Rätselhafte Taucher

14. November 2017 | Große Vögel | 0 Kommentare

Zwei junge Reiherenten im noch nicht gewechselten Gefieder.

Reiherenten auf dem Schlachtensee

Im November haben Binnenseen ihre ganz eigene Stimmung, so auch der Schlachtensee im Südwesten Berlins. Das liegt am fahlen Licht, den dennoch farbenprächtigen Laubbäumen und schließlich an der paddelnden Bevölkerung des Sees: Nur einzelne Menschen und ganz wenige Vierbeiner trauen sich jetzt noch ins Wasser. Dafür kommen Wasservögel auf eine Stippvisite vorbei und mischen sich unter bekannte Dauergäste wie Blässhühner, Haubentaucher und Stockenten.

Zwei Dutzend Waservögel auf dem Schlachtensee vor einer Kulisse mit bunt gefärbten Bäumen am Ufer.

Wasservögel in der Mitte des Sees

Solange der See nicht zufriert, lümmeln sich hier zu jeder Jahreszeit ein paar Stockenten und Blässhühner in Ufernähe oder direkt am Ufer. Manche erwarten, dass irgendwer ihnen ein paar Krumen hinwirft – auch wenn das verboten ist.

Im November dümpeln die Wasservögel meistens weiter draußen auf der Wasserfläche. Sie dösen, putzen sich oder tauchen nach Wasserpflanzen, Schnecken oder Fischchen. Auf den ersten Blick denkt man: Nichts Besonderes zu sehen … nur die dunkle Silhouette der üblichen Bewohner.

Wieder da: Tafelenten

Mit dem Fernglas konnte ich allerdings einige rotbraune Köpfe unter den vielen schwarzen Blässhühnern mit weißer Stirn erkennen. Da hatten sich also wieder ein paar Tafelenten eingefunden.

Vorne eine Tafelente mit braunem Kopf und grauen Flanken, vorne und hinten schwarz. Dahinter schwimmt ein schwarzesBlässhuhn mit weißer Blässe.

Männliche Tafelente und dahinter ein Blässhuhn

Tafelente mit kastanienbraunem Kopf und geöffnetem Schnabel. Sie ist kräftig am Schnattern

Geschnattert wird auch

Sie oder ihre Artgenossen hatten schon letztes Jahr am Schlachtensee einen Zwischenstopp eingelegt – bevor sie beim ersten Kälteeinbruch weiterzogen. Jedenfalls freute ich mich, sie wieder zu sehen.

Zwei weibliche Tfelente mit vorweigend grauem Gefieder und bräunlichen Köpfen schwimmen auf dem Schlachtensee

Weibliche Tafelenten haben einen blasseren Kopf.

Neu entdeckt: Reiherenten

Und dann fielen mir noch Enten mit heller Flanke und einem kleinen Schopf auf. Der ist typisch und namensgebend für die Reiherenten, die aber außer diesem Schopf äußerst wenig mit einem Reiher verbindet. Der Schopf, der im Nacken etwas herabhängt,  wird von den Oberkopffedern gebildet, lese ich bei Hans von Boetticher (Gänse- und Entenvögel aus aller Welt, Die Neue Brehm-Bücherei, Leipzig, 1952, Bd. 73, S. 71).

Übrigens: Es waren Reiherenten, die vor einem Jahr für viel Aufregung sorgten, weil einige Dutzend am Bodensee – und nicht nur dort – an der Vogelgrippe gestorben waren.

Drei Reiherenten im November: Weibchen und Jungvögel.

Reiherenten im Schlichtkleid

Die hübschen, schwarzköpfigen Gäste, die derzeit auf dem Schlachtensee herumpaddeln, waren zum Glück äußerst lebendig. Eine echte Freude, ihnen dabei zuzusehen, wenn sie schwungvoll abtauchten, um nach Nahrung zu suchen. Reiherenten gehören wie die Tafelenten zu den Tauchenten. Keine Frage.

Schwimmende ReiherenteReiherente beim Abtauchen. Nur der Schwanz ist zu sehen.Reiherente ist abgetaucht. Nur ein Sprudel auf der Wasseroberfläche zeugt noch von der Ente.

In Deutschland hat die Zahl dieser Tauchentenart zugenommen, entnehme ich dem wunderbaren Atlas Deutscher Brutvogelarten (2014, Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und dda). Immer mehr Paare brüten sogar hierzulande. Aber die meisten kommen erst im Herbst, wenn es weiter nördlich – der eigentlichen Brutregion in Skandinavien und Russland – zu kalt geworden ist. Später, wenn es ihnen auch bei uns zu unwirtlich ist, fliegen sie weiter nach Süden, um in großen Trupps auf eisfreien Gewässern wie dem Bodensee zu überwintern. Manche dieser nordischen Brutvögel fliegen auch südwestlich und steuern das niederländische Ijesselmeer an.

Jetzt im Spätherbst tragen viele Reiherenten ein apartes Schlichtkleid. Das schützt sie, wenn die Ufervegetation lichter geworden ist. Und mir fiel auf, dass sie bei leichtem Wellenschlag mit ihrer Umgebung fast verschwimmen.

Blässhühner und Tauchenten verschwimmen mit den kleinen Wellen auf der spiegelnden Wasseroberfläche.

Tarnung inklusive

Rätselraten

Ich habe übrigens mehrere gute Vogelkundler, diverse Webseiten und Bestimmungsbücher gefragt, welchen Status die Reiherenten auf meinen Fotos haben. Ganz sicher bin ich mir noch immer nicht.

Drei Reiherenten im grau-braunen Schlichtkleid schwimmen auf dem See.

Rätselhaftes Grüppchen

Hier die Alternativen für das Dreier-Gespann im schlichten Outfit: Es könnte sich

  • um zwei Jungvögel aus diesem Jahr und um ein weibliches Tier dahinter – erkennbar an der dunkleren Brust – handeln,
  • oder aber um drei Jungvögel. Dafür sprachen sich die meisten aus.
  • Eher unwahrscheinlich ist, dass wir es mit zwei Weibchen – vorne auf dem Foto – und einem Männchen – dahinter – zu tun haben. Denn die männlichen Tiere haben die Mauser eigentlich bereits hinter sich und tragen schon im November das so genannte Prachtkleid. Sie sind dadurch viel leichter zu bestimmen.

Männliche Reiherenten wechseln das Gefieder bereits ab dem Sommer und haben im Winter schneeweiße Flanken. Und da ich bisher noch keine männliche Reiherente in ihrem Winterschmuck fotografieren konnte, habe ich mal wieder den „Naumann“ in meinem Regal bemüht. (Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1905, Bd. X, S. 136) Darin sind diese fünf Tauchenten-Herren in ihrer ganzen Pracht zu bestaunen.

Fünf männchliche Tauchenten sitzten auf Steinen am Ufer. Ganz rechts eine schwarz-weiße Reiherente. Das ist ein Männchen im Prachtkleid.

Rechts eine männliche Reiherente im schwarz-weißen Prachtkleid, und die zweite von links ist eine Tafelente.

 

Reiherente | Fuligule morillon | Tufted Duck | Aythya fuligula

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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