Ein mächtiger und unglaublich faszinierender Vogel ist der Kampfadler, der im südlichen Afrika lebt – jenseits der Sahara.
Leider ist sein Bestand in den letzten Jahrzehnten stark geschrumpft, woran definitiv der Mensch Schuld ist.
Weil dieser Greif, den ich in Namibia beobachten konnte, bei mir einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen hat, möchte ich ihn vorstellen und ganz nebenbei ein wenig erklären, was den Bestand dieser so majestätische Art bedroht.
Der Kampfadler ist mit einer durchschnittlichen Körperlänge von 85 cm und einer Flügelspannweite von rund 2 m der größte afrikanische Adler, wobei die Damen – wie bei vielen anderen Greifvögeln auch – erkennbar größer sind als die Herren. Weibliche Kampfadler wiegen rund 5 kg, ihre männlichen Artgenossen etwa 3,5 kg.
Dass der schöne Adler an seinem Namen nicht unschuldig ist, belegen zahlreiche Beschreibungen des Beutegreifers und längst auch Filme auf YouTube, wo er zum Beispiel ein junges Warzenschwein erbeutet.¹ (Wer danach suchen möchte, gibt besser den englischen Namen „Martial Eagle“ ein, damit er oder sie nicht bei der nächsten Kampfsporttruppe landet!)
Insofern ist es nachvollziehbar, dass der Kampfadler auch schon als „Leopard der Lüfte“ bezeichnet wurde.
Diesen ausgewachsenen Kampfadler entdeckte ich auf einer freistehenden Akazie am Rande der Etosha-Pfanne im Norden von Namibia. Höchstwahrscheinlich ist es ein weiblicher Vogel, der von seinem „Hochsitz“ aus – bei Greifvögeln spricht man eigentlich von Ansitz – die Umgebung scannt.
Viel Überblick
Typisch für den Kampfadler ist seine meist aufrechte Haltung, die ihm viel Überblick verschafft. Und unverkennbar sind seine weiß-befiederten Beine. Auffällig sind die gelben Augen. Sie sind fast so groß wie unsere, und dabei dreimal so scharf. Da wundert es nicht, dass sie Beute ausmachen können, die 5 km entfernt ist.
Erste Berichte über den Kampfadler trafen in Europa Ende des 18. Jahrhunderts ein. Alfred E. Brehm bezieht sich in seiner Charakterisierung vor allem auf den Französischen Naturforscher und Ornithologen Francois Levaillant, der in Südafrika diese Art beobachtete. (Brehms Tierleben, Leipzig und Wien, 1900, Bd. VI, Vögel 3) Brehm hat selbst in Abessinien – heute Äthiopien – einen Kampfadler gesehen und schreibt auf Seite 365:
Es gibt in ganz Südafrika keinen Raubvogel, der dem Kampfadler an Kraft und Raubfähigkeit gliche. Er ist unumschränkter Herrscher in seinem Bereiche; Kraft und Kühnheit vereinigen sich in ihm, um ihn zu einem furchtbaren Feinde aller wehrlosen Geschöpfe zu machen.
Die Beute
Womit Kampfadler ihren Hunger stillen oder ihre Jungen füttern, war lange nicht ganz klar. Denn wenn südafrikanische Farmer beklagen, dass die Adler ihr Geflügel oder viele Zicklein holen, ist das wenig repräsentativ. Die Auswertung von Photomaterial aus dem Internet scheint da aussagekräftiger zu sein.
Kurz zusammengefasst (The Condor, 2019, Bd. 121, 1): Kampfadler schlagen kleine Säugetiere, Reptilien und Vögel – je nachdem, was in ihrem Territorium zur Verfügung steht. In Namibia zum Beispiel ist ihre Beute oft das Helm-Perlhuhn, kein Wunder, denn es läuft eigentlich überall herum. Man sieht Perlhühner nicht nur an den Wasserlöchern im Etosha-Nationalpark, sondern links und rechts der Straßen.
Das Verhängnis
Kampfadlern wurde jedenfalls zum Verhängnis, dass sie sich an Farmtieren vergreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Darauf hatten die Farmer meist nur diese Antwort: abschießen oder vergiften. Folglich sank der Bestand, so dass die Art heute laut internationaler Roten Liste als bedroht („vulnerable“) gilt.
Heute leben und überleben Kampfadler am ehesten in dünnbesiedelten oder naturgeschützten Regionen. Der südafrikanische Krüger-Nationalpark gehört ebenso dazu wie der Etosha-Nationalpark.
Es ist aber nicht nur das Beutespektrum, Gift und der unregulierte Abschuss vieler Vögel, der dieser Greifvogelart zum Verhängnis wurde. Sondern – wie so oft – war es auch der Habitatverlust.
Und schließlich spielt die niedrige Reproduktionsrate des Greifs eine Rolle.
Konkret ist damit gemeint:
Kampfadler sind erst mit etwa sechs Jahren erwachsen und beginnen erst dann mit der Fortpflanzung.
Fast immer wird nur ein Ei gelegt, selten zwei, und das auch nicht jedes Jahr.
Die Jungen werden über Monate mit Nahrung versorgt, fressen erst mit zehn Wochen selbständig, und es dauert nochmals vier Wochen bis sie das erste Mal vom Horst fliegen.
Damit nicht genug: Der Nachwuchs bleibt oft ein halbes Jahr und länger in Horstnähe – also bei den Eltern – und bettelt um Futter. Das fördert nicht gerade die Fitness der Altvögel und mindert so den Fortpflanzungserfolg.
Bei so viel Aufwand in Sachen Nachwuchs nützt es wenig, dass Kampfadler über 30 Jahre alt werden können, zumal die meisten nur 12 – 14 Jahre leben. Ist der Bestand bereits stark geschrumpft, dauert es selbst bei guten Bedingungen lange, bis er sich erholt hat.
Rückblickend bin ich froh, dass wir diesen Greif nicht lange auf seinem Ansitz genervt haben. Als wir anhielten, hatte er vor allem unseren Geländewagen im Auge.
Sicher war die „Leopardin der Lüfte“ hungrig. Denn sie ruhte nicht, sondern kontrollierte ständig die Umgebung. In diesem Videoausschnitt ist zu erkennen, wie sie mit prüfendem Kopfnicken checkt, ob in der Ferne ein passendes Beutetier unterwegs und erreichbar ist.
¹ Ich verlinke aus Datenschutzgründen nicht auf den Anbieter Youtube.
² Alle Fotos wurden aus großer Entfernung aufgenommen.
Kampfadler | Aigle martial | Martial Eagle | Polemaetus bellicosus
Liebe Elke !
Das ist ja ein äußerst interessanter Bericht über den Kampfadler !!!
Bisher hatte ich noch nicht von diesem beeindruckendem Adler gehört . Die Fotos sind ja wieder sehr
gut geworden.
Übrigens habe ich ( Danke nochmal für den Hinweis ) die Fischadler in Estland den ganzen Sommer über die Webcam beobachtet bis die Jungen das Nest verlassen haben. Freue mich schon auf das nächste Jahr !
Mit Gruß von Gabriele Jäger
Vielen Dank für eure so freundlichen Kommentare. Ich freue mich, dass auch euch die Kampfadler-Dame imponiert. Ich möchte an dieser Stelle den Link zu einem tollen Seeadler-Video verbreiten https://twitter.com/RSPBbirders/status/1191308927511736320?s=20 (den Link kopieren und in den Browser einsetzen) und zugleich über seinen Anlass informieren. In Schottland wird alljährlich zur Jagd auf Moorhühner geblasen: Tradition und Geschäft. Und weil Seeadler sich hin und wieder eines der Hühner schnappen, werden die seltenen Greife offenbar abgeknallt – nach all den Bemühungen britischer Naturschützer, die sie wieder angesiedelt haben.
ein wahrlich imposanter Vogel, sehr schön präsentiert
Fantastisch!! Und die irre langen kräftigen Beine! Beeindruckender Vogel.