Spatzenkinder im Tarngefieder

Zwei junge Spatzen sitzen auf altem Mauerwerk, einer schaut uns an.
Spatzenkinder auf altem Mauerwerk

Spatzen – von Ornithologen als Sperlinge bezeichnet – sind seit langem meine hochgeschätzten und gut versorgten Untermieter. Doch wenn die Jungen aus ihrer Dachwohnung ausfliegen, also flügge sind, verschwinden sie ziemlich rasch in dem hohen Gebüsch unten im Garten. Aber nun, auf der schwedischen Insel Öland, bekam ich sie direkt vor der Linse.

Ein rotes Haus mit altem Treppenaufgang, links und rechts stehen Büsche. Ein dunkler Fleck auf der obersten Stufe, ist der Spatz.

Auf Öland gibt es ein wunderbares Museumsdorf in Himmelsberga mit den inseltypischen Gehöften, ein paar Schafen und Schweinen, vielen landwirtschaftlichen Gerätschaften.

In einigen der im schwedischen Rot angestrichenen Häuser sind dort Kunstausstellungen untergebracht, zum Beispiel die „Kunstattack“.

Dort traf ich auf drei junge Spatzen … und wäre beinahe über sie gestolpert.

Sie hatten sich auf den alten Stufen fast unsichtbar gemacht.

Das Haus mit seinen steinernen Treppen sieht von weitem sehr idyllisch aus, und nur wer es weiß, erahnt bereits hier einen Spatz.

Kommt man näher, muss man immer noch genau hinschauen, um dann drei junge Sperlinge zu entdecken. Denn mit ihrem grau-braunen Federkleid sind sie optimal an die Stufen angepasst – anders ausgedrückt: gut getarnt.

Sieben Treppenstufen führen zum Eingang, ein Spatz sitzt auf der obersten, darunter zwei kaum sichtbare.
Kleines Suchspiel: Wie viele sind es?
Auf der höheren Stufe ein junger spatz, darunter zwei, die sich auf den Stein drücken.
Drei müde junge Spatzen

Müde Geschwister

Dass die jungen Vögel hier so angekuschelt auf der Treppe hocken, hat einen simplen Grund: Die Stufen haben am späten Vormittag bereits Wärme gespeichert – gerade richtig für ein Schläfchen. Die kleinen Spatzen waren auf jeden Fall müde, sie gähnten, hin und wieder fielen ihnen die Augen zu. Irgendwann drehten sie sich sogar weg.

Zwei Spatzen, einer gähnt und man sieht die kleine Zunge im geöffneten Schnabel.
Sooo müde…
Zwei Spatzen mit blau-milchigen Augen.
Vorhang zu: Die bleiche Nickhaut hat sich über das Auge geschoben, bevor die Augen zufallen.
Zwei Spatzen haben uns den Rücken zugekehrt.
Ruhe bitte!

Ohne Frage waren diese drei Haussperlinge – bei den Feldsperlingen ist die Kopfdecke brauner – an Publikum gewöhnt. Doch als ich etwas näher kam, wachten sie natürlich auf, und als ein Besucher die Treppe betrat, flogen sie ins benachbarte Gebüsch.

Und wie alt waren die Drei?

Gut zu erkennen ist bei allen drei Vögeln der Unterschied zwischen den kurzen, reich verzweigten Dunen aus der Nestlingszeit und den gemusterten Konturfedern, die ihnen gerade noch wachsen. Die einen sollen die jungen Nesthocker wärmen, die andern ermöglichen das Fliegen.

An Flügeln und Schwanz wachsen den Spatzenkinder schon richtige Federn, der Körper ist ansonsten mit feinen Dunen besetzt.
Zwei Sorten Federn: Feine Dunen und erste Konturfedern.

Der Spatz, der weiter oben auf der Treppe sitzt, wirkt ein wenig älter als die zwei anderen, denn sowohl seine Schwungfedern – also die an den Flügeln – als auch die Steuerfedern – also die am Schwanz – sind etwas länger. Mit anderen Worten: Seine Konturfedern haben sich schon weiter herausgeschoben.

Auschnitt von einem Vogelkopf mit den gelben Schnabelwülsten eines Spatzenkindes.

Außerdem ist der kleine Wulst im Schnabelwinkel bei ihm nicht mehr so fleischig und nicht mehr so intensiv gelb gefärbt wie bei den Geschwistern.

Bei den noch flugunfähigen Nestlingen ist dieser Bereich noch auffälliger und beim Sperren ein markantes Signal für die Altvögel, wenn sie mit Futter herbeifliegen.

Vor allem macht es die elastische Haut in den „Mundwinkeln“ den Jungvögeln möglich, ihren kleinen Schnabel  sehr weit zu öffnen. Also zu sperren.

Die drei Geschwister sind etwa drei Wochen alt und haben vermutlich erst vor ein, zwei Tagen das Nest verlassen. Sie werden sicher noch von den Eltern gefüttert, denn die kümmern sich länger als eine Woche um ihren Nachwuchs, wenn er bereits flügge ist.

Haussperling | Moineau domestique | House Sparrow| Passer domesticus



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4 Kommentare zu “Spatzenkinder im Tarngefieder

  1. hallo, wir haben sehr viele spatzen in unserem garten und mich würde interessieren, ob die jungen im selben revier bleiben wie die eltern oder sich ein neues suchen. da die spatzen ja bis zu 3 mal brüten werden es ja immer mehr! ich mag sie zwar vor allem auch weil sie hier nicht gefüttert werden sondern ganz natürlich leben und ihr futter selber organisieren.
    liebe grüsse aus dem tessin
    lisa

    1. Hallo Lisa,
      das ist eine interassante Frage und hier kommt meine erste Antwort: Spatzen sind Koloniebrüter und mit den afrikanischen Webervögeln nah verwandt. Sie bevorzugen also die Gemeinschaft und leben beieinander. Wenn sie nicht – wie bei uns – dicht gedrängt unterm Dach brüten, richtete man ihnen in der Stadt gern künstliche Gemeinschaftswohnungen ein – gewissermaßen Reihenhäuser. Alleine sind sie auch als Paar ungern.
      Ich werde mich erkundigen, ob bekannt ist, wielange Nestjunge bei den Eltern bleiben und ob sie aktiv vertrieben werden. Was zur Zeit auffällig ist, sind die großen Gruppen von Sperlingen. Da mischen sich die Vögel aus verschiedenen Familiengruppen und menschlich gesprochen: „sie lernen einander kennen“. Als Schar oder Schwarm sind kleine Vögel im Herbst sicherer, und bezogen auf die nächste Brutzeit sorgt diese Gruppenbildung auch für eine gute genetische Durchmischung der Population.

  2. Na, Hauptsache es gibt dort keine Katzen. Und leider werden auch unsere ältesten Untermieter immer seltener, sogar meine Nisthilfen, gleich für mehrere Parteien angelegt, bleiben leer. Und das liegt nicht an den Katzen.
    Grüße Charly

    1. Du hast natürlich Recht. Die Katzen sind ein Problem, wenn man sich als Spatz z.B. bewegt. Aber nicht immer sind die Katzen der Grund, wie du weißt. Da wird so mancher Spatz zu Tode saniert. Und wenn dann noch innerstädtische Parkanlagen vermüllen oder vornehmlich dem Gassi-Gehen dienen und die „Lauben“ als Refugium ausfallen … Da bleiben dann auch unsere Nisthilfen leer.

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