Von Uhu und Waldkauz

15. April 2017 | Mensch & Vogel | 1 Kommentar

Uhu auf einem Ast mit großen Augen, Ohren, die von Federn gebildet werden, und Querstreifen auf der Burst ("gesperbert")

Virginia Uhu (Foto: Shudrbug CC BY 2.0)

Während wir in Old Germany mit Begeisterung auf unsere Waldkauz-Webcams des NABU (leider  Februar 2018 defekt) schauen, hat mein Freund Jürgen in Austin/Texas ein Eulenpaar auf seinem Nachbargrundstück. Er konnte sie wochenlang abends ausfliegen sehen und ihre Rufe hören.

Wir haben uns in Kommentaren zu meinem Post „Waldkauz … Nachwuchs!“ dazu schon ausgetauscht; auch was die Namensgebung angeht.

Den beiden wurden nach der Wahl des neuen US-Präsidenten nämlich hübsche Namen verpasst: The Donald und Melania. Jürgens Gründe dafür sind irgendwie nachvollziehbar: „weil der Neuankömmling Abend für Abend lauthals auf sich aufmerksam machte“ und „sie nur sehr selten und leise antwortete“.

 

Europäischer Uhu

Bei den texanischen Eulen handelt es sich um zwei Great Horned Owls, zu deutsch Virginia Uhus (Bubo virginianus). Sie sind beachtlich groß, wenn auch etwas kleiner als unser europäischer Uhu (Bubo bubo).

Im Vergleich zum Waldkauz sind Uhus allerdings eine Wucht: rund 1,5 Kilo wiegt das weibliche, rund 1,2 Kilo das männliche Tier bei den Virginia Uhus. Und sie sind im Schnitt 55 cm groß.

Im Vergleich dazu wiegt der Waldkauz nur ein Drittel: rund 560 Gramm das weibliche und 440 das männliche Tier.

Bei der Wahl des Brutplatzes sind die amerikanischen Uhus äußerst flexibel: Es kann eine Baumhöhle sein, aber auch eine Felsnische. Manchmal nisten sie sogar auf dem Boden.

 

Neues Heim

Im Baum hängt ein Kröbchen mit dem jungen Virginia Uhu.

Im Körbchen wohnt der junge Virginia Uhu (Foto: Jürgen S.).

Ihre Flexibilität ist einer der Gründe, weshalb Virginia Uhus in Nord-, Mittel- und Südamerika vorkommen und selbst in Millionenstädten wie Austin oder New York leben und sich fortpflanzen können.

In Austin wählten sie einen großen Nadelbaum im Garten an einer gut frequentierten Straße. Längst haben sie dort gebrütet und seit vier Wochen gibt es Nachwuchs.

Normalerweise legen Virginia Uhus zwei Eier und bringen zwei Junge hoch. Aber dieses Mal musste eins zum Aufpeppeln an Experten abgegeben werden.

Das andere Junge wird von den Eltern gut versorgt und lebt in einem Körbchen, das oben um Nadelbaum hängt.

 

Der Sichtbare Unterschied

Uhus haben diese spitzen „Öhrchen“, die keine Ohren sind, sondern kleine Federn. Den Waldkauz erkennt man hingegen besonders gut an seinem breiten Gesicht. Katzenartig sei es – wie manche sagen. Und so wie der Berliner Waldkauz-Vater vom Balkon des Nistkastens herausschaut, muss ich dem zustimmen. Das war übrigens eine der Situtionen, in der ihm Nebelkrähen ordentlich Stress machten.

Waldkauz steckt den Kopf weit aus dem Abflugloch des Nistkastens heraus.

NABU-Webcam in Berlin mit dem männlichen Partner

Ich konnte mehrfach morgens via Außen-Webcam beobachten, wie erst die Krähen im Hintergrund herumflatterten und plötzlich der Waldkauz angesaust kam und im Nistkasten verschwand. Gleich darauf drehte er sich um 180 Grad und schaute dann zunehmend forsch aus dem Ausflugsloch heraus. Das hinderte die Nebelkrähe keineswegs daran, Rabatz zu machen und sich schimpfend sogar auf den Nistkasten zu setzen. Da war der Waldkauzkopf allerdings schnell wieder eingezogen.

Waldkauz aus Brehms Tierleben (1900)

Waldkäuze sind pfiffige, aber bei anderen Vögeln extrem unbeliebte Nachbarn. Das hat Alfred E. Brehm (Vögel, Bd.2, S. 156) mal ganz griffig beschrieben:

Keine Eule hat von dem Kleingeflügel mehr zu leiden als der Waldkauz. Was Flügel hat, umflattert den aufgefundenen Unhold, was singen und schreien kann, läßt seine Stimme vernehmen. Singdrossel und Amsel, Grasmücke, Laubvogel, Finke, Braunelle, Goldhähnchen und wer sonst noch im Walde lebt und fliegt, umschwirrt den Lichtfeind, bald jammernd klagend, bald höhnend singend, bis dieser sich endlich aufmacht und weiterfliegt.

Waldkauz | Hibou brun | Brown owl | Strix aluco

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1 Kommentar

  1. Nur kurz zum Abschluss der Geschichte vom Virginia Uhu in Austin/Texas: die junge Eule ist fast so groß wie die Eltern und wohnt anscheinend weiterhin mit diesen an unserer Ecke. Wer weiß, vielleicht die erste Generation voll urbanisierter Great Horned Owls?

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Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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