Verstrickte Basstölpel

Am Rand der roten Steilküste von Helgoland brüten Basstoelpel
Basstölpel von Helgoland

Vor 50 Jahren brüteten an deutschen Meeresküsten keine Basstölpel. Seit 25 Jahren machen sie das: an der Klippe von Helgoland, da wo sich im Frühjahr auch Trottellummen und Dreizehenmöwen einfinden.

Das ist einerseits phantastisch, denn Basstölpel haben eine unglaublich faszinierende Gesichtszeichnung, wirken trotz ihrer drei Kilo leicht und elegant, wenn sie segeln oder sich senkrecht ins Meer stürzen. Anderseits ist der Basstölpel nicht nur wegen seiner beeindruckenden Schönheit und Fähigkeiten in Deutschland Seevogel des Jahres 2016, sondern weil viele seiner Art durch die im Meer treibenden Kunststoffnetze krepieren:

Manchmal taucht ein Basstölpel aus den Wellen auf und um seinen Schnabel haben sich bunte Kunststofffäden gewickelt … Oft trägt einer – statt saftiger Algen – rote Plastikschnüre von zerrissenen Fischernetzen im Schnabel, um damit sein Nest zu bauen oder es zu restaurieren.

Basstoelpel sitzen und stehen auf Nestern, in die sie viele bunte Kunststoffschnüre locker verbaut haben..
Hohes Verstrickungsrisiko: dunkle Jungvögel und ihre weißen Eltern

Tödliche Risiken durch Geisternetze¹

Das Problem, auf das der Verein Jordsand aufmerksam macht: In dem Fadengewirr, das man in über 90% der Nester von den rund 700 Basstölpel-Paaren von Helgoland findet, verheddern sich die Tiere, gerade auch die Jungen. Das Gespinst aus Kunststofffasern zieht sich bei jeder Bewegung mehr zusammen und – anders als bei Pflanzenmaterial – gibt es keine lebensrettenden Bruchstellen. Vorläufig weiß man noch nicht, warum Basstölpel besonders auf rote Fischernetze stehen. Übrigens auch an anderen Brutplätzen im Nordatlantik. Ein ausführlicher Bericht steht in der Zeitschrift Seevögel (2016, Bd. 37, 2, S. 4ff).

Ich habe von meinem Aufenthalt auf Helgoland diese Fotos mitgebracht:

Zwischen zwei weißen sitzenden Basstölpeln hängt ein toter, bereits vertrockneter Artgenosse im Fels. Er ist in Netzfäden eingewickelt.
Stranguliert im Fadengewirr von Kunsstoffnetzen der Fischer…
Ein toter Basstölpel oben auf der Felsplattform.
Reste von Kunststoffnetzen, die zum Nisten aus dem Meer gefischt werden, haben zwei Basstölpel getötet.

Herumtreibende Netze aus Kunststoff nennt man auch „ghost nets” – also Geisternetze. Sie sind nicht nur für Seevögel beziehungsweise Meeresvögel eine tödliche Falle, sondern auch für manche Möwen, Wale und Delphine, Tiefseehaie, Schildkröten … Dennoch kümmern sich Behörden und Gesetzgeber zu wenig um die Entsorgung und Vermeidung von diesemund anderem Plastikmüll in den Meeren.

So gesehen ist es ein interessantes Projekt, wenn mit den kaum verrottbaren bunten Fäden hier und dort Kunst entsteht. Ich sah eine Miniaturausstellung im Ozeanopolis von Brest – ein Aquariummonster, das mir im Übrigen nicht sonderlich gefallen hat. Zu viel Schnickschnack. Ich empfehle stattdessen die Tiergrotten in Bremerhaven – neuerdings Zoo am Meer genannt. Im Vergleich zu Brest ist da alles winzig. Aber naturnah. Darüber berichte ich aber ein andermal.

¹Diesen Abschnitt habe ich im Juni 2021 durch Fotos und etwas Text ergänzt.

Basstölpel | Fou de Bassan | Northern Gannet | Morus bassanus



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