Heimlicher Untermieter

22. November 2018 | Leisetreter | 0 Kommentare

Igel geht auf dunklem Erdboden

Immer der Nase nach!

Spätestens im November frage ich mich Jahr für Jahr: Was macht unser Igel oder unsere Igelin? Hat er oder sie genug gefressen, um einen kalten Winter zu überstehen? Kann ich dem kleinen stachligen Untermieter etwas Gutes tun? – In diesem Sommer waren die Schnecken ja nicht so zahlreich; dazu war es in Berlin und Brandenburg zu trocken. Aber Insekten und Spinnen gab es in unserem Garten eine Menge. Und dann all die Asseln an den maroden Kellerfenstern … Das sollte reichen.

Ein Blick zurück: Igel sind wahrlich „Leisetreter“, sie können aber manchmal recht laut sein. Und wenn die Einzelgänger – Kontakte gibt es nur in der Paarungszeit – sich in die Quere kommen, dann können sie auch mächtig fauchen. Gehört habe ich unseren Igel abends schon mehrmals; dieses typische Schnüffeln und Schnaufen ist unverkennbar.

Auch sehe ich immer wieder seine schwarzen Hinterlassenschaften. Kenner von Tierspuren sprechen von einer langgestreckten Losung. In „Der große Spurenführer“ lese ich dazu (M. Buchner, Gondrom 1990, S. 220):

Sie besteht aus etwa 3 – 4 cm langen und rund 1 cm starken glänzend schwarzen, an einem Ende zugespitzten Walzen, in denen Chitinteile von Insekten zu erkennen sind.

Laubhaufen im Garten

So weit so gut. Aber unseren Garten-Igel zu fotografieren, erwies sich als schwierig.

Meist hatte ich gerade keine Kamera zur Hand, wenn ich ihn im Sommerhalbjahr zufällig unter Himbeersträuchern oder im Efeu, zwischen den blauen und violetten Akeleien oder den Maiglöckchen entdeckte.

Außerdem: Wenn ich im Garten ackere, dann schläft er normalerweise sowieso …
… vermutlich im mächtigen Reisig- und Laubhaufen in der hintersten Gartenecke, wo unser Igel wohl auch den Winter verbringt.

Glücksache

Im letzten Jahr, es war schon Anfang Dezember, hatte ich allerdings Glück: Unser Igel suchte im Blumenbeet zwischen den Schneeglöckchen, die sich bereits zeigten, nach Nahrung. Es war bis dahin ungewöhnlich warm geblieben.

Als dämmerungs- und nachtaktives Tier hat der stachlige Insektenfresser keine besonders guten Augen, aber auf sein Gehör und die feine Nase kann er sich verlassen. Am Boden schnüffelnd verfolgt er die Kriechspuren von Schnecken oder Insekten, entdeckt und verzehrt manchmal auch Vogeleier von Bodenbrütern oder sogar Mäuse. – Ein Vegetarier ist er definitiv nicht.

Igel schnüffelt an den Schneeglöckchen, deren Spitze aus der Erde lugt.

Was lässt sich zwischen den sprießenden Schneeglöckchen wohl erschnüffeln?

Unser Igel suchte auch im Gras nach Fressbarem und hatte es nicht sonderlich eilig. Schließlich machte er sich auf seinen kurzen Beinen jedoch zielstrebig davon. Miroslav Bouchner hat die putzige Fortbewegungsart nett beschrieben (a.a.O., S. 78):

Der Igel bewegt sich ausschließlich im Schritt, höchstens in einem beschleunigten Schritt, der wie ein sehr langsamer Trab aussehen kann.

Igel steckt die Nase zwischen Mosspflanzen im Gras.

Und was verbirgt sich da im Moos?

Leider war ich nicht schnell auf dem Boden, um ihn aus einer besseren Perspektive zu fotografieren. Und natürlich hatte ich kein Teleobjektiv dabei. Nächstes Mal!

Immerhin weiß ich jetzt, dass gerade im November die Chancen gut stehen, einen Igel im Hellen zu sehen. Bevor es richtig kalt wird, sind sie nämlich oft auch tagsüber unterwegs, um sich ein ausreichendes Fettpolster anzufressen.

Das las ich auf den Seiten des NABU, wo Igel-Freunde sogar die Bauanleitung für eine winterliche „Schutzhütte“ finden können. Diese allerdings brauchen wir in unserem Garten, der nicht weit entfernt von einer dieser Berliner Einkaufsmeilen liegt, tasächlich nicht. Denn viel Laub bleibt bei uns unter den Büschen, und der wilde Haufen mit Astwerk, vertrocknetem Gras und anderen Gartenabfällen ist alt und riesig.

Winterschlaf

Wenn die Bodentemperatur auf 8 bis 10 Grad Celsius fällt, begeben sich Igel an einen geschützten Platz und ihre Körpertemperatur sinkt nach und nach auf etwa 6° Celsius ab. Dadurch verbrauchen sie nur noch wenig Energie – und der Winterschlaf kann beginnen.

Zwei Igelzeichnungen ohne Stachelhaut: einmal mit länglichem Körper, einmal zusammengerollt. Sichbar jeweils die streifige Muskelschicht.

Vorher rollen sie sich zu einer Kugel zusammen, die Kopf und Extremitäten schützt. Wie man sich das vorstellen muss, zeigt die Schemazeichnung (Grzimeks Tierleben, Kindler 1967, Bd.X, S.210) bei einem Igel ohne Stachelkleid. Zieht sich die ringförmige Muskelschicht darunter zusammen, entsteht eine Kugel.

So verharren die kleinen Säugetiere meist wochenlang. Außer, es wird draußen zu kalt.

Fällt die Körpertemperatur des Igels unter 6° Celsius aktiviert das seinen Stoffwechsel und die Körpertemperatur steigt.

Was eigentlich sinnvoll ist, sollte im Winter nicht dauerhaft oder zu oft passieren, denn das Anheizen verbraucht Energie – und manchmal wird der Igel sogar richtig wach.

Reichen die Fettreserven nicht, verhungert der kleine Stachelträger. Gerade bei großer Kälte wird er nämlich keine Nahrung finden, falls er hungrig seinen Schlafplatz verlässt.

Igel zwischen grünen Pflanzen auf dunklem ERdboden

Kein Frost, kein Schnee, aber kalt. Zeit für den Winterschlaf!

Etwa im März werden hiesige Igel wieder munter. Ab April sorgen sie für Nachwuchs, der von den Igelinnen gesäugt und betreut wird. Ich bin gespannt, ob mir im Garten irgendwann einmal junge Igel über den Weg laufen. Das wäre ein Novum.

Europäischer Igel | Hérisson | Hedgehog | Erinaceus europaeus

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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