Schwarz ummantelt

15. Juli 2017 | Große Vögel, Storchenleben | 6 Kommentare

Schwarz-weiße Störche mit roten Beinen auf schlammigem Boden, im Hintergrund Schilf.

Schwarzstörche und Weißstörche fischen gemeinsam.

Der Weißstorch ist rund um Berlin und in Brandenburg glücklicherweise keine Seltenheit: links und rechts der Oder, an der Elbe und in der Region Nuthe-Nieplitz besetzen im Frühjahr viele Paare einen Horst.

Der dunkel schillernde Verwandte des Weißstorchs, der Schwarzstorch, ist hingegen bei uns eine Rarität. Denn es gibt zum einen in Westeuropa nur wenige Individuen, zum anderen sind diese sehr scheu. In Brehms Tierleben (1900, Vögel, Bd. 3, S. 515) steht über den Schwarzstorch:

Vom Hausstorche unterscheidet er sich vor allem anderen dadurch, daß er seinen Aufenthalt stets in Waldungen, niemals aber in Ortschaften nimmt.

Der Schwarzstorch wird auch Waldstorch genannt, denn seinen Horst baut er in kräftigen Baumwipfeln – nie nahe von Menschen oder gar im Dorf. Seine Menschenscheu macht es auch schwer, ihn aus der Nähe zu beobachten und zu fotografieren.

Meinen ersten Schwarzstorch sah ich tatsächlich an der Oder. Aber er war sehr, sehr weit entfernt.

Im hohen Gras ein winziger brauner Punkt. Das ist ein Schwarzstorch.

Ein Schwarzstorch auf Futtersuche im hohen Gras versteckt

 

Der zweite war gerade auf einer feuchten Wiese im südlichen Sumpfgbiet von Weißrussland auf Nahrungssuche. Und dieses Foto von meiner ersten Birding-Tour demonstriert vor allem, wie leicht man ihn übersehen kann.

 

Auf dem Suchbild steht der Schwarzstorch etwa in der Bildmitte. Ich habe vergebens darauf gewartet, dass er den Kopf hebt – und bin sicher, dass das kein Zufall war.

 

Und als wir mit dem Kleinbus langsam an ihm vorüberfuhren, flog er urplötzlich hinter das nächstbeste Gebüsch. Danach haben wir ihn nicht wieder entdeckt.

 

Meine dritte „Sichtung“, wie der Vogelkundige sagt, war dann eine echte Überraschung: Im riesigen Dneprabugsski Fischteichgebiet entdeckten wir eine Gruppe von Weiß- und Schwarzstörchen. Sie alle fischten im seichten Wasser eines derzeit ungenutzten Fischteichs mit geringem Wasserstand. Dort brüten außer dem Schwarzstorch auch Kormorane, Silberreiher und Rohrdommeln.

Schwarze und weiße Störche vor hohem Schilf.

Schwarzstörche und Weißstörche an den Beleo-Fischteichen

Wie Alfred E. Brehm sehr schön beschrieben hat, war unsere Sichtung kein Zufall (S. 514):

Er ist wohl etwas gewandter und zierlicher, demgemäß auch anmutiger, bei weitem vorsichtiger und scheuer als der Hausstorch, sonst aber … ebenso räuberisch wie der letztere, verschont auch nicht Lebendiges, das ihm zur Nahrung dienen kann, stellt jedoch weit eifriger und erfolgreicher als jener allen Süßwasserfischen nach und wird besonders deshalb hier und da entschieden schädlich.

Aus der Entfernung konnte ich gut sehen, wie es plötzlich Aufruhr unter den Störchen gab: Der Grund war ein größerer Fisch, den ein Weißstorch letztlich ergatterte.

Schwarze und weiße Störche, einer mit Fisch im Schnabel

Ein Weißstorch hat einen Fisch erwischt.

Das Federkleid

Noch ein paar Anmerkung zum Gefieder des Schwarzstorchs: Er trägt einen dunklen Mantel, aber der ist nicht rein schwarz, sondern – mal wieder ein Zitat aus Brehms Tierleben:

Das Gefieder des Kopfes, Halses und der ganzen Oberseite ist braunschwarz, prachtvoll kupfer- oder goldgrün und purpurfarben schimmernd, das der Unterseite von der Oberbrust an weiß; die Schwingen und Schwanzfedern sind glanzlos.

Das farbige Schillern sieht man selbst aus großer Entfernung und sehr gut ist zu erkennen, dass in der Gruppe ein junger Schwarzstorch in seinem braunen Jugendkleid mitfischt. Auffällig ist noch etwas anderes: Einer der Schwarzstörche schien eine Art Wächterfunktion zu übernehmen: Während wir, vom Kleinbus etwas verborgen, durch Spektive, Ferngläser und Kameras schauten, rührte er sich fast nicht von der Stelle und senkte niemals den Kopf, um zu fischen.

Störche beim Fischen. Darunter ein junger bräunlicher Schwarzstorch.

Links fischt ein junger Schwarzstorch im noch bräunlichen Gefieder.

Auf dem schmalen Pfad konnte der Kleinbus nicht wenden, darum fuhren wir irgendwann langsam an dem Fischteich vorbei. Da erhoben sich die meisten Störche und flogen ein Stück weiter. Die Schwarzstörche machten ihrem Zweitnamen „Waldstorch“ alle Ehre und segelten zum nahen Wald.

Zwei Scharztörche fliegen am blauen Himmel über Wiese, Bäumen und Stromleitung hinweg.

Zwei Schwarzstörche beim Abflug von den Fischteichen in Richtung Wald.

Schwarzstorch | Cigogne noire | Black Stork | Ciconia nigra

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

6 Kommentare

  1. Eine Gruppe von 7 Schwarzstörchen sahen wir Ende September auf der Auenwiese bei Slonsk im Nationalpark Warthemündung. Ein heimischer Ornithologe meinte, dass dies ein europäischer Sammelpunkt sei.

    Antworten
    • Das ist beneidenswert! Zum Glück scheinen sich Schwarzstörche westwärts wieder etwas auszubreiten, ich hoffe nur, dass sie den Windkraftanlagen nicht zu nahe kommen – und umgekehrt. Aber der Nationalpark Warthemündung ist unbedingt eine Empfehlung.

  2. Kürzlich habe ich Störche auf einem Acker gesichtet. Rheinland-Pfalz in 66989 Petersberg. Sie scheinen sich hier sehr wohl zu fühlen und sind sehr zahlreich! Jedoch war ich sehr erstaunt unter mindestens 50-60 Weissstörchen ca. 5-6 Schwarzstörche zu entdecken! Hat das jemand anders auch schon beobachtet?

    Antworten
    • Soweit ich weiß, erholt sich der Bestand an Schwarzstörchen etwas – durch gezielte Schutzmaßnahmen. Das ist jedenfalls eine tolle Beobachtung!

  3. Ich habe damals (vor ca. 17 Jahren) öfter Touren per Rad von Wittenberge nach Lenzen auf dem Elbteich unternommen.
    Wie oft konnte ich damals noch die Schwarzstörche beobachten, die gut sichtbar auf den weiten Elbauen standen. Leider konnte ich sie nicht aufnehmen, weil meine Freunde nie Zeit hatten zu warten :(( Während dieser Zeit hat sich wohl vieles geändert, nicht nur bei den Schwarzstörchen – leider …

    Antworten
    • Das finde ich total beneidenswert, dass du damals nah an die Schwarzstörche rangekommen bist. Wer die Vögel auf Fotos aus größerer Nähe sehen möchte, der kann das übrigens ganz wunderbar hier.

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Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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