Wer sich ganz allgemein fürs Fliegen interessiert, der ist hier richtig. Es geht nicht nur um die Vögel, die ihr Flugvermögen auf ganz unterschiedliche Weise perfektioniert haben. Es geht auch um Insekten und Fische, die sich in die Luft begeben. Selbst manche Schlangen heben ab.
Unter den Säugetieren gleiten die Flughörnchen sehr elegant, aber gerade die Flugkünste der Fledermäuse dürfen wir nicht vergessen.
Das Tolle an dem Buch von drei Wissenschaftlern: Man schlägt eine Seite auf und wird sich sogleich in das vertiefen, was dort an Fotos und Text abgedruckt ist.
Wer möchte, der kann den Verweisen auf andere Buchseiten folgen. Immer wieder gibt es auch Hinweise auf wissenschaftliche Artikel der Autoren. Aber das ist eher etwas für Spezialisten.
Mich hat begeistert, dass hier durch das Verschmelzen von Fotos die Bewegungsabläufe wirklich klar werden. Die Autoren selbst sprechen von multiplen Bildern. Dadurch sehen wir, was unserem Auge im Alltag sowieso entgeht und was in der Zeitlupe unserem Gehirn meist entwischt: Der 10 Gramm schwere Hirschkäfer nutzt beim Abheben zum Beispiel seine Flügeldecken, während der Gigant unter den Käfern, der afrikanische Goliathkäfer, die Flügel unter diesen Flügeldecken nur herausschiebt. Sein Körpergewicht: bis 35 Gramm. Auch das war mir völlig neu: Es gibt fünf Arten von Flugschlangen! Einer ihrer Tricks: Sie stellen die Rippen seitlich auf und gewinnen so an Breite!
Der Vogelflug
Jetzt muss ich natürlich noch zu den Vögel kommen: Jeder und jede kennt den Pfau. Und wer das männliche Tier mit seinem schmucken, langen Schwanz betrachtet, der fragt sich irgendwann: Kann der überhaupt abheben? Ja, er kann! Und man muss nur zwei Seiten dieses Buches betrachten, um zu erfahren warum und wie (Seite 99 ff.).
Wunderbar ist der Sturzflug des Pelikan abgebildet (Seite 205) und dazu erklärt, warum er mehr Tempo erreicht als bei reiner Fallgeschwindigkeit. Und wie der Silberreiher abhebt: Er steigt fast senkrecht aus dem Wasser (Seite 199). An anderer Stelle wird anschaulich erklärt, welche biophysikalischen Gesetze beim Flügelschlag eine Rolle spielen (S. 168 ff).
An dieser Stelle höre ich einfach mal auf und verweise nur auf den jungen Weißstorch, den ich bei einer seiner ersten Landungen am Boden beobachten konnte.
Das Buch ist voll phantastischer Beispiele von Flugkünstlern in der Natur. Dass hier Flugphysik, Biologie und Kunst sich durchaus interessant verschränken, ist kein Zufall. Da haben ein Mathematiker und Tierfotograf, ein Evolutionsbiologe und der Flugbiophysiker Werner Nachtigall – für mich als Biologin eine Koryphäe auf dem Gebiet Bionik – gezielt zusammen gearbeitet.
Die Evolution des Fliegens
Autoren: G. Glaeser, H. F. Paulus, W. Nachtigall
Verlag: Springer
Jahr: 2017
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