Weißgestirnter Spint

Bunter Vogel mti langem Schnabel und weißer Stirn sitzt auf einem Ast.

Der wunderschöne Weißstirnspint ist ein Vogel des südlichen Afrikas. Er zählt zu den Bienenfressern und ist durchaus nah verwandt mit dem europäischen Bienenfresser. Aber während unser Bienenfresser alljährlich im Spätsommer nach Süden abfliegt, lebt der Weißstirnspint immer südlich der Sahara. Er zieht praktisch nicht, jedenfalls nicht große Strecken.

Das tat ich stattdessen im Jahr 2019. Denn hin und wieder packt mich das Fernweh, und so begenete ich dem weißgestirnten Vertreter der Bienenfresser im Caprivistreifen von Namibia.

Zwei fliegende Spinte vor einem sandfarbenen Steilufer

Die zoologisch definierte Familie der Bienenfresser gehört zur Ordnung der Rackenvögel, wie die Eisvögel, die Tokos und auch der Wiedehopf. Von den Bienenfressern gibt es 25 Arten; eine davon ist der Weißstirnspint, eine andere der zierliche Zwergspint. Die Mitglieder der Familie leben in Afrika, Asien und Südeuropa. Typisch ist ein langer, leicht gebogener Schnabel und das oberseits meist schillernde Gefieder, das auch im Flug auffällig ist. Ihre markante dunkle Gesichtsmaske kaschiert die Augen und lässt den Schnabel noch länger erscheinen, als er ist.

Nicht nur das Äußere ist eindrucksvoll, sondern das gesamte Verhalten. Einen kleinen Teil davon konnte ich in Namibia beobachten, und zwar an einem Seitenarm des Okavango und am breit dahinströmenden Sambesi.

Mit Sonnenaufgang

Auf einem Boot sitzt ein Mann, es fährt auf einem breiten Fluss. Wir schauen vorne raus.
Morgendlicher Bootsausflug auf dem Sambesi

Wir starteten jeweils mit einem Boot bei Sonnenaufgang, denn – wie bei uns im Norden – werden mit der Dämmerung die meisten Vogelarten munter.

Auch die Spinte, ein anderer Name für Bienenfresser beziehungsweise Bienenesser, kommen frühmorgens aus ihren Nisthöhlen, die sie in lehmhaltige Steilufer aus Sand bauen.

Dort verbringen die Weißstirnspinte während und auch außerhalb der Brutzeit in der Regel die Nacht.

Sie sitzen morgens zunächst auf herabhängenden Zweigen, auf trockenen Baumwurzeln oder direkt am Ufer und sonnen sich. Denn die afrikanischen Winternächte im August sind manchmal eiskalt.

Steiles sandfarbenes Ufer mit vielen Weingängen zu Nisthöhlen.
Abbruchkante (Steilufer) mit vielen Nisthöhlen am Okavango
Auf trockenen Zweigen vor einem Steilufer sitzen bunte Bienenfresser.
Die ersten Weißstirnspinte sonnen sich vor den Nisthöhlen

Weißstirnspinte leben in Kolonien. Am Morgen verlassen sie die ein bis zwei Meter langen Röhren ihrer Nisthöhlen, die sie ins Steilufer gegraben haben. Sie lassen sich von der Sonne wärmen, putzen ihr Gefieder und sind mit allerlei Interaktionen beschäftigt. Immer mehr Vögel fliegen hin und her, schauen kurz in ihre Nisthöhlen, besuchen manchmal auch die Höhlen anderer Familienmitglieder und geben eine Art Schnattern von sich.

Acht Bienenfresser sitzen auf Zweigen
Palaver am Morgen
Gruppe von Weißstirnspinten sitz auf Zweigen vor einem Steilufer, mit dem grünen Rücken zur Sonne.
Flugbetrieb am Steilufer

Eine halbe bis eine Stunde bleiben die Vögel in der Regel vor Ort. Dann fliegen sie zu ihren „Jagd“gebieten ab, die bis zu 7 km entfernt sind und wo sie außerhalb der Brutzeit den ganzen Tag verbringen. Sind Junge zu füttern, pendeln sie tagsüber mehrfach hin und her. Am späten Nachmittag geht es zurück zum Steilufer mit den Nisthöhlen.¹

Dort herrscht morgens und abends jedenfalls reger Flugverkehr. Ich habe den Spinten in dieser Fotogalerien ein paar Gedanken in den Schnabel gelegt. (Bitte vergrößern durch Anklicken und dann zurück mit ← .)

Auch gegen Abend geht es vornehmlich um Gefiederpflege und Sonnenbaden. Auffällig ist aber ein anderes Verhalten: Die Vögel picken mit den langen Schnäbeln nach Pflanzenteilen, nach Schneckenschalen oder Kies, prüfen diese und schlucken sie eventuell herunter.

Solche Partikel helfen den Weißstirnspinten dabei, mit den unverdaulichen Resten ihrer Nahrung klar zu kommen. Denn die harten Flügeldecken, Beinchen oder Schädel ihrer Insektennahrung müssen sie wieder ausspeien.

Bienenfresser sind Bienen-Fresser

Der Weißstirnspint frisst vor allem Hautflügler (Hymenoptera) wie Bienen und Wespen. In der Regel erwischt er sie von einem Ansitz aus im Flug. Dazu ist sein spitzer, langer Schnabel ideal – wie eine feine Greifzange setzt der Vogel ihn ein.

Biene in Sicht? Vom Ansitz aus wird die Umgebung gescannt. Man sollte aber die Balance halten…

Dass sich der Schnabel eines Weißstirnspints nicht weit öffnen lässt, ist  für den Vogel kein Problem. Seine Beute ist nicht groß. Außer Bienen und Wespen sind es zum Beispiel Käfer und Fliegen, Motten, Grashüpfer und Zikaden, die in seinen Magen wandern, so lese ich es in dem Handbook Of The Birds Of The World (Bd. 6, S. 286 ff).¹ ²

Ein Dutzend Weißstirnspinte sitzen auf dem Sand oder an hängenden Wurzeln am Steilufer.
Sonnenbad an der Uferwand des Sambesi, Schneckenschalen und Sand inklusive

Unverdaulich sind etwa die Chitinpanzer und stabilen Beinchen der Beute. Vermengt mit den aufgenommenen Partikeln werden daraus Pellets geformt, die Weißstirnspinte fünf- bis sechsmal am Tag aushusten. Nachts in der Regel einmal.

Spannendes Miteinander

Weißstirnspinte sind im Prinzip monogam, und Paare bleiben lebenslang zusammen. Aber Männchen wissen ihre Chance zu nutzen und paaren sich mit einem fremden Weibchen, wenn dieses gerade nicht von seinem „eifersüchtigen“ Partner bewacht wird.

Zwei Weißstirnspinte sitzen auf einer trockenen Wurzel, die aus dem Steilufer herausragt.
Vertrautes Vogelpaar
Ein Paar beim Sonnenbad

Verwandtschaft zählt bei den Weißstirnspinten: Der Nachwuchs bleibt in der Nähe der Eltern und unterstützt sie sogar bei nachfolgenden Bruten. Drei bis vier Familien bilden einen sogenannten Clan, und mehrere Clans bilden eine Kolonie.

Insbesondere in Kenia sind die Weißstirnspinte hinsichtlich ihres Soziallebens sehr gut untersucht. Darum ist bekannt, dass ein Brutpaar von seiner Familie Unterstützung bekommt, etwa beim Nestbau, beim Füttern der Jungen und bei der Verteidigung – gegenüber ungeliebten Artgenossen. Es sind erstaunlicherweise die männlichen Jungvögel aus dem Vorjahr, die dabei als Helfer fungieren.

Gruppe von Weißstirnspinten bei Sonnenbad auf dem Sand sitzend.
Morgendliches Aufwärmen auf dem Sandboden.
Eine Familie beim Sonnenbaden
Nahverwandte Spinte beim Sonnenbaden

Und noch ein besonderes Verhalten ist für Weißstirnspinte beschrieben: Die Weibchen betätigen sich manchmal als Brutparasiten. Wie ein Kuckuck legen sie ihr Ei in eine fremde Bruthöhle, und wenn sie Glück haben, wird es von den Aufpassern in der Familie nicht hinausgeworfen. Das erledigen die weißgestirnten Bienenfresser übrigens mit ihren kräftigen Füßen.

Diese „Werkzeuge“ sorgen auch beim Anlegen der langen Röhre, die in einem Oval als Brutbereich endet, dafür, dass der lehmhaltige Sand „durch die Tür“ hinaus befördert wird. Zuvor wird er mit dem Schnabel kräftigen aufgelockert.

Das Brutgeschäft hätte ich gerne beobachtet, aber ich war nicht zur Fortpflanzungszeit in Namibia. Die kann jederzeit im Jahr beginnen – sofern es regnet. Das bringt die Vögel nämlich saisonunabhängig in Brutstimmung. Zu Recht. Denn die weißgestirnten Spinte können damit rechnen, dass sich nach dem Regen schon bald die Bienen und andere Insekten stark vermehren. Das macht Alt und Jung satt.

Weißstirnspint auf einem Ast. Von hinten bläst ihm der Wind ins Gefieder.
Nicht nur dann, wenn ihnen der Wind ins Rückengefieder bläst, sind männliche und weibliche Weißstirnspinte äußerlich nicht zu unterscheiden.

 

¹ Die meisten Informationen zu den Weißstirnspinten habe ich dem Handbook Of The Birds Of The World  entnommen (Hrsg. Josep del Hoyo u.a., Lynx Edicions, Barcelona, 2001)
² C. Hilary Fry hat das Kapitel über die Bienenfresser in Handbook Of The Birds Of The World verfasst und ist ein Spezialist für diese Vogelfamilie.

Weißstirnspint | Guêpier à front blanc | White-fronted Bee-eater | Merops bullockoides



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