Es war Februar, als ich auf der Berliner Havel erstmals die äußerst attraktiven Gänsesäger sah – vor allem die weiblichen Enten mit ihrer rot-braunen Mähne gefallen mir. Sicher handelte es sich um Wintergäste. Glücklicherweise habe ich Gänsesäger schon in ihrem skandinavischen Brutgebiet beobachten können, wo sie im Sommer am Rande des Schilfs ihre Jungen ausführen und im offenen Meer als Trupp unterwegs sind.
Wer Gänsesäger auf Gewässern in Berlin oder dem Umland entdecken möchte, ist gut beraten, ein Fernglas dabei zu haben. Denn Gänsesäger, die zu den Entenvögeln gehören, sind – außer in der Brutzeit – immer auf dem Wasser und schwimmen meist weit vom Ufer entfernt. Ganz anders als die Stockenten und Blässrallen, bekannt auch als Blesshühner.
Im Fernglas sieht man die ganze Schönheit der schwarz-weißen, dunkelgrün-köpfigen Männer und der grau-weißen Frauen mit ihrer fast rötlichen Mähne. Gerade im Winter, wo die Verpaarung in vollem Gange ist, leuchtet ihr Prachtgefieder besonders schön.
Markenzeichen der Säger
Auch im Gegenlicht kann man die Säger, die ihren Namen den kleinen Säge“zähnchen“ am Rand des Schnabels verdanken, gut erkennen. Das liegt an der starkgekrümmten Schnabelspitze, dem Schopf der Entendamen und der Gestalt. Gänsesäger sind relativ lang und liegen wie andere Tauchenten ziemlich flach im Wasser. Dass sie gut und lange abtauchen können, steckt auch in ihrem lateinischen Namen Mergaster. Denn mergo heißt, ich tauche.
Es gibt noch ein anderes Erkennungsmerkmal und auch das, wie so vieles andere, habe ich gerade erst gelernt: Gänsesäger „lugen“. Das heißt sie stecken den Kopf ins Wasser und scannen das Umfeld unter der Wasseroberfläche. So entscheiden sie sich für oder gegen einen Tauchgang, bei dem sie im Wasser einen Fisch zu ergattern versuchen.
Im der äußerst informativen Ausgabe von Neue Brehm-Bücherei zum Thema „Der Gänsesäger“ (Lothar Kolbe, 1990, Ziemsen Verlag, Bd. 604) lese ich auf Seite 72 ff, dass Gänsesäger (logischerweise) klares Wasser als Habitat bevorzugen und dass sie vermutlich davon profitieren, wenn durch winterliche Kälte bei Fischen der Stoffwechsel verlangsamt ist. Das könne nämlich dazu führen, dass die Beutetiere etwas träger agieren – und leichter zu fangen sind.
Nordische Wintergäste
Gänsesäger sind bei uns vor allem Wintergäste. Rund 1.000 Paare brüten allerdings bei uns: im Süden Deutschlands, an der Ostsee und längs der Oder. Das Hauptbrutgebiet liegt weiter im Norden, und zwar in Skandinavien, im Norden von Russland und in den baltischen Staaten.
Dort brüten sie in den Sommermonaten, und zwar – viele werden es kaum glauben – in Baumhöhlen.
Da aber diese immer seltener zur Verfügung stehen, brüten die Säger oft auch in erhöht angebrachten, künstlichen Nistkästen. (Aber davon berichte ich ein anderes Mal.)
Um die Jungen kümmern sich die Sägerdamen als Alleinerziehende, die ihre Kinderschar nicht nur ausbrüten, sondern auch wochenlang bei den ständig wachsenden Ausflügen betreuen. Dieses „Führen“ der Jungen, die Mitte Juli nicht mehr „Babys“ sind, sondern schon die Größe eines Altvogels haben, konnte ich in Schweden beobachten.
Familienausflüge
Im Norden der Insel Öland trieb sich eine Familie am Schilfrand herum. Sie kam wie aus dem Nichts aus dem dichten Schilfgürtel hervor und verschwand kurz darauf wieder – vermutlich war es an diesem Tag einfach zu stürmisch, selbst in der etwas geschützten, schilfbestandenen Bucht.
Tags darauf schien die Sonne. Die Familienmitglieder badeten ausgiebig und sonnten sich danach auf dem eiszeitlichen Geröll, das der schwedischen Küste überall vorgelagert ist.
Im Süden von Öland konnte ich schließlich noch beobachten, wie eine Gänsesäger-Familie die felsige Küste verließ und auf die offene Ostsee hinaus schwamm. Auch diese Szenen möchte ich euch nicht vorenthalten.
Aber wie schon an der Havel: Ohne Fernglas, ein wenig Vorwissen und ein gutes Kameraobjektiv sieht man oder frau einfach nur Enten. Was ja stimmt, aber eben viel weniger als die halbe Geschichte ist.
Gänsesäger | Harle-bièvre | Common merganser | Mergus merganser
Hallo Elke,
auch in diesem Jahr war ich wegen der Singschwäne an der Oder. Gänsesäger sehe ich übrigens dort immer, auch in den Sommermonaten. Die halten sich überwiegend auf dem Kanal auf. Auch auf meiner Wanderung von Golm nach Werder bei Töplitz konnte ich viele Gänsesäger, Grau- und Silberreiher beobachten.