Noch nie habe ich einen Waldkauz in seinem Lebensraum beobachtet. Da aber NABU und BLV diese Eulenart zum „Vogel des Jahres 2017“ erhoben haben, folgte ich kürzlich einer Einladung zum Waldkauzbesuch im Tegeler Fließ – einem feuchten, ehemals moorigen Gebiet im Berliner Nordwesten an der Grenze zu Brandenburg. Es war kalt und windig, und es fiel leichter Schnee.
Ich war nicht alleine, sondern mit einem neugierigen Grüppchen unterwegs, das Hans-Jürgen Stork vom NABU-Reinickendorf um den Hermsdorfer See und zum Waldsee führte. In diesem Bereich des Tegeler Fließtals, ein Natura 2000-Gebiet, leben und brüten gleich mehrere Waldkäuze.
Wir erfuhren als erstes, warum der Waldkauz nun Vogel des Jahres geworden ist: Sein Bestand ist zwar recht stabil und aktuell nicht gefährdet. Aber die hübschen Eulen sind Höhlenbrüter und ihnen gehen die Wohnungen aus, das heißt alte, teilweise morsche Bäume. Denn alles, was zu brüchig oder umsturzgefährdet erscheint, wird heutzutage gefällt. Dort, wo Spaziergänger unterwegs sind, ist das natürlich auch notwendig.
Ersatzbehausung
Die Wohnungssuche fiel den Waldkäuzen nach den orkanartigen Stürmen, die im Sommer 2002 in Berlin tausende von Bäumen flachgelegt hatten, besonders schwer. Darum wurden im Tegeler Fließ NABU-Nistkästen angebracht, die die Berliner Ornithologen Victor Wendland und Erich Engel bereits in den 1970er Jahren entwickelt haben. Pfiffig daran: Sie haben einen Balkon. Auf dem sitzen die Waldkäuze und schauen von innen hinaus.
Ich will es gleich vorweg sagen: Auf unserem winterlichen Weg durch das Tegeler Fließ „kontrollierten“ wir fünf solcher Nistkästen. Einer war nicht belegt. Die anderen definitiv in Gebrauch, wusste unserer Experte. Und einmal hatten wir das Glück, dass ein Waldkauz im Dämmerlicht herausschaute. Allerdings zog er blitzschnell den Kopf zurück, als gleich mehrere Neugierige stehen blieben und ihn ins Visier nahmen. Ich war nicht wirklich schnell mit der Kamera, und es dunkelte schon sehr. Aber immerhin: Da sitzt wer.
Und als Zugabe ein Waldkauz aus dem Naumann-Museum in Köthen, das ich im Dezember besucht habe. Ein vergessenes Juwel im 3. Stock des Köthener Schlosses. Ich werde noch davon erzählen.
Übrigens nutzt ein Waldkauzpaar nicht nur eine Baumhöhlung, sondern wechselt. „Sie haben mehrere Tageseinstände“, erklärte uns der Ornithologe Stork. Allerdings entscheidet das weibliche Tier, wohinein es seine Eier legt und bleibt dann dort. Die Eier liegen übrigens ganz unten im Nistkasten oder der Baumhöhle und werden von der Waldkauzdame alleine ausgebrütet. Aber dazu später mehr. Soweit sind wir noch nicht.
Ich hätte gerne die Waldkauz-Rufe gehört, mit denen man im Januar und Anfang Februar bei Einbruch der Dämmerung und nachts rechnen kann. Aber dazu war den braunen Eulen das Wetter wohl zu scheußlich. Mir dann irgendwann auch.
Info: Waldkauz-Exkursionen in ganz Deutschland findet man auf den Webseiten des NABU.
Und ich starte mit „Waldkauz … aufspüren“ meine Jahresvogel-Serie.
Waldkauz | Hibou brun | Brown owl | Strix aluco
0 Kommentare