Überraschender Dachbesuch

04. Oktober 2017 | Mensch & Vogel, Rund ums Birding | 5 Kommentare

Ein dunkler Vogel steht auf dem rötlichen Dachfirst.

Mit Überblick auf dem Dachfirst gelandet.

Ihr kennt das, manchmal ist das Wetter mies und man mag das Haus gar nicht verlassen. In einem solchen Moment habe ich kürzlich etwas länger durch unser Dachfenster geschaut – auch eine Form des Birding. Und ich war überrascht. Denn wo zwischen den roten Ziegeln das Moos wächst, wo Dachrinne und Schornstein diverse Sitzgelegenheiten anbieten, da tat sich so einiges.

Regelmäßig lärmen hier die Nebelkrähen, Haussperlinge schlüpfen in ihre Nester unter dem Dach und stürzen sich wieder heraus,  Ringeltauben dösen hoch oben mit Blick in die Ferne.

Fuchsroter Schwanz

Ganz verwundert war ich zunächst, weil so weit oben zwei Rotschwänze herumflatterten, die ich zunächst für Gartenrotschwänze hielt. Sie entpuppten sich aber später als Hausrotschwänze – ein Hinweis, den ich Waltraud Hofbauer verdanke. Beide Arten sind an ihrem fuchsroten Schwanz gut zu erkennen. Der fällt bei dem weiblichen Tier, das ich fotografiert habe, allerdings etwas blasser aus als beim männlichen. Für Hausrotschwänze ist die dunkle Färbung typisch – und auch der Aufenthaltsort: auf dem Dach.

Die beiden Hausrotschwänze waren sehr bemüht, auf der Dachschräge Fuß zu fassen – im wahrsten Sinne des Wortes. Manchmal rutschten sie die Ziegel durchaus ein Stück hinunter, bevor sie sich fingen. Doch sie gaben nicht auf und ließen sich auch von einem kleinen Regenschauer nicht vertreiben.

Hausrotschwanz auf schrägen Dachziegeln nach Halt suchend.

Vorsicht! Nicht abrutschen, Madame Hausrotschwanz.

Hausrotschwanz auf Dachschräge.

Breitbeinig etwas Halt auf der Dachschräge gefunden.

Offenbar hatten sie an dieser Stelle leckere Insekten oder Spinnen entdeckt – ich sah die beiden übrigens tagsdarauf wieder auf dem Dach – und vermutlich stärkten sie sich dort vor ihrem Zug nach Süden. Der steht Ende September an, und seit einer Woche sind die Rotschwänze bei mir auch tatsächlich verschwunden.

Noch mehr Besuch

Buntspecht sitzt am Schornstein und klammert sich fest.

Festgeklammert am Stamm aus Stein

Als ich noch damit beschäftigt war, die rotgeschwänzte Überraschung durch das Dachfenster zu fotografieren, kam ein weiterer Besucher, den ich hier oben noch nie bemerkt hatte: ein Buntspecht.

Normalerweise sitzt er am Stamm einer unserer alten Robinien – und hämmert. Solange die Robinien noch nicht ausgeschlagen haben, kann ich ihn dort in den Wintermonaten und im Frühjahr oft beobachten.

Aber nun machte er sich am Schornstein zu schaffen und klammerte sich mit den Zehen am Gestänge der Brüstung  fest.

Man sieht dabei sehr schön, wie er seinen Stützschwanz stabilisierend einsetzt.

Was er allerdings an der Brüstung des etwas maroden Schornsteins suchte, ist mir rätselhaft. Gab es hier auch für ihn interessante Nahrung? Oder wollte er das Metall der Brüstung als Verstärker für sein Hämmern testen?

Buntspecht sitzt auf dem Schornstein und findet Halt mit dem Stützschwanz, der am Mauerwerk haftet.

Hoch oben auf dem Schornstein hat er mit dem Stützschwanz Halt gefunden.

Buntspecht klammert sich an metallische Brüstung und klopft mit dem schnabel auf das Blech.

Klangtest mit dem Schnabel?

Schließlich ließen sich noch zwei Blaumeisen weit oben nieder. Sie sitzen zur Zeit meist auf den Zweigen des Hartriegels in unserem Garten. Aber auch für sie war an diesem trüben Tag das Dach besonders attraktiv: Mehrfach flogen sie die Regenrinne des Nachbarhauses oberhalb der vierten Etage an.

Blaumeise klammert sich an die Dachrinne.

Gute Balance auf der Dachrinne

Blaumeise sitzt am Zweigende des Hartriegels

Gerne sitzten Blaumeisen im Hartriegel, der in unserem Garten wächst.

Übrigens war das Schauspiel dann ganz plötzlich zu Ende. Die Nebelkrähen und Elstern schimpften, die kleinen Singvögel waren verstummt und schnell im Gebüsch verschwunden. Der Grund: Ein Habicht, womöglich ein guter Bekannter, zog über das Haus. Er wurde kräftig von den Nebelkrähen gejagt und suchte rasch das Weite.

Ende des Schauspiels auf dem regennassen Dach an einem trüben Herbsttag.

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

5 Kommentare

  1. Liebe Elke,
    du hast vollkommen Recht ?‼️Es waren Feldlerchen….aber dennoch hat das kecke Auftreten dieser kleinen Vögel mich erfreut .
    Die ganze Atmosphäre der Begegnung war stimmig. Früher Abend, leichter Wind, Sonne schon auf dem Weg sich zu verabschieden, keine Menschen, wunderschöne Landschaft im kleinen Dünen Nationalpark auf Texel.
    Und dann dieser kleine unscheinbare Vogel, den ich fast übersehen. Und als meine Augen dann den Blick dafür drauf hatte, sah ich noch viel mehr Feldlerchen auf meinem Spaziergang.
    LG Maike

    Antworten
    • @ Maike: Es ist ja wirklich das Schöne, dass wir mit der Zeit immer genauer hingucken – wenn wir die Vögel erst enteckt haben. Weiterhin viel Erfolg!

  2. Hallo Elke,
    einfach so aus zum Fenster zu gucken und Vögel zu beobachten, das kenne ich auch.
    Nun glaube ich aber, dass es sich bei Deinem Gartenrotschwanz um einen Hausrotschwanz handelt.
    Die Weibchen sehen sich ziemlich ähnlich, allerdings hat das Hausrotschwanz-Weibchen eine braungraue Brust und Bauch. Und das sehe ich auch bei Deinem 3. Bild. Das Weibchen vom Gartenrotschwanz hat eine leicht orangene Brust bzw. Bauchseite.
    Was noch für den Hausrotschwanz spräche, ist dass Du ihn auf einem Dach gesehen hast.
    Das kenne ich gut vom Hausrotschwanz. Hält sich auch gerne in den Bergen auf.
    Liebe Grüße nach Berlin
    Waltraud

    Antworten
    • Ich stimme dir zu, diese blasse braun-graue Brust … Das muss ein weiblicher Hausrotschwanz sein, obwohl sich in unserem Garten sonst nur Gartenrotschwänze herumtreiben. Es erklärt auch den überraschenden Dachbesuch, denn hoch oben hatte ich nie zuvor Rotschwänze gesehen. Dies waren also vermutlich Durchzügler auf dem Weg nach Süden. – Danke fürs genaue Hingucken. Nun werde ich meinen Blogeintrag korrigieren.

  3. Liebe Elke, in der vorigen Woche habe ich bei gutem Wetter im Garten auch die Rotschwänze noch gehört, sie ließen sich allerdings nicht mehr blicken, wie so oft im Sommer. Auffallend war auch, dass die Stare, die wochenlang in Schwärmen die Obstbäume heimsuchten und die gesamte Geräuschkulisse dominierten, plötzlich verschwunden waren.
    Vor dem Bienenstock kreisten nur noch ein paar müde fleißige Arbeiterinnen. Es ist auch kaum mehr ein Nahrungsangebot für sie vorhanden.
    Übrigens sind Deine Fotos vom Dach wirklich super!

    Antworten

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

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2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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