach der Vollmauser im Herbst sind die Federsäume grau, später dann rötlich.

Der kleine rötlich schimmernde Vogel sitzt auf seinem kaum belaubten Zweig, im Vordergund belaubte Büsche, im Hintergrund Acker und Wiese.

Eindrucksvoll auf seiner Singwarte, aber die ist zwischen Zweigen verborgen.

Jetzt im April ist dieses rosige Prachtkleid, zu dem auch ein mausgrauer Kopf gehört, stark ausgeprägt. Es verblasst allmählich, und nach der Mauser im Herbst hat der männliche Hänfling zunächst ein recht schlichtes bräunliches Gefieder. Weil weibliche Bluthänflinge das ganze Jahr über dieses Schlichtkleid tragen, sind sie unauffälliger. Das illustriert diese schöne Grafik aus Naumanns Die Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas.

Auf einem kahlen und verzweigten Ast sitzen ein Paar Bluthänflinge mit zwei Jungen und darunter drei Berghänflinge.

Die Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1887-1905, 3. Aufl., Bd. III, S. 315

Das Schlichtkleid mit seiner zimtbraunen Färbung schützt die Hänflinge, denn in ihrem typischen Habitat sind sie so kaum zu entdecken. Sie bevorzugen als Lebensraum Weinberge und Bahndämme, Geröllfelder und Ackerflächen mit Baumgruppen und Büschen, in denen sie gerne ihr Nest bauen. Das ist wiederum einer der Gründe, warum der buschige Bewuchs am Feldrain so wichtig ist und dafür gesorgt werden muss, dass dort, wo er gerodet oder mit Pflanzen“schutz“mitteln weggespritzt wurde, neue Saumbiotope entstehen.

Der Bluthänfling auf seinem Zweig, er blickt seitlich in die Ferne

Typisch auch der mausgraue Kopf und der vergleichsweise lange, gespaltene Schwanz.

Ich traf den Bluthänfling übrigens beim Besuch der Großtrappen im brandenburgischen Buckow. Weil dort die Natur geschützt ist und für eine weitläufige Grünlandbrache gesorgt wurde, hat auch der Bluthänfling gute Überlebenschancen.

Bitte grüßt ihn und die Grauammer von mir, auch den Mäusebussard, die Kraniche, Feldlerchen und Rehe, wenn ihr einen der beiden Beobachtungsstände bei Buckow besucht.

Im Vordergrund stehen drei Rehe auf einer Wies, im Hintergrund das Grün eines Feldrains mit Büschen und Bäumen.

Rehe auf dem Grünland und ein schöner Feldrain

Bluthänfling | Linotte mélodieuse | Common Linnet | Carduelis cannabina

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

1 Kommentar

  1. Eine sehr gute Doku, liebe Elke, mit eindrucksvollen satten Farben. Die Freistellung und der weiche HG wirken malerisch.
    Ich habe sie auch schon flüchtig gesehen, wobei ich bewußt das Wort „flüchtig“ verwende. Denn meist huschen die kleinen Vögel im Schwarm an einem vorbei in die Büsche. Daß Du ihn so frei und schön hier einfangen konntest, hat
    sicher mit etwas Glück, aber vor allem auch mit Geduld zu tun. Kompliment! In der Vergrößerung merke ich, wie gut
    Deine Kamera die Auflösung bewältigt.

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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