Nun gut, das ist ein blöder Titel, aber auch nicht ganz falsch: genetisch dreieiige Drillinge. Es gab offenbar bei „meinem“ Habichtpaar mindestens drei Eier – gelegt werden sie normalerweise im Abstand von etwa zwei Tagen – und mittlerweile sind drei Junge geschlüpft. Also ein Jahrgang. Also Drillinge.
Die Nestlinge haben sich kräftig entwickelt, während ich in Weißrussland herumspaziert bin. Nicht nur auf trockenen Waldwegen bei der Spechtsuche, sondern in sumpfigem Gelände mit Gummistiefeln und gepiesakt von unzähligen Mücken und diversen Stechfliegen, um dem Bartkauz zu begegnen oder dem Seggenrohrsänger zu lauschen.
Aber zurück zu meinen Berliner Habichten, die ich schon im Februar, als sie das Revier besetzten, und später bei der Balz beobachtet habe: Als sich jetzt die erste Gelegenheit bot, bin ich sofort zum Horst gefahren. Und tatsächlich war da oben im Nest Bewegung – gefühlte 20 Meter über mir.
Das Fernglas offenbarte mir dann nicht nur die vermutlich etwa vier Wochen alten Nestlinge, sondern auch das weibliche Tier, das die Jungen fütterte. Eine nette Mitbürgerin erzählte mir voll Begeisterung, dass die Mutter vor 20 Minuten mit einem riesigen Happen angeflogen kam und die Jungen seitdem füttert – „atzt“ sagt der Falkner, die Ornithologin oder erfahrene Birder.
Sehr schön beschreibt Wolfgang Fischer, wie das weibliche Tier die vom männlichen („Terzel“) geschlagene und übergebene Beute verfüttert. (Die Habichte, Wittenberg Lutherstadt, Die Neue Brehm-Bücherei, 1983, S. 84):
Die Atzungen erfolgen am Anfang in kleinsten Bissen mit den zartesten Teilen der Beutetiere. Die übergebene Nahrung bereitet das Weibchen in Horstnähe oder am Horst selber vor … Die Fütterung geht so vor sich, dass die Kleinen nach den ihnen vom Weibchen entgegengehaltenen roten Fleischbrocken fassen.
Ich konnte bei der Atzung noch ein bisschen zusehen, wobei ein Junges offenbar tief in der Nestmulde hockte, während eines sich bevorzugt am erhöhten Horstrand aufhielt. Das ist vermutlich der kräftigste Nestling. Er erstaunte mich mit bemerkenswerten Flügelschlägen.
In seinem Gefieder ist eine amüsante Mischung aus den hellen flauschigen Dunen der ersten Lebenstage und den braunen Federn, die sich etwa mit drei Wochen herausschieben, zu bestaunen.
Nach dem Mahl gab der neugierige Draufgänger eine ordentliche Darmentleerung am Nestrand ab. Dass man nicht von Kot, sondern von Schmelz spricht, weiß natürlich Wolfgang Fischer:
Den Schmelz setzt der Jungvogel im hohen Bogen über den Nestrand ab. Er fixiert rückwärts kriechend den Horstrand, stellt den Bürzel hoch und schießt den weißen Kalkstrahl kräftig über die Reisigumwallung.
Schließlich flog die Habicht“mama“ davon. Und kurz darauf waren alle Nestlinge in der Nestmulde verschwunden. Im Horst keine verräterische Bewegung mehr.
Habicht | Autour des palombes | Goshawk | Accipiter gentilis
Schmelz..uiuiui.
Was es nicht alles gibt!
Und die Höhe in der die 3 rumturnen… 20 Meter. Wie wird das, wenn sie mal flügge werden? ?Wie viele Flugversuche haben so kleine Hascherl in der Regel? Und wenn es beim ersten Mal eine Bruchlandug wird? Strickleiter oder Rapunzel? ?
Ja, die Fachsprache … Schmelz, Terzel, atzen … aber doch schöner als dieses ewige Denglisch. Aber zu deiner Frage: Auf dem Horst sind die Jungen vorläufig recht sicher, denn mit ihren kräftigen Krallen finden sie im Geäst guten Halt. Sie üben jetzt das Fliegen mit Flügelschlägen, wie auf einem der Fotos im Post zu sehen. Bald werden sie dabei hochspringen, um kurz darauf sicher wieder zu landen. Gefährlich wird es eigentlich erst, wenn aus den Nestlingen die Ästlinge werden, und die Jungen den Horst verlassen. Sie hocken dann auf Ästen und landen manchmal auch auf dem Boden. Nicht das ist die Gefahr, sondern Räuber wie Krähen oder Füchse, die auf einen Leckerbissen hoffen.