Ihr kennt das, manchmal ist das Wetter mies und man mag das Haus gar nicht verlassen. In einem solchen Moment habe ich kürzlich etwas länger durch unser Dachfenster geschaut – auch eine Form des Birding. Und ich war überrascht. Denn wo zwischen den roten Ziegeln das Moos wächst, wo Dachrinne und Schornstein diverse Sitzgelegenheiten anbieten, da tat sich so einiges.
Regelmäßig lärmen hier die Nebelkrähen, Haussperlinge schlüpfen in ihre Nester unter dem Dach und stürzen sich wieder heraus, Ringeltauben dösen hoch oben mit Blick in die Ferne.
Fuchsroter Schwanz
Ganz verwundert war ich zunächst, weil so weit oben zwei Rotschwänze herumflatterten, die ich zunächst für Gartenrotschwänze hielt. Sie entpuppten sich aber später als Hausrotschwänze – ein Hinweis, den ich Waltraud Hofbauer verdanke. Beide Arten sind an ihrem fuchsroten Schwanz gut zu erkennen. Der fällt bei dem weiblichen Tier, das ich fotografiert habe, allerdings etwas blasser aus als beim männlichen. Für Hausrotschwänze ist die dunkle Färbung typisch – und auch der Aufenthaltsort: auf dem Dach.
Die beiden Hausrotschwänze waren sehr bemüht, auf der Dachschräge Fuß zu fassen – im wahrsten Sinne des Wortes. Manchmal rutschten sie die Ziegel durchaus ein Stück hinunter, bevor sie sich fingen. Doch sie gaben nicht auf und ließen sich auch von einem kleinen Regenschauer nicht vertreiben.
Offenbar hatten sie an dieser Stelle leckere Insekten oder Spinnen entdeckt – ich sah die beiden übrigens tagsdarauf wieder auf dem Dach – und vermutlich stärkten sie sich dort vor ihrem Zug nach Süden. Der steht Ende September an, und seit einer Woche sind die Rotschwänze bei mir auch tatsächlich verschwunden.
Noch mehr Besuch
Als ich noch damit beschäftigt war, die rotgeschwänzte Überraschung durch das Dachfenster zu fotografieren, kam ein weiterer Besucher, den ich hier oben noch nie bemerkt hatte: ein Buntspecht.
Normalerweise sitzt er am Stamm einer unserer alten Robinien – und hämmert. Solange die Robinien noch nicht ausgeschlagen haben, kann ich ihn dort in den Wintermonaten und im Frühjahr oft beobachten.
Aber nun machte er sich am Schornstein zu schaffen und klammerte sich mit den Zehen am Gestänge der Brüstung fest.
Man sieht dabei sehr schön, wie er seinen Stützschwanz stabilisierend einsetzt.
Was er allerdings an der Brüstung des etwas maroden Schornsteins suchte, ist mir rätselhaft. Gab es hier auch für ihn interessante Nahrung? Oder wollte er das Metall der Brüstung als Verstärker für sein Hämmern testen?
Schließlich ließen sich noch zwei Blaumeisen weit oben nieder. Sie sitzen zur Zeit meist auf den Zweigen des Hartriegels in unserem Garten. Aber auch für sie war an diesem trüben Tag das Dach besonders attraktiv: Mehrfach flogen sie die Regenrinne des Nachbarhauses oberhalb der vierten Etage an.
Übrigens war das Schauspiel dann ganz plötzlich zu Ende. Die Nebelkrähen und Elstern schimpften, die kleinen Singvögel waren verstummt und schnell im Gebüsch verschwunden. Der Grund: Ein Habicht, womöglich ein guter Bekannter, zog über das Haus. Er wurde kräftig von den Nebelkrähen gejagt und suchte rasch das Weite.
Ende des Schauspiels auf dem regennassen Dach an einem trüben Herbsttag.
Liebe Elke,
du hast vollkommen Recht ?‼️Es waren Feldlerchen….aber dennoch hat das kecke Auftreten dieser kleinen Vögel mich erfreut .
Die ganze Atmosphäre der Begegnung war stimmig. Früher Abend, leichter Wind, Sonne schon auf dem Weg sich zu verabschieden, keine Menschen, wunderschöne Landschaft im kleinen Dünen Nationalpark auf Texel.
Und dann dieser kleine unscheinbare Vogel, den ich fast übersehen. Und als meine Augen dann den Blick dafür drauf hatte, sah ich noch viel mehr Feldlerchen auf meinem Spaziergang.
LG Maike
@ Maike: Es ist ja wirklich das Schöne, dass wir mit der Zeit immer genauer hingucken – wenn wir die Vögel erst enteckt haben. Weiterhin viel Erfolg!
Hallo Elke,
einfach so aus zum Fenster zu gucken und Vögel zu beobachten, das kenne ich auch.
Nun glaube ich aber, dass es sich bei Deinem Gartenrotschwanz um einen Hausrotschwanz handelt.
Die Weibchen sehen sich ziemlich ähnlich, allerdings hat das Hausrotschwanz-Weibchen eine braungraue Brust und Bauch. Und das sehe ich auch bei Deinem 3. Bild. Das Weibchen vom Gartenrotschwanz hat eine leicht orangene Brust bzw. Bauchseite.
Was noch für den Hausrotschwanz spräche, ist dass Du ihn auf einem Dach gesehen hast.
Das kenne ich gut vom Hausrotschwanz. Hält sich auch gerne in den Bergen auf.
Liebe Grüße nach Berlin
Waltraud
Ich stimme dir zu, diese blasse braun-graue Brust … Das muss ein weiblicher Hausrotschwanz sein, obwohl sich in unserem Garten sonst nur Gartenrotschwänze herumtreiben. Es erklärt auch den überraschenden Dachbesuch, denn hoch oben hatte ich nie zuvor Rotschwänze gesehen. Dies waren also vermutlich Durchzügler auf dem Weg nach Süden. – Danke fürs genaue Hingucken. Nun werde ich meinen Blogeintrag korrigieren.
Liebe Elke, in der vorigen Woche habe ich bei gutem Wetter im Garten auch die Rotschwänze noch gehört, sie ließen sich allerdings nicht mehr blicken, wie so oft im Sommer. Auffallend war auch, dass die Stare, die wochenlang in Schwärmen die Obstbäume heimsuchten und die gesamte Geräuschkulisse dominierten, plötzlich verschwunden waren.
Vor dem Bienenstock kreisten nur noch ein paar müde fleißige Arbeiterinnen. Es ist auch kaum mehr ein Nahrungsangebot für sie vorhanden.
Übrigens sind Deine Fotos vom Dach wirklich super!