Winzling unter den Bienenfressern

17. November 2019 | Kleine Vögel | 0 Kommentare

Ein gelber Vogel mit grünem Kopfgefieder und schwarzem Schnabel sitzt auf einem Zweig.

Der Zwergspint ist der kleinste unter den farbenprächtigen Bienenfressern – auch Spinte genannt.

Aber was für ein Zwerg: Faszinierend seine oberseits türkis-blau gerahmten Augen, diese freche gelbe Kehle und der bedrohlich wirkende Augenstreif, der vom Schnabel bis zum Hinterkopf zieht.

Den dunklen Streifen kennen wir vom Neuntöter und anderen Würgen; wobei deren Name schon verrät, was man von ihnen zu erwarten hat.

Zugvögel und Standvögel

Bienenfresser sind  Insektenjäger, die Erdhöhlen nutzen – meist in einem stabilen Steilufer angelegt –, um ihre Jungen auszubrüten und groß zu ziehen.

Der auch bei uns heimische Europäische Bienenfresser verbringt die kalte Jahreszeit im südlichen Afrika. Da war er auf meiner Namibiareise im August 2019 allerdings noch nicht angekommen. Doch ich traf dort am Rand der trockenen Baumsavanne seinen kleinsten Verwandten, den Zwergspint.

In einem dorngebüsch sitzt der bunte Zwergspint-

Zwergspint auf seinem Ansitz im Dorngebüsch.

Der Zwergspint verbringt das ganz Jahr südlich der Sahara und verschiebt seinen Aufenthaltsort nur dann, wenn das Klima und das Nahrungsangebot es erfordern. Er ist also kein Zugvogel, sondern ein Standvogel.

Zur Familie der Bienenfresser (Meropidae) gehören mehr als zwei Dutzend Vogelarten. Alle sind schlank und faszinieren durch ihr leuchtendes Gefieder. Blaugrün, Grün, Orange und Rot sind die vorherrschenden Farben.

Ihr Schnabel ist lang und leicht nach unten gebogen, sehr kurz sind die Füße. Das passt zu dieser Vogelfamilie, die fast nie auf den Beinen unterwegs ist, sondern meist auf einem Zweig, dem Ansitz, hockt und von dort aus nach Beute späht, die dann im Flug geschickt geschnappt wird.

Zwergspint sitzt auf einem trockenen Zweig und schaut nach links.

Dies und der zweite Zweig mit Kotspuren sind der Ansitz.

Und wie ihr Name verrät, haben es die Bienenfresser – manchmal auch Bienenesser genannt – besonders auf Bienen, Wespen und Hummeln abgesehen. Aber auch andere Insekten wie Ameisen, Käfer und Wanzen stehen auf ihrem Speiseplan.

Im Caprivi-Streifen

Den Zwergspint, vom Schnabel bis zur Schwanzspitze nur etwa 16 cm lang, entdeckt man im Nordosten Namibias, in der Region Caprivi¹ (Caprivi Strip), relativ häufig. Dieser schmale Landstreifen grenzt im Norden an Angola und Sambia, im Süden an Botswana und im Osten an Simbabwe. Die Gegend hat es, was die Flora und Fauna angeht, in sich.

Trockenen Landschaft mit sandigem Weg, mit Bäumen und einem Fluss im Hintergrund.

Vorne die Baumsavanne, in der Ferne mäandert der Fluss Okawango.

Denn nahe der großen Flüsse, Kwango, Okavango und Sambesi, die hier durchziehen und die letztlich die Victoriafälle von Zimbabwe mit Wasser versorgen, ist das Land fruchtbar, zeitweise sehr nass und der Baumbestand beachtlich. Vielfach dominieren Mopane-Bäume.

Links und rechts der trockenen Sandpiste stehen Bäume.

Die Piste führt durch die Mopane-Baumsavanne.

Die Feuchtigkeit fördert die Insektenvielfalt und damit auch das Malariarisiko. Allerdings ist hier im Sommer die Regenwahrscheinlichkeit minimal, und von den Anophelesmücken war auf meiner Tour nichts zu sehen und kein Summen zu hören.

Meist paarweise unterwegs

Der Zwergspint ist unter den Bienenfresser etwas Besonderes, weil er nicht in Kolonien lebt und brütet – wie etwa der Weißstirnspint und fast alle anderen Artverwandten –, sondern uns als Paar oder als Einzelgänger begegnet. Und ihre Eier legen die kleinen Spinte nicht nur in Gänge, sogenannte Brutröhren, die am Steilufer oder auf Sandbänken anlegt werden, sondern diese Art nutzt auch die Eingänge von Erdhöhlen, die Erdferkel gebaut haben.

Mehrere grün-gelb gefärbte Bienenfresser sonnen sich am Steilufer vor den Öffnungen der Bruthöhlen.

Weißstirnspinte leben – im Gegensatz zu den Zwergspinten – in Kolonien. Hier sonnen sie sich am Morgen vor ihren Bruthöhlen im Steilufer eines Okawango-Seitenarms.

Lichte Baumsavannen in der Nähe von Flüssen sind das bevorzugte Habitat der Zwergspinte. Denn sie können hier mit Insekten rechnen und zudem für die Jagd niederes Buschwerk oder Zweige als Ansitz nutzen. Von dort haben sie gute eine Übersicht und können sich auf Insekten stürzen.

Gelb-grüner Vogel sitzt in trockenem Buschwerk.

So scannt er die Umgebung: mit kurzen Beinen, festgekrallt und langgestreckt.

Besonders scheu sind die hübschen Kerle und ihre ebenso hübschen Gattinnen nicht. Und wenn sie von ihrem Ansitz auffliegen, kehren sie meist rasch dorthin zurück.

Der Zwergspint von vorne in einer lustigen Position, die seine Augen betonen..

Das Foto anklicken oder ziehen, um die ganze Farbenpracht – und das wunderbare Gesicht – zu bestaunen.


¹ Das schmale Anhängsel an Namibia kam durch jenes Tauschgeschäft zustande, bei dem 1890 durch den Sansibar-Vertrag die ostafrikanische Insel Sansibar an Großbritannien ging und Helgoland sowie dieser afrikanische Landstreifen an Deutschland – Namibia war damals die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Seinen Namen verdankt das Gebiet dem Nachfolger von Otto von Bismarck, dem Reichskanzler Leo von Caprivi.

Zwergspint | Guêpier nain | Little Bee-Eater | Merops pusillus

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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