Welch ein Tag!

24. November 2017 | Falke & Co, Große Vögel | 1 Kommentar

Auf einem Ast sitzend. Gut verdeckt duch das Geäst

Sperber im Ahorn. Kräftig herangezoomt.

Heute Morgen schon dieser Sonnenaufgang über dem Berliner Südwesten, tagsüber dann mehr Sonne als angedroht und schließlich kam SIE. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es genau die Sperber-Dame ist, die ich bereits im letzten Jahr vor einem unserem Fenster gesehen habe. Denn Greifvögel merken sich, wo sie erfolgreich jagen können.

Hinter fünf schwarz-leuhtenden Papperln geht die Sonne auf.

Sonnenaufgang über Berlin

Letzten Winter war ich total überrascht, einen Sperber in unserem Garten zu entdecken. Da wusste ich noch nicht, dass es speziell diese Greife im Winter in die Städte und die Nähe der Menschen zieht. Hier lohnt es sich, nahe einem Futterhäuschen zu lauern, um sich zum Beispiel einen Sperling oder eine Amsel zu schnappen.

In den vergangenen Tagen hatte ich schon mehrfach gedacht: Na, wird sie wieder kommen?

Mittags nun schaute ich in unseren Ahorn, keine Schönheit an Baum, aber mit seinem Gewirr an Ästen liefert  er eine passable Tarnung. Ich stutzte. Denn in diesem Baum war ganz hinten ein Ast besetzt. Hier ruhen manchmal Ringeltauben oder Nebelkrähen, die beide unterseits heller sind als auf dem Rücken. Aber beide Arten hocken da niemals so wie das, was ich da sah.

Einiges passte schon mit bloßem Auge nicht: Der Kopf von Ringeltauben ist kleiner, der Hals meist länger, und dann die Körperform. Außerdem saß dieser Vogel sehr aufrecht, was definitiv dagegen sprach, dass es sich um eine Nebelkrähe handelte.

Sperber mit grauem Kopf und Rück sitzt auf einem Ahornast.

Sperberdame im Ahorngeäst und ein aufmerksamer Blick nach unten.

Das Fernglas brachte dann die Bestätigung: ein Greif. Eigentlich hatte ich schon genügend Habichte gesehen, um zu wissen, dass das keiner war. Aber man kommt doch immer wieder leicht ins Zweifeln, denn Sperberweibchen sind etwa so groß wie Habichtmännchen. (Bei Greifvögeln bringen die Frauen nicht nur mehr Gewicht auf die Waage, sie sind auch größer.) Und die Augenfarbe – gelb spricht für Sperber und orange für Habicht – taugt auch nicht unbedingt als Unterscheidungsmerkmal, denn es gibt individuelle Unterschiede, und viel hängt auch von den Lichtverhältnissen ab.

Kopf nach hinten gedrehtundzwei Punkte auf dem Hinterkopf wirken wie augen.

Sperber können ihren Kopf weit nach hinten drehen. Dann erscheinen zwei „Pseudoaugen“.

Was mich ziemlich sicher machte, dass es ein Sperber war:

Es wird bald Winter. Mein Futterhäuschen ist immer befüllt und wird besucht.

Die irritierende Augenzeichnung auf dem Hinterkopf des Greifs – man weiß wirklich nicht, wohin er schaut – habe ich bei Habichten noch nicht gesehen.

Und dann stimmte mir noch der Greifvogelexperte Ludwig Schlottke zu! Ihn hatte vor allem die gelbe Iris überzeugt.

Er schrieb mir auch gleich, warum es eine Dame sein musste: „Nach der Gefiederfarbe ist es ein Weibchen, denn ich habe ein Bild von einem Männchen, das sich 2016 in Lichtenrade in der Feuerwache verflogen hatte. Mit der bräunlichen Brust und den „roten Hosen“ war das damals ganz klar ein Männchen.“

Wenn ich also künftig Sperling & Co am Futterhaus versorge, versorge ich die Sperberdame gleich mit. Sie trägt keinen Ring, denn systematisch beringt werden in Berlin nur Turmfalken, Wanderfalken und Habichte.

Nachmittags regnete es übrigens – und kein Sperber mehr in Sicht.

Sperber mit grau-weiß gestreiftem Brustgefieder und leuchtend gelber Iris auf einem Ast.

Sperberdame mit geradezu klassischer gelber Iris, das Gefieder etwas vom Wind zerzaust.

 

Sperber | Épervier | Sparrowhawk | Accipiter nisus

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

1 Kommentar

  1. Liebe Elke, wunderschöne Fotos. Ich beneide Dich! Wozu unser Ahorn doch nützlich ist! Diese Dame hätte ich auch gern gesehen. Aber mein Fernglas liegt nicht in meiner Berliner Wohnung.

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Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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