Als ich kürzlich nach draußen blickte, dachte ich zunächst, ich sehe nicht richtig: Ein Eichhörnchen hatte sich bis vor unser Küchenfenster im dritten Stock getraut.
Dort hängt seit Jahren ein Futterhäuschen mit Vogelfutter.
Normalerweise sättigen sich hier Haussperlinge, die bei uns unterm Dach wohnen und regelmäßig brüten.
Manchmal kommen Kohlmeisen oder Blaumeisen vorbei, früher stillten hier oft Grünfinken ihren Hunger. Aber deren Zahl ist auch in Berlin zuletzt stark zurückgegangen.
Als das Eichhörnchen mich sah, war es sichtlich erstaunt. Ähnlich wie ich. Leider hatte ich im ersten Moment nur mein Handy zur Hand. Das ergab aus der Ferne und durch das Doppelglasfenster ein etwas unscharfes Foto, zeigt aber die ganze Szenerie.
Jedenfalls ist so ein hungriger Besucher im dritten Stock kein Wunder, denn zur Gartenseite hin gibt es bei uns einen mehrstöckigen hölzernen Balkon, den die kleinen Nager wie einen Baumstamm leicht bewältigen können. Außerdem ist die Fassade des Altbaus rau und bietet den Krallen der federleichten Eichhörnchen genügend Halt. Dennoch: Ich war überrascht, denn zwischen Fensterscheibe und Blumenkasten hatte ich noch nie einen dieser in Berlin meist rotbraunen Kerle gesehen.
Eichhörnchen gehören zur Ordnung der Nagetiere, genauer zur Unterordnung der Hörnchenverwandten und in dieser Gruppe zu den Baumhörnchen. Eine andere Unterordnung bilden übrigens die Biberverwandten.
Zum Fressen gern
Sonnenblumenkerne und Brotkrumen stehen bei meinen Haussperlingen ganz oben auf dem Speiseplan. Manchmal lege ich Nüsse in das Futterhaus, und kürzlich habe ich ein Erdnussnetz angebracht – in der Hoffnung ein paar andere Vogelarten anzulocken. Das hat gewissermaßen geklappt … und also dieses Eichhörnchen ans Küchenfenster gebracht. Ich vermute, dass es vom Holzbalkon aus über den Sims und die Regenrinne zu uns kam.
Besonders lecker fand es offenbar die Sonnenblumenkerne, die die Spatzen ständig herumschleudern und die sich mit der Zeit hinter dem Blumenkasten ansammeln. Die Erdnusskerne waren rasch uninteressant – und zusätzlich auch schwer erreichbar. Ich habe das Netz mittlerweile aufgeschnitten…
Ohrbüschel
Was bei dem Eichhörnchen am Küchenfenster auffällt, sind die Ohrbüschel. Ich wusste gar nicht, dass sie nur im Winter vorhanden sind und mit dem Haarwechsel im Frühjahr verschwinden. Auf meinen Fotos sind sie etwas verschwommen, weil die Ohren – gerade bei Aufregung – ständig in zitternder Bewegung sind.
Zum Haarwechsel las ich in Grzimeks Enzyklopädie der Säugetiere (München 1988, Bd. 3, S.79) diese interessante Info:
Das Körperhaar wird jährlich zweimal … gewechselt. Im Frühjahr beginnt die Härung am Kopf und schreitet zum Hinterrücken fort, im Herbst ist diese Abfolge umgekehrt. Die winterlichen Ohrbüschel verschwinden beim Hären des Hinterrückens. Dann geht der Haarausfall und -ersatz auf den Schwanz über und schreitet bis zur Spitze fort.
Und im Sommer
Was die gute Griff- und Haltetechnik der Tiere und ihre Geschmeidigkeit angeht, fiel mir bei der Vorbereitung dieses Blogposts eine nette Episode aus dem Sommer in Frankreich ein. Dort kam von Zeit zu Zeit ein Eichhörnchen auf das Grundstück unseres Ferienhauses, um nicht nur nach Kiefernzapfen und anderen Sämereien Ausschau zu halten, sondern manchmal deshalb, weil es durstig war.
Und auch das ist deutlich: Seine Ohren, die Sommerohren, tragen keine Büschel.
Eichhörnchen | Écureuil commun | Red squirrel | Sciurus vulgaris
Sehr schöne Lektüre und das Ding mit den Ohrbüscheln war mir auch neu.
Dieser buschige Leisetreter und seine Story haben mir fürwahr den heutigen Tag gerettet! YES!!!
Eine Eichhörnchenfamilie unterm Dach, das könnte mir auch gefallen. Natürlich gibt es da etwas Unruhe, aber es gibt ja auch Leute, die der frühmorgendliche Gesang der Amsel stört.
Das ist ja eine nette Geschichte vom Hörnchen. Jetzt weiß ich, warum sie im Sommer keine Ohrbüschel haben 🙂
Das Foto, als es erstaunt zu Dir hineinschaut, göttlich !!!!
Bei mir gegenüber kommen regelmäßig junge Eichhörnchen zur Welt. Die wohnen hoch oben unterm Dach.
Die Nachbarn sind nicht erfreut darüber, weil sie gerade jetzt im Frühjahr die Hauswände zu den
frisch bepflanzten Blumenkästen hochklettern und dort alles durchwühlen. Man konnte es erst nicht glauben, aber es wurde glaubhaft beobachtet. Dort unter dem Dach nisten auch jährlich die Mauersegler. Bin gespannt, ob sie sich
dort bald wieder einfinden.