Gestern Abend sind in Berlin in einer dieser künstlichen Bruthöhlen, die der NABU den Waldkäuzen spendiert hat, die Jungen geschlüpft. Bisher hat sie keiner gesehen, sie sind unter dem Gefieder versteckt. Aber die Eischalen waren auf den Bildern der Webcam, die dort installiert ist, deutlich erkennbar. Das war spätabends, und die Madame hat davon gefressen.
Auch so geht’s zu den NABU-Webcams: https://blogs.nabu.de/category/vogel-des-jahres/
Als ich heute morgen kurz vor 6 Uhr neugierig auf die NABU-Seite ging, fraß sie gerade etwas langbeiniges, vielleicht einen Frosch. Das wäre nicht das erste Mal, denn unter ihren bisherigen Beutetieren, die ihr der Gatte vorbeibrachte und die der NABU gelistet hat, sind nicht nur Mäuse, sondern auch eine Drossel und ein Frosch.
Ich empfehle euch auch, mit der Webcam im Allgäu in eine Waldkauz-Bruthöhle zu schauen. Dort sah ich heute früh die weißen, flauschigen Jungen mit prominentem Hakenschnabel, die schon ein paar Tage alt sind. Die Mutter war ausnahmsweise mal ausgeflogen.
Großes Kino!
Waldkauz | Hibou brun | Brown owl | Strix aluco
Um das nachbarschaftliche Erlebnis beneide ich dich wirklich. Aber musstes du ihn Donald nennen?
Ich habe mal ein wenig geblättert und herausgefunden, dass deine Eule auf deutsch „Virginia Uhu“ heißt (Bubo virginianus) und in den USA weit verbreitet ist. Das liegt offenbar an der extremen Anpassungsfähigkeit dieser Art.
Nicht wählerisch zu sein hat manchmal auch Vorteile. Man lebt nicht nur im Regenwald, im Gebirge, in Wüsten und der Tundra recht gut, sondern auch in Austin oder New York. Sogar in meinem kleinen Büchlein „Field Guide: Birds of New York“ von Stan Tekiela ist dein Virginia Uhu mit seinen großen „Hörnern“ drin.
Darin steht übrigens auch, dass ein anderer Name „Fliegender Tiger“ ist, weil die Art so unglaublich furchtlos ist. Sie greift selbst Skunk und Stachelschwein an. Donald lässt grüßen?
Dass euer drei Wochen altes „Baby“ schon so groß ist, erklärt sich wohl auch damit, dass unter den nordamerikanischen Eulen der Virginia Uhu mit rund 55cm Länge die zweitmächtigste Art ist. Das Weibchen bringt es auf plus minus 1,5 Kilo, das Männchen auf etwa 1,2 Kilo. Kleine Säuger sind die wichtigste Beute, es darf aber auch mal ein kleiner Alligator sein.
Bei mir in Austin hat sich auf dem Nachbargrundstück bereits im Februar ein Eulenpaar festgesetzt. Es sind Great Horned Owls. Ich habe den Neuankömmling in meiner Nachbarschaft dann anfang März „The Donald“ getauft, weil er Abend für Abend unablässig lauthals auf sich aufmerksam macht. Das Weibchen antwortet nur sehr selten und heißt logischerweise Melania.
Sie haben als Standort einen Nadelbaum direkt an einer gut befahrenen Straße gewählt, wo zweimal am Tag zahllose Eltern zahllose Kinder von der Elemantary School ab- bzw. aufladen. Passt alles sehr gut.
Mittlerweile haben die zwei übrigens Nachwuchs. Das eine Junge haben die Nachbarn zum Durchfüttern an eine Aufzuchtstation (Animal Shelter) abgegeben. Das andere Junge, mittlerweile drei Wochen alt und 25cm groß, wächst in einem „Korb“ heran, den die Nachbarin in den Baum gehängt hat. Es wird von den Eltern weiterhin gefüttert.