Schwanger oder was?

07. März 2017 | Falke & Co, Große Vögel | 6 Kommentare

Habichtmännchen von hinten mit schiefergrauem Rücken und gelber Iris

Männlicher Habicht mit schiefergrauem Rücken

Das wollte ich nicht länger aufschieben. Zurück aus dem Oman habe ich endlich „meinem“ Habichtpaar einen Besuch abgestattet. Als am Wochenende die Sonne durchkam, machte ich mich sofort auf den Weg. Doch am Horst musste ich mich zunächst mit den Blau- und Kohlmeisen, ein paar Amseln und den in Berlin allgegenwärtigen Nebelkrähen begnügen. Als ich gerade ein Kernbeißer-Paar entdeckt hatte, hörte ich plötzlich das typische Habicht-Gickern. Und da sah ich ihn auch schon.

Nun stellt sich natürlich die Frage, warum ich mir ziemlich sicher war, dass es der männliche Habicht sein musste – der so genannte Terzel. Das hat zwei Gründe:
• Im selben Baum saß, gut versteckt, auch das weibliche Tier. Und wie bei Greifvögeln häufig, war sie deutlich größer.
• Außerdem hatte der Terzel diesen schönen schiefergrauen Rücken.

Zusätzlich sieht man das gelbe Auge, genauer gesagt die gelbe Iris. Typisch für einen Habichtmann in jungen Jahren, manchmal wird sie mit dem Alter orangefarben. Die Iris der Habichtdame ist jedenfalls dunkler. Sie ist übrigens drei Jahre älter als der Terzel und wurde 2008 als Jungvogel in Berlin beringt. (Ein Dank an die Beringer und Ringableser vom NABU.)

Aufgeplustert sitzt die Habichtdame oben im Geäst.

Habichtdame mit rundem Bauch.

So wie sie in dem Geäst saß, war sie nicht nur größer, sondern wirkte auch richtig rund, und sie war total inaktiv.

Das passt, denn vor der Eiablage macht sich bei Habichtdamen bekanntlich eine gewisse Trägheit breit.

Man könnte sagen: Okay, sie ist „schwanger“. Sie produziert nun die Eier, döst und genießt die Sonnenstrahlen nach all dem Regen.

Einbeinig

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ich habe schon mehrfach über den „dicken“ Bauch bei meinen Habichten gestaunt. Irgendwann fiel mir auf, dass dort im Gefieder etwas verborgen ist. Und zwar ein gelber Fuß! Manchmal wird der sogar richtig vorgestreckt. Dazu ein GIF aus dem Februar, als der gelbe Fuß gerade im Gefieder versteckt wird.

Der Habicht zieht seinen gelben Fuß zurück ins Gefieder und steht danach auf nur einem Bein.

Einbeinig dösen: So sieht es aus, wenn der Habicht dabei ist, einen Fuß zu verbergen.

Der erfahrene NABU-Greifvogelberinger Ludwig Schlottke erklärte mir, dass die Tiere sehr oft auf nur einem Bein sitzen. Mich würde es nicht wundern, wenn Habichte auf diese Weise dösen. Das machen andere Vögel auch so.

Lustlos

Ich habe noch etwas beobachtet: In den 40 Minuten, die ich in Horstnähe war, flog der Terzel von einem dichten Nadelbaum aus dreimal auf einen waagerechten Ast in dem blattlosen Laubbaum, in dem seine Partnerin sich niedergelassen hatte. Trotz einigem Gicksen und der Präsentation seiner weißen Unterschwanzdecken, die ich schon mal erwähnt habe, interessierte sie sich aber nicht für ihn.

Links oben im Baum sitzt die Habichtdame, rechts auf einem anderen Ast der Terzel.

Links oben die Habichtdame, rechts der Terzel. Er schaut zu ihr hoch.

Ich vermute – und das ist natürlich eine Übertragung, aber durchaus beobachtungsgestützt – Madame wollte einfach ihre Ruhe. Ornithologen wissen, dass die weiblichen Habichte vor der Eiablage ab der 2. Märzwoche geradezu träge sind. Allerdings bewachen sie den Horst. Hierzu schreiben Lutz Artmann und drei Kollegen in ihrem wunderbaren Buch mit phantastischen Fotos „Der Habicht. Vom Waldjäger zum Stadtbewohner“, Oertel & Spörer, 2015, S. 23:

Das kräftigere Habichtweibchen ist für die Verteidigung des Horstes und dessen Umfeld zuständig. Von exponierter Warte aus wacht es über das Revier.

Das tat auch die dösende Habichtdame. Zwar veränderte sie ihre Position im Geäst nicht, aber den Horst hatte sie im Visier, und ihren Kopf drehte sie hin und wieder von links nach rechts. Immerhin flogen manchmal ein paar nervende Nebelkrähen vorbei.

Habicht | Autour des palombes | Goshawk | Accipiter gentilis

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

6 Kommentare

  1. Das ist kein junger Habicht, sondern ein Mäusebussard.
    LG Dirk

    Antworten
    • Nein Dirk, da muss ich deutlich widersprechen. Es handelt sich um einen der Berliner Habichte, beringt ist er auch. Und bei Beringungen war ich mehrfach dabei. Außerdem ist die quergestreifte (gesperberte) Brust für Habichte und Sperber typisch. Der Mäusebussard hat diese Zeichnung nicht. Allerdings haben junge Habichte eine herz- oder tropfenförmige Fleckung auf der Unterseite. All das lässt sich bei mir in der Rubrik „Falke & Co“ am Ende der Blog-Startseite, also im Footer, nachlesen. Viele Grüße!

  2. Ein wunderbarer, spannender Bericht! Mir hat besonders die Sequenz mit dem verborgenen Fuß imponiert.
    Und wie immer fand ich die brillianten Fotos beeindruckend. Dankeschön – von Ursula

    Antworten
    • @ Ursula Wie schön, dass dir der verborgene Fuß auch so gefällt. Gestern war ich im Grunewald auf der Suche nach dem Schwarzspecht, von dem mir eine Freundin berichtet hatte. Ich traf auf einen Kleinspecht und dann saß da plötzlich dieser junge Habicht. Eine hübsche hungrige Dame, von der ich vielleicht noch ausführlicher berichten werde. Jung, denn das Gefieder ist nicht quergebändert. Mich oder mein Objektiv mochte sie leider nicht sonderlich …

      Einjähriger Habicht

  3. Den Bericht insgesamt finde ich aufschlußreich; man erfährt viele Details auf diese Jahreszeit bezogen. Danke !!! Mit dem Bein, das habe ich schon oft bei anderen Vögeln beobachtet. Auch die Reiher zeigen das sehr deutlich. Die Quali der Fotos, besonders des Tertzels: Daumen hoch :))
    Nach der Lektüre des Buchs „H wie Habicht“ von A. McDonald kann ich mich in das Wesen eines Habichts gut einfühlen, war mir vorher alles fremd. LG gabriele

    Antworten
    • @ Gabriele Das Buch „H wie Habicht“ von Helen Macdonald hat mich auch total fasziniert. Die Welt der Falkner erscheint da in einem ganz besonderen Licht. Und was „The Economist“ zu dem Buch schrieb, stimmt erst recht für den Habicht: furchterregende Eleganz.

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  • Marie zu Die Schnee-AmselHallo, auf der Suche nach einer Biberburg zu den Biberbissspuren haben wir auch eine gesehen, und dachten aus der Ferne zunächst an einen entflogen Ziervogel. Mit Fernglas und Geduld haben wir ihn dan…
  • Elke Brüser zu Rostrot geschmücktDanke für Ihren netten Kommentar, und gerne dürfen Sie den Sperber als Vorlage benutzen. Wenn Sie mögen, können Sie mir auch später das Ergebnis senden. Und vielleicht gefällt es Ihnen sogar, wenn ich…
  • Dr. Elisabeth Schnell-Rath zu Rostrot geschmücktWie wundervoll dieser Bericht wieder ist!!! Toll und herzlichen Dank dafür! Ja Bernd Pöppelmann malt sehr gelungene Bilder - übrigends auch sein Freund Claus Rabba… Darf ich bitte das wunderschöne Fot…
  • Elke Brüser zu Segler der AndenLiebe unbekannte Katja, da hast du mir mit deinem Kommentar heute Morgen aber große Freude geschenkt. Danke!
  • Katja Garni zu Segler der AndenHerzensDank für den so tiefgründigen Bericht ❣️ Ich liebe sie sehr die Könige der Lüfte … Und die Anden faszinieren mich schon geraume Zeit - WunderVolle Bilder und Erfahrungen teilst du mit uns teils…

Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Drei dunkle Hausrotschwänze in einer Grafik. Links der weibliche Vogel rechts davon der männliche, beide mit roten Schwanzfedern. Der männliche Vogel ist an weißen Federn am Kopf und auf den Flügeln zu erkennen. Ganz rechts auf der Grafik und neben den Eltern ein dunkelbraun-grauer Jungvogel.

2025 Der Hausrotschwanz

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Drei schwarzköpfige Möwen im sogenannten Prachtkleid oder Brutkleid. In der Mitte steht die Lachmöwe mit orangerotem Schnabel und ebensolchen Beinen.

2025  Die Lachmöve

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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