Während wir in Old Germany mit Begeisterung auf unsere Waldkauz-Webcams des NABU (leider Februar 2018 defekt) schauen, hat mein Freund Jürgen in Austin/Texas ein Eulenpaar auf seinem Nachbargrundstück. Er konnte sie wochenlang abends ausfliegen sehen und ihre Rufe hören.
Wir haben uns in Kommentaren zu meinem Post „Waldkauz … Nachwuchs!“ dazu schon ausgetauscht; auch was die Namensgebung angeht.
Den beiden wurden nach der Wahl des neuen US-Präsidenten nämlich hübsche Namen verpasst: The Donald und Melania. Jürgens Gründe dafür sind irgendwie nachvollziehbar: „weil der Neuankömmling Abend für Abend lauthals auf sich aufmerksam machte“ und „sie nur sehr selten und leise antwortete“.
Bei den texanischen Eulen handelt es sich um zwei Great Horned Owls, zu deutsch Virginia Uhus (Bubo virginianus). Sie sind beachtlich groß, wenn auch etwas kleiner als unser europäischer Uhu (Bubo bubo).
Im Vergleich zum Waldkauz sind Uhus allerdings eine Wucht: rund 1,5 Kilo wiegt das weibliche, rund 1,2 Kilo das männliche Tier bei den Virginia Uhus. Und sie sind im Schnitt 55 cm groß.
Im Vergleich dazu wiegt der Waldkauz nur ein Drittel: rund 560 Gramm das weibliche und 440 das männliche Tier.
Bei der Wahl des Brutplatzes sind die amerikanischen Uhus äußerst flexibel: Es kann eine Baumhöhle sein, aber auch eine Felsnische. Manchmal nisten sie sogar auf dem Boden.
Neues Heim
Ihre Flexibilität ist einer der Gründe, weshalb Virginia Uhus in Nord-, Mittel- und Südamerika vorkommen und selbst in Millionenstädten wie Austin oder New York leben und sich fortpflanzen können.
In Austin wählten sie einen großen Nadelbaum im Garten an einer gut frequentierten Straße. Längst haben sie dort gebrütet und seit vier Wochen gibt es Nachwuchs.
Normalerweise legen Virginia Uhus zwei Eier und bringen zwei Junge hoch. Aber dieses Mal musste eins zum Aufpeppeln an Experten abgegeben werden.
Das andere Junge wird von den Eltern gut versorgt und lebt in einem Körbchen, das oben um Nadelbaum hängt.
Der Sichtbare Unterschied
Uhus haben diese spitzen „Öhrchen“, die keine Ohren sind, sondern kleine Federn. Den Waldkauz erkennt man hingegen besonders gut an seinem breiten Gesicht. Katzenartig sei es – wie manche sagen. Und so wie der Berliner Waldkauz-Vater vom Balkon des Nistkastens herausschaut, muss ich dem zustimmen. Das war übrigens eine der Situtionen, in der ihm Nebelkrähen ordentlich Stress machten.
Ich konnte mehrfach morgens via Außen-Webcam beobachten, wie erst die Krähen im Hintergrund herumflatterten und plötzlich der Waldkauz angesaust kam und im Nistkasten verschwand. Gleich darauf drehte er sich um 180 Grad und schaute dann zunehmend forsch aus dem Ausflugsloch heraus. Das hinderte die Nebelkrähe keineswegs daran, Rabatz zu machen und sich schimpfend sogar auf den Nistkasten zu setzen. Da war der Waldkauzkopf allerdings schnell wieder eingezogen.
Waldkäuze sind pfiffige, aber bei anderen Vögeln extrem unbeliebte Nachbarn. Das hat Alfred E. Brehm (Vögel, Bd.2, S. 156) mal ganz griffig beschrieben:
Keine Eule hat von dem Kleingeflügel mehr zu leiden als der Waldkauz. Was Flügel hat, umflattert den aufgefundenen Unhold, was singen und schreien kann, läßt seine Stimme vernehmen. Singdrossel und Amsel, Grasmücke, Laubvogel, Finke, Braunelle, Goldhähnchen und wer sonst noch im Walde lebt und fliegt, umschwirrt den Lichtfeind, bald jammernd klagend, bald höhnend singend, bis dieser sich endlich aufmacht und weiterfliegt.
Waldkauz | Hibou brun | Brown owl | Strix aluco
Nur kurz zum Abschluss der Geschichte vom Virginia Uhu in Austin/Texas: die junge Eule ist fast so groß wie die Eltern und wohnt anscheinend weiterhin mit diesen an unserer Ecke. Wer weiß, vielleicht die erste Generation voll urbanisierter Great Horned Owls?