Der Eichelhäher wird nicht immer seinem Namen gerecht. Denn obwohl im Herbst hauptsächlich Eicheln, Bucheckern, Haselnüsse und allerlei Beeren auf seinem Speiseplan stehen, ist er definitiv kein Vegetarier. Eichelhäher verachten fleischliche Kost nicht. Sie fressen aber nicht nur Insekten und Käfer, sondern räubern Eier aus Vogelnestern und schnappen sich Jungvögel, wenn sich eine Gelegenheit bietet.
Was ich direkt vor meinem Fenster zwischen allerlei Zweigen mit der Kamera festhalten konnte, entspricht weitgehend dem, was Alfred E. Brehm in seinem Klassiker Brehms Tierleben (Vögel, Bd. 1, S. 454 ff) über den klugen Imitator anderer Vogelstimmen, also diesen „Spötter“ oder Spottvogel, schrieb:
Höchst belustigend ist die wirklich großartige Nachahmungsgabe des Hähers, unter unseren Spottvögeln unzweifelhaft einer der begabtesten und unterhaltsamsten … Leider besitzt der Häher andere Eigenschaften, wodurch er sich die gewonnene Gunst der Menschen bald wieder verscherzt.
Worum es sich dabei handelt, illustriert Brehm unter anderem mit einer Episode, die er von dem Pastor und Vogelfreund Wilhelm F. Trinthammer erfahren hatte (S. 456). Der Eichelhäher in seinem Garten verfolgte nämlich
… junge Rotschwänzchen und kaperte eins nach dem anderen …
Ein anderes Mal zerrte er aus einem Loche in der Brandmauer meines Nachbars einen halbflüggen Spatz hervor und zerlegte ihn ganz gemütlich auf dem nächsten Baume, bei welchem Frevel die Alten nebst ihrer Sippschaft ein gewaltiges Zetermordio erhoben, ja sogar kühn auf den Räuber lospickten.
Auch mich hatte der Lärm der Sippschaft ans Fenster gelockt. Unsere Haussperlinge, die unterm Dach Junge aufziehen, waren dann allerdings schnell verschwunden und überließen den bereits toten Jungvogel seinem Schicksal.
Eichelhäher | Geai des chênes | Eurasian Jay | Garrulus glandarius
Vor ca. vier Jahren habe ich in einem alten Garten am Orankesee beobachtet,
wie ein Eichelhäher einen zwar jugendlichen aber bereits ausgewachsenen
und voll flugfähigen Sperling auf der Wiese überrumpelt und getötet hat.
Ich recherchierte anschließend im Netz dazu, fand aber nur noch einen
solchen Fall dokumentiert und das war am Wannsee. In Berlin sind wohl
auch die Eichelhäher besonders rabiat. Ich bin übrigens froh ihren Blog
in diesem Jahr gefunden zu haben, weil ich Ihre Leidenschaft teile.
Spannend! Und auweia… welch derber Geselle, der Eichelhäher. Am liebsten würde ich alle Nester vor ihm schützen. Geht nicht, klaro. Aber dank dieses Textes kann ich zumindest meine lausige Rechtschreibung ausmerzen. …. hatte immer ,Eichelhär‘ auf dem Schirm….autsch! 🙂