Eigentlich sind die Amphibien nicht unbedingt mein Thema – außer vielleicht als Storchenfutter. Aber natürlich sind die Froschlurche als Wasser-Land-„Fahrzeuge“ und mit ihrer Verwandlung vom Ei, zur Kaulquappe, zum Frosch spannende Tiere.
Jedenfalls stolperte ich kürzlich über einen Lurch, den ich so noch nie gesehen hatte: den Grasfrosch. Mehr als ein Dutzend tummelten sich in einem kleinen Tümpel – im Berliner Südwesten. Genauer sage ich lieber nicht, wo ich sie fand, denn ihre Schenkel sind angeblich die leckerste Variante von allen Froschschenkeln.
Meine Frosch-Begegnung war rein zufällig: Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Habichthorst, aber dann machte mich die bewegte Wasseroberfläche dieses Tümpels neugierig. Und als ich stehen blieb und ruhig wartete, lugten hier und da braune Köpfe mit dunklen Froschaugen hervor.
Das waren definitiv keine Teichfrösche, denn die sind grün.
Mittlerweile habe ich mich etwas schlau gemacht.
Ich hatte es in diesem Fall tatsächlich nicht mit den sogenannten Grünfröschen‚ zu tun, sondern mit Braunfröschen.
In Brehms Tierleben stand dazu eine amüsante Ergänzung (1900, Bd. VII, S. 662):
Alle fünf deutschen Froschformen lassen sich nun in zwei sehr scharfe Gruppen einteilen, in die ‚Grünen‘ und die ‚Braunen‘, wobei es aber freilich vorkommen kann, dass manche Grünen mitunter ein braunes Röcklein anziehen … Eßbar sind die Schenkel von all unseren Fröschen, aber wirklich gut schmecken nur die ‚Braunen‘.
Zu den Braunfröschen gehören neben dem Grasfrosch auch der Moor- und der Springfrosch. Der Grasfrosch lebt die meiste Zeit an Land, also in Gärten, im Wald oder auf einer Wiese. Er ist vor allem in der Dunkelheit aktiv. An heißen Tagen schlüpft er unter Baumwurzeln oder in Erdlöcher. Im Wasser sieht man ihn nur zur Paarungszeit, und die beginnt bereits Ende Februar und endet im April. Darum also sah ich bereits jetzt diese Unmenge an Laich im Uferbereich.
Der Grasfrosch ist „der erste von allen Froschlurchen, der aus dem Winterschlafe erwacht”, lese ich in Brehms Tierleben auf Seite 671. Und er ist besonders fix in Sachen Fortpflanzung.
1.000 – 4.000 Eier lässt eine Grasfroschfrau ins Wasser gleiten. Sie quellen dann auf und bilden unter der Wasseroberfläche dichte Wolken.
Dass ich derart überrascht war, Mitte März so muntere Frösche bei der Paarung und mit Laichwolken im Wasser zu entdecken, hatte einen weiteren Grund. Ich hatte sie gar nicht gehört!
Die männlichen grünen Teich- und Seefrösche veranstalten mit Hilfe ihrer Schallblasen, die sich nach außen aufblähen, ein ordentliches Gequake – das Froschkonzert. Bei den Grasfröschen liegen diese Verstärker innen. Zu dem, was sie von sich geben, lasse ich nochmals Alfred E. Brehm und somit das 19. Jahrhundert formulieren, Seite 673
In einer Hinsicht bleiben die Grasfrösche hinter ihren grünen Vettern weit zurück: sie sind schlechte Musikanten. Nur zu gewissen Zeiten, insbesondere während der Paarung, lassen sie ein Murren oder Grunzen vernehmen, das an Vollklang hinter dem Wasserfroschgesange weit zurücksteht und von dem Weibchen fast ebensogut wie vom Männchen hervorgebracht wird.
Ja, ein Murren war da, aber das habe ich tatsächlich überhört. So faszinierend war der Anblick der Grasfrösche im kühlen März.
Grasfrosch | Grenouille rousse oder Grenouille commune | Common frog oder Brown frog | Rana temporaria
Unser direkter Nachbar hat einen kleinen Teich und wir haben regelmäßig mindestens einen großen Grasfrosch im Sommer in unseren Staudenflächen. Und abends hören wir dann immer ein feines leises Grunzen aus dem Nachbarteich! Aber keine Bange: wir mögen keine Froschschenkel.
Ich wollte noch erzählen, dass die Grasfrösche den Tümpel bereits verlassen hatten, als ich zwei Tage später zur selben Stunde wieder dort war. Eigentlich wollte ich das Murren nochmals hören. Aber es hatte sich ausgemurrt. Nun sitzen sie vermutlich unter Büschen oder im Wurzelgeflecht.