Kürzlich habe ich im schönen Blog von Waltraud Hofbauer gestöbert und ausgiebig in ihrem Marokko-Bericht gelesen. Offenbar war sie vom Saharasteinschmätzer ebenso fasziniert wie ich auf meinen Marokkoreisen jenseits des Hohen Atlas. Und dann habe ich meine Fotos von 2013 und 2015 hochgeladen – und meine Erinnerungen.
In unserem Zeltcamp mitten im Grand Erg Chigaga sang am Morgen ein wunderschöner, schwarz-weiß gefiederter Vogel. Am liebsten saß er hoch oben auf dem gegenüberliegenden Zeltdach, seiner Singwarte: ein Saharasteinschmätzer in der Sahara (Erg = Sandwüste). Als wir dann – die einzigen Campgäste – im klaren, kalten Dezembermorgen draußen frühstückten, kam er sehr nah und suchte auf dem Boden nach Nahrung.
Auch am Rand des Erg Chebbi hörte und sah ich einen Saharasteinschmätzer. Dieser saß oben auf einer der Zinnen des Hotels in Merzouga und „schmätzte“. Ihren deutschen Namen haben die Vögel nämlichen von ihrem etwas schmatzenden Gesang.

Höher geht es nicht: Singwarte auf einer Zinne des Hotel
Bedrohte Art
Auch in Deutschland kann man mit etwas Glück einen Steinschmätzer sehen, allerdings steht die hiesige Art (Oenanthe oenanthe L.) in der Roten Liste bedrohter Tierarten in der Kategorie 1., sie ist also ein vom Aussterben bedrohter Brutvogel.
Was in Grizmeks Tierleben (1970, Kindler, Bd. 9, Vögel 3, S. 283) einleitend zum Thema Steinschmätzer steht,
Steinschmätzer leben in sehr offener Landschaft. Viele von ihnen sind sogar in Wüsten vorgedrungen, wo sie verschiedene Lebensräume besetzen.
passt außerordentlich gut zu meinen eher zufälligen Beobachtungen in Marokko und Deutschland: Ich sah einen weiblichen Steinschmätzer am Rand der Sanddünen auf der ostfriesischen Insel Wangerooge. Und meinen zweiten Steinschmätzer entdeckte ich in meiner alten Heimat Bremerhaven: Der zarte Vogel war vermutlich auf der Durchreise nach Süden und saß im Zoo am Meer auf den Felsen des Eisbärgeheges.
Hiesige Steinschmätzer sind Zugvögel und verbringen den Winter im südlichen Afrika. Der Saharasteinschmätzer bleibt hingegen normalerweise dort, wo er sowieso ist. Er ist ein sogenannter Standvogel.
Habitat
Ich bin übrigens immer wieder davon begeistert, wie gut die Lebensraumbeschreibungen in Grzimeks Tierleben oder Die Neue Brehm-Bücherei zu dem passen, was ich mal mehr, mal weniger zufällig beobachte. Außerdem ist es wirklich hilfreich, das Habitat eines Vogels zu beachten, wenn man ihn bestimmten möchte.
Es gibt aber noch einen ganz anderen Grund, das Habitat zu berücksichtigen: Vögel lassen sich nur da nieder, wo es passt. Wenn immer mehr Flächen, die sandig, öde oder felsig sind durch Agrarflächen oder neue Industriestandorte verschwinden, dann findet der Steinschmätzer keine Brutplätze.
Habitatschutz ist bekanntlich Artenschutz.
Saharasteinschmätzer | Traquet à couronne blanche | White-crowned Black Wheatear | Oenanthe leucopyga
Et en français: Couronne blanche au Sahara
Hallo Elke,
ja der Saharasteinschmätzer hat’s mir wirklich angetan. Ein wunderschöner Vogel und uns Menschen mag er auch 😉
Schöne Fotos.
Viele Grüße
Waltraud