Mit rötlichem Schimmer

Ein kleiner,rötlich schimmernder Vogel sitzt auf einem rosengewächs mit ersten sprießenden Blättern undblickt zu uns.
Auf der unbelaubten Singwarte strahlt das Prachtkleid des kleinen Finken in der Abendsonne.

Gestatten, mein Name ist „Bluthänfling“ – oder auch schlicht „Hänfling“. Mir schmecken Hanf – daher der Name – und viele andere Sämereien und Wildkräuter. Ich bin ein männliches Exemplar und gehöre zur Gruppe der Finkenvögel. Zu meinen nahen Verwandten zählen der Buchfink und der Distelfink, den die meisten unter dem Namen Stieglitz kennen. Die rötliche Färbung meines Brustgefieders und der Federchen auf meinem Kopf haben mir den Namen „Bluthänfling“ eingebracht.

Nur ich und meine männlichen Artgenossen haben diesen deutlichen rötlichen Schimmer im Gefieder – mehr oder weniger stark auch auf dem Rücken. Die Damen tragen sicherheitshalber das ganze Jahr über ein schlichtes Federkleid.

Wechselnder Federschmuck

Mit dem rötlichen Schimmer hat das so seine Bewandtnis: Er entsteht dadurch, dass sich die Ränder der neugebildeten Federn mit der Zeit etwas abstoßen. Nach der Vollmauser im Herbst sind die Federsäume grau, später dann rötlich.

Der kleine rötlich schimmernde Vogel sitzt auf seinem kaum belaubten Zweig, im Vordergund belaubte Büsche, im Hintergrund Acker und Wiese.
Eindrucksvoll auf seiner Singwarte, aber die ist zwischen Zweigen verborgen.

Jetzt im April ist dieses rosige Prachtkleid, zu dem auch ein mausgrauer Kopf gehört, stark ausgeprägt. Es verblasst allmählich, und nach der Mauser im Herbst hat der männliche Hänfling zunächst ein recht schlichtes bräunliches Gefieder. Weil weibliche Bluthänflinge das ganze Jahr über dieses Schlichtkleid tragen, sind sie unauffälliger. Das illustriert diese schöne Grafik aus Naumanns Die Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas.

Auf einem kahlen und verzweigten Ast sitzen ein Paar Bluthänflinge mit zwei Jungen und darunter drei Berghänflinge.
Die Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1887-1905, 3. Aufl., Bd. III, S. 315

Das Schlichtkleid mit seiner zimtbraunen Färbung schützt die Hänflinge, denn in ihrem typischen Habitat sind sie so kaum zu entdecken. Sie bevorzugen als Lebensraum Weinberge und Bahndämme, Geröllfelder und Ackerflächen mit Baumgruppen und Büschen, in denen sie gerne ihr Nest bauen. Das ist wiederum einer der Gründe, warum der buschige Bewuchs am Feldrain so wichtig ist und dafür gesorgt werden muss, dass dort, wo er gerodet oder mit Pflanzen“schutz“mitteln weggespritzt wurde, neue Saumbiotope entstehen.

Der Bluthänfling auf seinem Zweig, er blickt seitlich in die Ferne
Typisch auch der mausgraue Kopf und der vergleichsweise lange, gespaltene Schwanz.

Ich traf den Bluthänfling übrigens beim Besuch der Großtrappen im brandenburgischen Buckow. Weil dort die Natur geschützt ist und für eine weitläufige Grünlandbrache gesorgt wurde, hat auch der Bluthänfling gute Überlebenschancen.

Bitte grüßt ihn und die Grauammer von mir, auch den Mäusebussard, die Kraniche, Feldlerchen und Rehe, wenn ihr einen der beiden Beobachtungsstände bei Buckow besucht.

Im Vordergrund stehen drei Rehe auf einer Wies, im Hintergrund das Grün eines Feldrains mit Büschen und Bäumen.
Rehe auf dem Grünland und ein schöner Feldrain

Bluthänfling | Linotte mélodieuse | Common Linnet | Carduelis cannabina



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Kommentar zu “Mit rötlichem Schimmer

  1. Eine sehr gute Doku, liebe Elke, mit eindrucksvollen satten Farben. Die Freistellung und der weiche HG wirken malerisch.
    Ich habe sie auch schon flüchtig gesehen, wobei ich bewußt das Wort „flüchtig“ verwende. Denn meist huschen die kleinen Vögel im Schwarm an einem vorbei in die Büsche. Daß Du ihn so frei und schön hier einfangen konntest, hat
    sicher mit etwas Glück, aber vor allem auch mit Geduld zu tun. Kompliment! In der Vergrößerung merke ich, wie gut
    Deine Kamera die Auflösung bewältigt.

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