Spielen mit Vogelarten

09. Februar 2022 | Mensch & Vogel | 0 Kommentare

Die quadratishe Schachtel des Brettspiels Flügelschlag, mit einem fliegenden Vogel, der seine flügelspannweite demonstriert.In der oft schummerigen Winterzeit sind traditionelle Gesellschaftsspiele sehr beliebt. Immer wieder gibt es auch neue Spiele, die unterhaltsam und attraktiv gestaltet sind. Zu den erfolgreichen zählt das Brettspiel Flügelschlag, das 2019 in Deutschland auf den Markt kam.¹ Es wird manchmal mit meinem Vogelblog Flügelschlag und Leisetreter, der bereits seit 2016 online ist, verwechselt.

Der englische Titel dieses strategischen Brettspiels US-amerikanischer Provenienz aus dem Verlagshaus Stonemaier lautet übrigens Wingspan – also Flügelspannweite. Darauf spielt auch die Grafik auf der quadratischen Schachtel an: ein Scherenschwanz-Königstyrann mit ausgebreiteten Flügeln.

Spieleentwickler und Spieleentwicklerinnen haben schon vielerlei Spiele entworfen, in denen die Natur und sogar Vögel eine zentrale Rolle spielen. Dieses auch solo zu spielende und mittlerweile als Computerspiel veröffentlichte Brettspiel, beeindruckt mich als Biologin vor allem deshalb: Es verlangt von den Spielenden, dass sie sich mit den Vögeln, die auf den 170 Vogelkarten abgebildet sind, intensiver beschäftigen. Und es macht klar, wie unterschiedlich die Lebensweise und Bedürfnisse der einzelnen Arten sind.

Ansprüche der Vögel

Während bei einem Memory-Spiel mit verschiedenen Vögeln nur die Zuordnung stimmen muss – wo nochmal liegt der passende zweite Kernbeißer? – gilt es in diesem Strategiespiel, die Ansprüche einer Vogelart an ihre natürliche Umwelt zu berücksichtigen. Auslegen lässt sich eine Vogelkarte daher nur in einem (manchmal auch in zwei oder drei) von insgesamt drei Lebensräumen. Das sind Wald, Wiese und Wasser. Diese grob umrissenen Biotope sind auf den Vogelkarten und auf der farbigen Tafel („Tableau”), die jeder und jede beim Spielen vor sich liegen hat, abgebildet.

Die Spielertafel des Flügelschlag-Spiels mit drei Vogelkarten in der Hand.

Das „Tableau”, auf dem die Vogelkarten in Biotoptypen abgelegt werden und wo mit den kleinen „Aktionswürfeln” gespielt wird.

Aber der passende Lebensraum ist längst nicht alles, was zu beachten ist, um im Verlauf des Spiels möglichst viele Punkte durch gehortete Eier, ausgelegte Vogelkarten oder mittels Bonuskarten zu sammeln. Je nach Vogelart wird die eine oder andere Nahrung benötigt, etwa knackige rote Beeren vom Zedernseidenschwanz oder frischer Fisch vom Amerikanischen Schlangenhalsvogel.

Spielende müssen außerdem darauf achten, ob die Vögel ihrer Vogelkarten viele oder wenige Eier legen, welche Art von Nest sie bauen und wie groß die Flügelspannweite ist. Außerdem sind manche Vögel wertvoller als andere, bringen also am Ende mehr Punkte, weil sie selten und/oder anspruchsvoll sind.

All diese Informationen sind den Vogelkarten zu entnehmen, die außer dem deutschen Artnamen auch den wissenschaftlichen Namen und eine schön gezeichnete Abbildung des Vogels zeigen. Die Ausstattung des Spiels Flügelschlag ist durchaus eine Augenweide: 75 pastellfarbene Eier, 103 bunte Futterkärtchen und 5 Futterwürfel, die nicht über den Tisch rollen, sondern aus einem sogenannten Würfelturm purzeln.

Dass dieser auch als Vogelhäuschen bezeichnet wird, macht auf eine Krux des Spiels aufmerksam. Die Anleitung mit den Regeln erscheint umständlich und ist teils schwer verständlich, obwohl sie keineswegs lieblos gemacht ist.

Kleine Mankos des Spiels Flügelschlag

Drei Vogelkarten des Flügelschlag-Spiels in der Hnad, die alle amerikanische Arten zeigen. in der Hnad

Drei Vogelkarten in der Hand mit Arten, die nur in Amerika leben.

So ansprechend gestaltet und informativ die einzelnen Vogelkarten auch sind, ein Manko besteht: Wer das Spiel kauft, bekommt mit der Erstausstattung amerikanische Vogelarten in die Hand, von denen nur wenige auch bei uns vorkommen.

Auf den kleinen Weltkarten sind die Arten jeweils geographisch verortet.

Nur als Ergänzung ist die europäische Vogelwelt im Handel. Für Weitgereiste und andere Interssierte hat der Spieleverlag Feuerland mittlerweile auch die Vogelwelt Ozeaniens im Angebot.

Verwirrung stiftet zum Teil die Begrifflichkeit in der Anleitung, etwa „Futtermarker“. Denn hier wird nichts markiert – vielmehr handelt es sich um runde „Futtermarken“. Oder: Es heißt „Spielt einen Vogel aus eurer Hand“, anstatt: Spielt eine Vogelkarte aus, indem ihr sie auf eure „Spieltafel“ legt. Und wer mehr Eier auf Vogelnester platzieren will oder sie anderweitig braucht, der liest: „Legt Eier und aktiviert die Graslandvogelfähigkeiten.“ Zum Spielen braucht man „Aktionswürfel“, mit denen allerdings nicht gewürfelt wird. Sie werden gesetzt.

Trotz dieser kritischen Anmerkungen lohnt es, das Spiel zu erwerben. Etwaige Startschwierigkeiten lassen sich überwinden. Nach und nach zeigt sich dann, welche Strategien lohnenswert sind, und schon beginnt der Spaß.

Das Gute ist: Im Internet findet sich neben einer straffen Anleitung vom Spieleverlag Feuerland, ein bunter Strauß von Spielern und Spielerinnen, die mal flott und mal langatmig vorführen, wie das Spiel funktioniert. Manchmal sind die Protagonisten beim Erklären von Regeln, bei ihren jeweiligen strategischen Überlegungen und bei ihrem Disput über Fehler, die sie selbst machen, äußerst amüsant.

¹ In Deutschland hat der Verlag Feuerland das Spiel auf den Markt gebracht. Es wurde als Kennerspiel des Jahres 2019 und mit dem Deutschen Spielepreis 2019 ausgezeichnet.

 

Spiel-Autorin: Elizabeth Hargrave
Grafik: Ana M. Martinez, Jaramillo N. Rojas, Beth Sobel
Verlag: Feuerland Spiele (D)
Erscheinungsjahr: 2019

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

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  • Franz Dorn zu Die Zippammer entdeckenLiebe Frau Brüser! In der Wachau in Niederösterreich finden Sie Zippammer und Zaunammer nebeneinander, letztere hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark ausgebreitet. Freundlich grüßt Franz Dorn
  • Elke Brüser zu Sensibler StocherschnabelDanke Renate für deine Hinweise, und ich werde den Fehler sofort korrgieren. Eigentlich sollte ich die zwei Städte unterscheiden können ...
  • Renate zu Sensibler StocherschnabelVielen Dank für den Blog, den ich seit Jahren mit Freude lese. Und wirklich traurig, dass es die Uferschnepfe in Deutschland so schwer hat. In Brandenburg gilt sie mittlerweile als ausgestorben, die l…
  • Elke Brüser zu Fototermin mit SchafstelzeSchön, dass sie dir auch gefallen.

Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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