Der kecke König

10. April 2021 | Kleine Vögel | 0 Kommentare

Zaunkönig mit erhobenen Schwanz steht auf einem Baumstumpf

Eindeutig: schmaler Insektenfresserschnabel und keck aufgerichteter Schwanz

Der Zaunkönig ist kaum größer als das Wintergoldhähnchen. Vom Schnabel bis zur Schwanzspitze misst er gerade mal 9,5 cm, und mit seinen rund zehn Gramm ist er wirklich ein Leichtgewicht. Für ornithologisch Interessierte ist der muntere Sänger ein Geschenk: unüberhörbar ist seine Stimme, sogar im Winter und vor allem im zeitigen Frühjahr. Denn in Mitteleuropa verbringt der kecke König die kalte Jahreszeit möglichst an seinem „Wohnort“. Er ist gilt als Jahresvogel.

Wohnorttreuer Sänger

Amsel und Zaunkönig als dunkler Schattenriss in einem silbrig glänzenden Graben

Vorne die Amsel, dahinter der Zaunkönig.

In der Regel bleiben Zaunkönige im Winter bei uns. Das ist erstaunlich, denn der kleine Insektenfresser ist auf Nahrung angewiesen, die in den Wintermonaten auch bei uns rar ist. Trotz Klimawandel.

Aus Skandinavien kommen sogar noch viele Individuen dazu, weil sie regelmäßig südwärts in wärmere Regionen ziehen.

Dass die „Sesshaftigkeit“ unserer Zaunkönige riskant ist, ist keine Frage: in kalten Wintern und speziell bei extremen Wintereinbrüchen verhungern die kleinen Sänger. Außer sie schaffen es noch rechtzeitig, in südwestliche Regionen abzuziehen.

Ringfunde zeigen, dass bei uns beringte Zaunkönige vor allem nach Frankreich abwandern, wenn es hierzulande zu ungemütlich wird. Und Vogelringe von Vögeln, die bei uns in Deutschland abgelesen wurden, stammten in der Regel aus Skandinavien.

 

 

 

 

o Kreise symbolisieren in Deutschland beringte Zaunkönige, deren Ring in Nachbarländern abgelesen wurde.
* Sterne symbolisieren in Nachbarländern beringte Zaunkönige, deren Ring bei uns abgelesen wurde.

Grafik: Atlas des Vogelzugs
F. Bairlein, J. Dierschke u.a.
Aula-Verlag, 2014, S. 431

Ich hatte das Glück, im Januar letzten Jahres einen Zaunkönig an einem kleinen Fließgewässer – mehr eine Rinne – zu beobachten, dessen Seiten von überfrorenem Schnee bedeckt waren. Hier fischten eine Amsel und der kleine König offenbar wasserlebende Insekten oder suchten solche, die unter den verotteten Laubblättern klebten. Und wer genauer hinhört, bemerkt außer Fluglärm auch einen geckernden Habicht.

 

Frühlingserwachen

Im zeitigen Frühjahr, es war März, begegnete mir in demselben Stadtpark von Berlin Steglitz erneut der kleine Vogel. Dass es „nur“ ein Artgenosse war, halte ich für unwahrscheinlich, denn warum sollte er sein Revier aufgeben, nachdem er dort den Winter überstanden hatte.

Dieses Habitat mit seiner buschige Vegetation am Rande eines Wasserlaufs war ideal und genau das, was Zaunkönige, die sich auch mal Kaulquappen oder Jungfische schnappen, bevorzugen. Als ich ihn entdeckte, suchte er am Boden und im Geäst nach Insekten und Spinnen, die in der Frühlingssonne unterwegs waren. Und er war erfolgreich. Er erwischte ein Fluginsekt, vielleicht eine Steinfliege, wie beim Vergrößern zu erahnen ist. (Ich habe es schon mehrfach erwähnt: Leider muss ich alle Fotos „herunterpixeln“, um den Blog nicht zu überfrachten.)

Kleiner bräunlicher Vogel zwischen zweigen und grünen Blättern

Was sitzt denn da?

Kleiner brauner Vogel mit Insekt im Schnabel

Erwischt!

Den Zaunkönig entdecken

Einen Zaunkönig zu entdecken, ist gar nicht leicht, denn selbst wenn wir seine kräftige Stimme hören und sie richtig zuordnen, bleibt der bräunliche Vogel oft verborgen. Vielfach erklingt sein bis zu 90 dB lauter Gesang nämlich aus einem Versteck heraus – allerdings nicht immer.

Uwe Westphal, der kenntnisreiche Ornithologe und geniale Imitator von Vogelstimmen, hat das in seinem unterhaltsamen, klugen Buch so beschrieben (Schräge Vögel, 2015, Pala-Verlag Darmstadt, S. 123)

Häufig ertönt der Gesang aus der Deckung heraus, etwa aus einem dichten Brombeergebüsch, doch regelmäßig bekundet der Vogel seinen Revieranspruch auch von einer erhöhten Warte aus und sitzt dort oft völlig frei.

Völlig frei sah ich den kleinen Kerl kurioserweise im hintersten Armenien nahe Hermon. Da hatte mich die laute Stimme dazu gebracht, zu den Dachfirsten hochzuschauen. In dem aus wenigen Häusern bestehenden Dorf war er von überall zu hören. (Fotos per Klick vergrößern und dann zum Text mit ←.)

Zurück zum Parkgelände von Berlin Steglitz: Vor allem wenn die Bäume und Büsche belaubt sind, ist das singende Kerlchen definitiv schwer zu entdecken. Gut getarnt ist es durch das rostbraune Gefieder und die verwaschene Querbänderung auf der bräunlich weißen Unterseite.

Verborgener Vogel im Blattgrün

Gut getarnt. Schwer zu entdecken.

Singender Zaunkönig im Grün von Büschen und Bäumen

Heimlicher Sänger

Der Zaunkönig zeigte mir zunächst immer seine Rückseite, tat mir dann aber einen großen Gefallen: Nach erneutem Platzwechsel drehte er sich um, ließ sich vom Amselgesang nicht irritieren, sang unbeeindruckt laut und kräftig und sichtbar. Ich hoffe, ihr kommt ihm auch auf die Spur – es lohnt sich.

Zaunkönig |Troglodyte mignon | Wren | Troglodytes troglodytes

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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