Kleiner Insektenkundschafter

Kohlmeise schaut unter Borke eienr Birke
Kohlmeise auf Insektensuche

Stadtmenschen kennen sie vor allem vom Futterhaus: die Meisen. Die größte und häufigste von ihnen ist bei uns die Kohlmeise, die sich von der Blaumeise (blaue Flügel, gelber Bauch), der Sumpfmeise (kein Gelb oder Blau im Gefieder, dunkle Kopfplatte) und der Schwanzmeise (extrem langer Schwanz, weißer Bauch) gut unterscheiden lässt. Der Kopf einer Kohlmeise ist schwarz, die Unterseite – also ihr Bauch – gelb und verziert mit einem „schwarzen Brustlatz“. So beschreiben es Bestimmungsbücher und erinnern damit an das Lätzchen von kleckernden Kleinkindern.

Und was in Brehms Tierleben zum Thema Meisen steht ist mal wieder klasse (Brehms Tierleben, 3. Auflage, Leipzig und Wien 1900, Vögel Bd. 1, S.171):

Ihr Wesen und Treiben ist höchst anziehend. Sie gehören zu den lebendigsten und beweglichsten Vögeln, welche man kennt. Den Tag über sind sie keinen Augenblick ruhig, vielmehr fortwährend beschäftigt.

Diese Kohlmeise saß im Botanischen Garten von Berlin und inspizierte die Rinde einer Birke. Hat sich hier eine Spinne verborgen? Ein Käfer? Eine Larve? Das war sozusagen ihr Thema als sie den Stamm und die sich wellende Borke untersuchte. Bei Birken spricht man übrigens von Ringelborke. Das passt.

Beim Auskundschaften der Borke lief die Kohlmeise nicht einfach den Stamm rauf und runter, sie versuchte hinter die Borke zu blicken, zog an den Enden, stemmte sich mit den Beinen gegen den Stamm, um ein winziges Insekt herauszuholen. Was ihr schließlich gelang.

Kohlmeise sitzt am Stamm

Kohlmeise untersucht Borke

Kohlmeise von hinten

Kohlmeise hat etwas im Schnabel

 

Kohlmeise sitzt am Stamm und stützt sich bei Insektensuche auf den Schwanz.
Kohlmeise stützt sich mit dem Schwanz ab

Und bei Bedarf nutzen Kohlmeisen ihren Schwanz als Stütze und Anker. Denn wie ein kleiner Specht ackern sie an und unter der lockeren Borke, festgekrallt mit ihren Zehen.

Auf solch umtriebige Insektenkundschafter sind die Bäume angewiesen. Das ist natürlich keine neue Erkenntnis und stammt aus einer Zeit, in der man generell von Kerbtieren sprach und chemische Insektizide weder erfunden hatte noch einsetzte.

 

Nochmals ein Zitat aus Brehms Tierleben:

Viele Meisen verzehren neben Kerbtieren auch Sämereien; die Mehrzahl dagegen hält sich ausschließlich an erstere und jagt vorzugsweise kleineren Arten, noch mehr aber deren Larven und Eiern nach. Gerade hierin liegt die Bedeutung dieser Vögel für das Gedeihen der Bäume, die wir besonders pflegen. Die Meisen brauchen wegen ihrer ewigen Regsamkeit eine verhältnismäßig sehr große Menge von Nahrung. Sie sind die besten Kerbtiervertilger, die bei uns leben.


Nachtrag:
Der Begriff Kerbtier spielt darauf an, dass die Körperteile des Tieres deutlich voneinander abgesetzt sind, z.B. Kopf, Brust, Rumpf – und zwar durch einzelne Kerben. Das Wort Insekt, sagt nicht mehr und nicht weniger: Der Tierkörper hat deutliche Abschnitte, markiert durch Einschnitte.

 

Kohlmeise | Mésange charbonnière | Great Tit | Parus major

Et en français: Petit chercheur d’insectes



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