Gut versteckter Farbtupfer

31. Oktober 2018 | Kleine Vögel | 1 Kommentar

Eine Kappenammer sitzt im Dorngebüsch und zeigt außer dem rotbraunen Rücken auch die schwarze Kappe, weil sie sich gerade umdreht.

Aufmerksame Kappenammer in einem Spierstrauch (Spiraea crenata)

Diese farbenprächtige Ammer habe ich von weither mitgebracht. Ich traf sie nahe der Grenze von Armenien zu Bergkarabach – dem Zankapfel zwischen Armenien und Aserbaidschan. Anders als etwa die Goldammer und die Grauammer kommt dieser Singvogel im Sommer normalerweise nicht zur Brut bis Westeuropa. Man kann ihn aber in der Türkei und an der Mittelmeerküste von Süditalien über Kroatien und Griechenland bis Israel antreffen.

Allerdings machte mich jetzt ein versierter Ornithologe darauf aufmerksam, dass der hübsche Vogel auch in Deutschland hin und wieder gesichtet wird: Seit 1977 gibt es bisher 13 Nachweise. Und 2017 hat eine Kappenammer nahe Tübingen sogar gebrütet.

Attraktive Herren

So leuchtend gelb, mit rotbraunem Rücken und einer pechschwarzen Kappe geschmückt, sind übrigens nur die männlichen Tiere. Ganz unscheinbar – und damit sicherer – sind hingegen die weiblichen. Wer auffällig leuchtet muss sich ein wenig verbergen. Das wusste auch mein Beobachtungs“objekt“.

Drei gezeichnete Ammern; ein typischer männlicher Vogel, ein blass-brauner Jungvogel und das hellbraune Weibchen - ohne schwarze Kappe.

Drei Kappenammern: männlicher, weiblicher und junger Vogel (Grafikausschnitt: M. S. Adamian & D. Klem (Jr.). Brids of Armenia, Armerican Univ. of Armenia, 1997, S. 129)

Leider sah ich nur einen männlichen Vertreter, der sich immer wieder vor mir versteckte und „kritisch“ beäugte, bis er sich dann doch nicht mehr gestört fühlte. Vermutlich war das Weibchen nicht weit entfernt, brütete verborgen irgendwo im Dorngestrüpp.

Die ziemlich gut versteckte Kappenammer möchte natürlich wissen, was hinter ihr los ist.

Oben die Bärin …

Ich gebe zu, dass ich von dieser armenischen Kappenammer total fasziniert war. Verstehen kann man das vielleicht, wenn ich den Lebensraum des Vogels skizziere.

Felsige Bergwände und etwas Grün weiter unten durch Matten und Bäume.

Bergwelt im süd-östlichen Armenien, wo neben den Kappenammern auch die Braunbären leben.

In Bestimmungsbüchern wie dem guten Kosmos Vogelführer (Lars Svensson, 2017, S. 400) steht ziemlich lapidar über das Habitat:

Brütet in offenen, trockenen Gebieten mit Büschen… auf Lichtungen und trockeneren Berghängen mit dornigen Sträuchern und einzelnen Bäumen.

Weiß-gelbe wilde rosen wachsen zwischen braun-grauem Gestein.

Rosenblüten zwischen Felsgestein

Das traf zwar auf diese Gegend Armeniens, die ich mit einer Gruppe Ornithologen besucht habe, durchaus zu. Allerdings war die Natur atemberaubend schön. Gerade hatten wir den Selimpass auf 2410 m Höhe hinter uns, kamen ins idyllische Tal des Yeghegis, der von den Hängen naher Dreitausender herabströmt, vor uns stiegen mächtige Felswände auf … und was erblickte einer der Vogelbeobachter mit seinem Fernglas etwa auf halber Höhe?

Eine Braunbärin mit ihrem Jungen.

Leider habe ich die beiden nicht gesehen, denn sie sind sehr rasch hinter den Felsvorsprüngen verschwunden. Aber es waren nicht die einzigen Bären, die sich in dieser abgelegenen Gegend kurz den deutschen Birdern zeigten – und rasch verschwanden.

… unten ein Farbtupfer

Felsige Bergkämme und frisch ergrünte Büsche und Matten.

Frisches Grün und im Gebüsch verborgen: die Kappenammer

Weiter unten sah die Landschaft im Mai wunderbar grün und nahezu lieblich aus. Doch das dornige Buschwerk ließ erahnen, dass diese Region im Sommerhalbjahr vor allem eines ist: trocken.

Hier also beobachtete ich die farbenprächtige Kappenammer, ein gelb-braun-schwarzer Farbtupfer. Sie saß in einem Kerb-Spierstrauch (Spiraea crenata), wie ich über einen heißen Draht via Lüneburger Heide nach Armenien erfuhr.

Der gelbe Tupfer hat eine typische Ammer-Gestalt mit dem kräftigen Schnabel und der „flachen Stirn“, in die der Schnabel fast unmerklich übergeht. Auffällig auch der relativ lange Schwanz, und beeindruckt hat mich, wie Herr Kappenammer zwischen Blättern, Blüten und Fruchtständen herumbalancierte.

Kappenammer im Profil, mit dem kräftigen Schnabel und flacher Stirn.

Kappenammer balanciert in Gebüsch.

Kräftiger Schnabel, flache Stirn und immer in gewagter Balance

Nach Singen war dem hübschen Kerl offenbar nicht zumute. Im Urania Tierreich, das zunächst in Leipzig erschien (1969) und sich vornehmlich an DDR-Bürger richtete, lese ich in meiner Ausgabe (Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1974, Bd. 6, S. 479)

So manchem, der seinen Urlaub im Frühjahr an der bulgarischen Küste verbrachte, mag in offenem Buschland und an Straßenrändern ein volltönendes rollendes Gezwitscher aufgefallen sein, dessen Urheber er dann in einem gut sperlingsgroßen Finkenvogel mit rotbraunem Rücken, schön gelber Unterseite und tiefschwarzem Oberkopf erkannte, der Kappenammer (Emberiza melanocephala).

Kappenammer von vorne, so dass man gut die gelbe Unterseite sieht.

Und wie die gelbe Unterseite leuchtet.

Die attraktiven Kappenammern, die etwa in Armenien, in der Türkei und anderen Ländern des östlichen Mittelmeerraumes oder des Kaukasus brüten, verbringen den Winter übrigens in Indien. Der winterlichen Kälte und dem Schnee in diesen Regionen entfliehen sie, indem sie nach Süd-Osten ziehen.

Kappenammer in Großaufnahme und im Schnabel ein Stück Zweiglein.

Und hier kappt der kräftige Schnabel einen kleinen Zweig. Noch besser zu sehen, wenn man das Foto anklickt.

Kappenammer | Bruant mélanocéphale | Black-Headed Bunting | Emberiza melanocephala

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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