Spechtleben

Am Eingang zur Nisthöhle, einem runden Loch, sitzt der Grünspecht mit rotem Schopf und langem Schnabel.
Wie angewurzelt vor der Nisthöhle: weiblicher Grünspecht

Dieser Grünspecht lief mir kürzlich über den Weg – besser gesagt über den Baum –, als ich auf der Suche nach den verschollenen Grasfröschen war. Mein erster Grünspecht! Definitiv ein Weibchen. Denn die Männchen haben einen roten Punkt unterhalb des Auges.

Sie klebte hoch oben an einer Buche, wie angewurzelt saß sie unter einer potenziellen Nisthöhle. Im Berliner Grunewald und in Parkanlagen der Stadt sieht man Grünspechte hin und wieder, jedoch viel seltener als den kleineren Buntspecht. Und wer Glück hat, der hört den grünen Specht sogar.

Am Fuß des Baumes mit Spechthöhle wachsen weißblühende Buschwindröschen
Buschwindröschen unter dem Sprechtdomizil

 

Ich meine nicht das Hämmern an einem Baumstamm, an dessen Fuß sich vielleicht gerade wunderschöne Buschwindröschen wie ein Teppich ausbreiten.

Ich meine sein „Wiehern“ oder „Lachen“. Früher wurde er darum auch Wieherspecht genannt, verrät mir Alfred Brehm.

 

Genaugenommen hatte ich den Grünspecht zunächst gehört und danach gesehen. Aber ich wusste ja nicht, wie er klingt. In Brehms Tierleben (1900,  Die Vögel, Bd. I, S. 582) steht dazu

Die Stimme ist ein helles weit tönendes „Glück“, das, wenn es oft wiederholt wird, einem durchdringenden Gelächter ähnelt …

Die Leibspeise

Was ich bisher nicht wusste: Der Grünspecht ist ein Liebhaber von Ameisen, vor allem der Roten Waldameise. Er ist sowieso oft auf dem Boden unterwegs, sucht dort nach Larven von Käfern und Schmetterlingen.

Mehrere schwarz-rote Waldameisen krabbeln auf Eichenlaub herum
Krabbelige Leibspeise

 

Aber sein Highlight sind Ameisenhaufen, in denen er mit seinem langen Schnabel herumstochern kann. Selbst im Winter findet er so die tief in der Erde verborgenen Ameisen.

Die Zunge des Grünspechts ist dabei seine Angel: Sie ist nicht nur besonders lang, sondern sehr klebrig. Keine Chance für kleine Krabbler!

 

Im Winter leben Grünspechte oft in ihrem Brutgebiet, streifen aber viel umher. Die Streifzüge können sehr weit gehen, und wenn es zu kalt wird, ziehen auch Spechte südwärts. Im Februar oder März finden sich die Tiere aber meist im vorjährigen Brutgebiet ein. Im April wird angeblich die Nisthöhle bezogen. Ich bin gespannt, was ich vom Brutgeschäft dieses Spechts noch bemerken werde.

„Das tägliche Leben“

Wer jetzt noch Lust hat, etwas Amüsantes zu lesen, dem habe ich eine Passage aus Brehms Tierleben abgetippt (1900,  Die Vögel, Bd. I, S. 582). Mein heutiges Highlight:

Das tägliche Leben unseres Vogels verläuft etwa folgendermaßen: sobald der Morgentau einigermaßen abgetrocknet ist, verläßt der Grünspecht seine Nachtherberge, schreit vergnügt in die Welt hinaus und schickt sich an, sein Gebiet zu durchstreifen. Wenn nicht gerade die Liebe sich in ihm regt, bekümmert er sich wenig um seinen Gatten, geht vielmehr selbstständig seine Wege und kommt nur gelegentlich mit dem Ehegenossen zusammen. Er streift von einem Baum zum andern … Nähert man sich einem Baume, auf dem er gerade beschäftig ist, so rutscht er schnell auf die dem Beobachter abgekehrte Seite, schaut zuweilen, eben den Kopf vorstreckend, hinter dem Stamme hervor, klettert aufwärts und verlässt plötzlich unbemerkt den Baum, pflegt dann aber seine Freude über die glücklich gelungene Flucht durch lautes frohlockendes Geschrei kundzugeben.

Das kenne ich von Buntspechten. Insofern hatte ich mit „meinem“ Grünspecht Glück. Der saß wie angewurzelt da, bis es mir zu dunkel wurde.

Der Grünspecht hat einen roten Schopf und olivgelbe Federn auf dem Rücken.
Mit rotem Schopf und attraktiven gelben Schwanzdeckfedern


Grünspecht | Pivert | Green woodpecker | Picus viridis



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