Mit Enten flüstern

24. September 2021 | Mensch & Vogel, Vogelbücher | 1 Kommentar

Buchcover mit Autor und Stockente auf der HandWer hätte gedacht, dass langjährige, freundschaftliche Begegnungen mit freilebenden Stockenten – anders gesagt großstädtischen Parkenten – möglich sind. Doch es gibt sie, und von solchen Erfahrungen berichtet Kay Fischer in seinen wahren Geschichten.

Der Autor wird gern als Entenflüsterer bezeichnet, etwa wenn er an „seinem“ Ententeich in Berlin Steglitz unterwegs ist oder wenn er vor Ort eine Führung für Interessierte macht. Das Label passt, denn er hat die Angewohnheit, mit den dortigen Stockenten zu sprechen, genauer gesagt sich mit ihnen zu unterhalten.

In seinem Buch Ente kompetente klingt das dann zum Beispiel so, Seite 15

„Adele – weißt du noch, wie ich dich zum ersten Mal mit deinem Erpel Jakob angetroffen habe? Ihr habt es sofort akzeptiert, dass ich mich neben euch auf die Wiese setzte“, flüsterte ich ihr eines Tages zu.

Auf solche Fragen bekommt er zwar selten eine vokale und also hörbare Antwort – etwa ein Fiepen –, doch eine Kopfbewegung oder ein bestimmter Blick sind ihm Antwort genug. Schließlich verlässt sich der Autor auf seine Interpretation des Verhaltens und begnügt sich durchaus mit knappen Reaktionen – wie bei dieser Begegnung mit Ente Maus,  Seite 77

Zur Begrüßung gab es ein paar Haferflocken und als Dankeschön ein herzerwärmendes Glucksen, als wollte sie mir erzählen, was sie den Tag über erlebt hat.
„Nog-Nog!”
„Ach  so? Das klingt ja spannend! Und was hast du danach gemacht?”
„Pfft!”

Zwiesprache mit Tieren

Wem diese Art der Zwiesprache¹ nicht gefällt, sollte nicht zu dem Büchlein greifen. Denn die Nähe, die Kay Fischer zu den Enten herstellt, ist ungewöhnlich beziehungsweise gewöhnungsbedürftig. Einerseits. Andererseits spricht jeder Hundehalter mit seinem Hund und die Katzenfreundin mit ihrem Kater.

Ein vertrautes und vertrauensvolles Miteinander von Mensch und Tier gelingt eben nicht nur mit Haustieren. Das ist eine der zentralen Botschaften in Ente kompetente. Auf Seite 21 macht der Autor klar, worauf es ankommt und was für die Vogelbeobachtung generell gilt.

Unsere Begegnungen … zeigen, dass Wildtiere uns Menschen beobachten und sich sogar auf uns einstellen. Allerdings wird diese Erkenntnis nur dem zuteil, der mit der nötigen Sensibilität und Beobachtungsgabe durch den Park geht, sich auf die Tiere und die Stille einlässt.

Handzahme Stockenten

Ohne Frage hat Kay Fischer ein Händchen für die Stockenten. Und das im doppelten Sinn: Seine regelmäßigen Besuche am Teich des Parks haben nicht nur dazu geführt, dass er dort viele Enten persönlich kennengelernt hat – und sie ihn –,  sondern sie steigen ihm sogar auf die Hand und machen es sich dort bequem. Dazu hockt er sich zunächst hin. Eine solche Szene ist auf Seite 31 nachzulesen.

Und tatsächlich watschelte sie zu mir auf die Hand, die ich unten gleich bereithielt, so dass ich Stürmi ganz langsam hochheben und mit ihr ein paar Worte sprechen konnte.
„Na, geht es dir gut? Gibt es Neuigkeiten?”
„Nog-Nog-Nog!”
„Aha, das dachte ich mir schon.”

Stadtpark als Lebensraum

Der Autor schildert seine Erlebnisse mit den Stockenten im Steglitzer Stadtpark durchgängig unterhaltsam. Kurzweilig! En passant erfahren wir einiges über die Probleme von Stadtenten – wenn etwa einige Straßen zwischen Gelege und Ententeich liegen –, über richtiges Füttern – kein Brot! in Maßen füttern! – und über individuelle Merkmale von Enten. Dazu zählen auch kleinere Verletzungen oder spezielle Verhaltensweisen.

Das Büchlein enthält indes keine analytischen Verhaltensbeobachtungen, sondern anekdotische Skizzen von Adele, Stürmi, Radieschen & Co. samt ihrer Küken. Das ist alles anrührend geschrieben und angereichert mit einigen ornithologischen Informationen. Warum in den einzelnen Kapiteln durchweg die Weibchen im Vordergrund stehen und nicht die attraktiv auftretenden Erpel, das erklärt Kay Fischer übrigens auch.

¹ Hinter dieser Form der zwischenartlichen Interaktion steckt natürlich die äußerst spannende Frage, wie wir es anstellen, wenn wir mit Tieren Zwiesprache halten, also ihre Verhaltensäußerungen als Antworten interpretieren und unterstellen, dass sie uns verstehen und im weitesten Sinne so etwas wie eine Ansicht oder Meinung kundtun.

 

Ente kompetente
Autor: Kay Fischer
Jahr: 2020
Verlag: Mariposa

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

1 Kommentar

  1. Liebe Frau Brüser,
    Ihr Hinweis auf den Entenflüsterer gefällt mir sehr – meine Wellenlänge – wir sind nicht die Krone der Schöpfung. In der akademischen Verhaltensbiologie hat „so was“ sicher noch keinen Platz.

    Antworten

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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