Weißer Rücken, rote Kappe

26. Mai 2017 | Große Vögel | 2 Kommentare

Specht mit roter Kappe sitzt links von der Bruthöhle an eienr Birke

Weißrückenspecht vor der Bruthöhle. Richtig weiß ist er unter den Flügeln.

Spechte gehören zu den Vögeln, bei denen fast jeder sagen kann: Hab ich schon gehört. Gemeint sind dann weniger die Spechtrufe im Flug oder bei der Balz, gemeint ist meist das Hämmern am Baumstamm. Damit wird vor allem das Revier markiert.

Die verschiedenen Spechtarten am Aussehen zu unterscheiden, ist manchmal unkompliziert, etwa beim Schwarzspecht  oder Grünspecht, und manchmal gar nicht so leicht. Insofern hatte ich bei meiner ersten Birdingtour – es ging nach Weißrussland, in das Wald- und Sumpfgebiet des Pripjat – großes Glück: Ich war mit erfahrenen Vogelguckern zusammen, die blitzschnell entschieden, ob sich zwischen Eichen, Birken oder Kiefern ein Dreizehenspecht, ein Blut-, Bunt- oder Mittelspecht seinen Weg suchte.

Richtig gut zu sehen war dieser Weißrückenspecht, der die Bruthöhle anflog. Sehr schön harmonierte sein schwarz-weiß gemustertes Rückengefieder mit dem Stamm der Birke. Im Schatten ihres Blattgrüns war er dadurch kaum noch zu entdecken. Ich habe meine Fotos darum leicht aufgehellt. Durch Anklicken eines Fotos kommt man auch dieses Mal näher ran.

Nicht in Deutschland

Buntspecht mit leuchtend rotem Steiß sitzt am Stamm

Buntspecht im Berliner Grunewald

Gleich mehrere europäische Spechtarten tragen eine rote Kappe, meist allerdings nur die männlichen Tiere. Bei einem schwarz-weißen Specht mit dem so genannten roten Scheitel, kan es sich um einen jungen Buntspecht handeln oder einen Mittelspecht. Beiden Arten begegne ich immer wieder im Berliner Grunewald.

Aber in Weißrussland lebt eben auch der ähnlich große und ähnlich gefärbte Weißrückenspecht. Da heißt es also: genauer hinschauen.

Photographie eienr Zeichnung aus Naumann 1905 mit männlichem (rote Kappe) und weiblichem (schwarze Kappe) Weißrückenspecht

Weißrückenspecht (Naumann 1905, Bd. IV)

 

Auf den ersten Blick sieht das männliche Tier, tatsächlich wie ein Buntspecht aus. Aber während der Buntspecht an den Schultern ovale weiße Flächen hat und seine Flanken schlicht schwarz sind, sind beim Weißrückenspecht die Seiten schwarzweiß gestrichelt. Und unter den Flügeln ist der Rücken tatsächlich weiß.

 

Das erkennt man schön auf der Zeichnung, die ich meinem Naumann (Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1905, Bd. IV, Tafel 32) entnommen habe. Gut erkennbar ist auch der Unterschied zwischen dem männlichen und weiblichen Vogel.

 

 Verzögerte Futterlieferung

Ein männliches Tier mit schön gefärbtem Scheitel flog gerade zur Bruthöhle, als wir das frisch bemeißelte Einflugloch betrachteten. Der Specht hatte den Schnabel voller Futter, traute sich allerdings erst zu den Jungen hinein, als wir uns etwas zurückzogen. Denn diese Birder mit Fernglas, Spektiv und mächtigen Objektiven waren ihm ganz offensichtlich nicht geheuer.

Specht sitzt nah an dem Einflugloch zur Bruthöhle.

Lärmen die hungrigen Jungen?

Specht steckt Kopf in die Bruthöhle und kann so füttern.

Die Fütterung kann beginnen.

Nach der Fütterung schaute der Specht aus der Bruthöhle heraus und flog dann zügig davon. Die Specht“mama“ hatte unterdessen die benachbarte Eiche angeflogen. Doch wir überließen die Familie sich selbst und folgten dem Pfad, vorbei an schimmernden Wasserflächen und sumpfigen Wiesen.

Specht schaut aus der Bruthöhle heraus, bereit zum Abflug.

Alles verfüttert, bereit zum Abflug.

In den Eichenwäldern der Pripjat-Region, die im Frühjahr überflutet sind und bei denen erst im Mai der Wasserspiegel langsam sinkt, kann man alle europäischen Spechtarten entdecken. Das liegt daran, dass weite Flächen unter Naturschutz gestellt sind, und auch daran, dass das Gebiet im Süden Weißrusslands besonders spärlich besiedelt ist.

Eichen und Birken stehen im Sumpf, den der Pripjat im Frühjahr bildet.

Eichen und Birken stehen im Sumpf der noch überfluteten Pripjat-Region.

 

Weißrückenspecht | Pivert à dos blanc | White-backed Woodpecker | Dendrocopos leucotos

Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

2 Kommentare

  1. Ich sah einen Specht im Wald, der war bis auf eine weiße Brust, schwarz. Welche Art ist das?

    Antworten
    • Das ist etwas schwierig zu beantworten. Wenn Sie geschrieben hätten „ganz schwarz und ein kleiner roter Scheitel am Hinterkopf“, dann hätte ich gesagt: Schwarzspecht. Bei Ihrer Beobachtung kann es sich aber nur um einen weiblichen Buntspecht gehandelt haben. Der hat am Kopf keine rote Zeichnung – wie das Männchen – und der Bauch ist weiß. Allerdings sollte in Schwanznähe ein rotes Feld aufleuchten. Möglicherweise konnten Sie das aber nicht sehen. Viele Grüße!

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Vogelthema gesucht?

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Birding

Du ahnst es vielleicht schon: Im Wort Birding steckt der englische „bird“. Unter Vogelfreunden ist das ein Schlagwort für die Beobachtung der gefiederten Tierwelt – im Feld, wie man so schön sagt. Also draußen. Ein paar Anmerkungen dazu findest du → hier.

Frau mit Fernglas beobachtet etwas in der Ferne

Mit Fernglas und Kamera auf Vogel-„Jagd“ zu gehen, ist mancherorts geradezu ein Sport und von Wetteifer geprägt. Ich halte aber wenig davon, möglichst viele und auch seltene Arten aufspüren zu wollen, um sie akribisch in Listen zu erfassen. Mein Ding ist: stehen bleiben, lauschen und schauen, was Tiere so treiben.

Textes en français

Si cela t’intéresse: Ma chère amie Annie Riou a traduit quelques articles du blog en français. Et depuis 2023 Juliette Rakei, étudiante de la zoologie à Berlin et bilingue, fait des traductions. Merci! Tu les trouves ici.

Vogel des Jahres

Zwei schwarz-weiße Vögel mit teils schillernden Flügeln stehen sich gegenüber, unter ihnen ein kleiner Jungvogel.

2024  Der Kiebitz

Zwei Braunkehlchen sitzen auf einer Distelblüte, es sind Männchen und Weibchen.

2023  Das Braunkehlchen

Ein Rotkehlchen hockt auf einem Ast und füttert mit einem Wurm, den es im Schnabel hält, einen Jungvogel.

2022  Das Rotkehlchen

Wiedehopf mit gesträubter Haube - Ausschnitt aus einer Grafik im "Naumann" Bd.IV

2021  Der Wiedehopf

Eine rosabrüstige Taube sitzt auf einem Ast und blickt mit ihrem roten Auge zu uns.

2020  Die Turteltaube

Vier Lerchenvögel, in der Mitte ein adultes männliches Tier mit kleiner Holle.

2019  Die Feldlerche

Männlicher und weiblicher Star im Frühjahr im Prachtkleid - mit weißen Tupfern auf schwarzem Grund - auf einen Zweig sitzend.

2018  Der Star

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2017  Der Waldkauz

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2016  Der Stieglitz

Seevogel des Jahres

Ein Waldkauz sitzt auf einem Ast; kolorierte Zeichnung aus Brehms Tierleben.

2024  Der Sterntaucher

Brandseeschwalbe mit schwarzem Schädel und Mähne steht auf einem Felsen am Meer.

2023  Die Brandseeschwalbe

Ein möwenartiger Vogel steht auf einem Felsstein im nordisch anmutenden Meer

2022  Der Eissturmvogel

Der Jahresseevogel 2021 als Zeichnung: Zwei Weißwangengänse mit weißer Stirn und weißer Kehle vor einem nordischen Meer mit steilen Felsen.

2021  Die Weißwangengans

Auf einem Felsvorsprung am Meer steht eine Fluss-Seeschwalbe mit deutlich schwarzer Schnabelspitze. Links eine Zwergseeschwalbe und hinter ihr eine Küstenseeschwalbe.

2020  Die Fluss-Seeschwalbe

Eine schwarzweiß gemusterte Eiderente mit pfirsichfarbener Brust paddelt mit den Füßen im grünlich Meerwasser.

2019  Die Eiderente

Drei Sandregenpfeifer stehen am Meeresstrand. Links das Weibchen, rechts ein blasser gefärbter Jungvogel und in der Mitte das Männchen auf einem Stein. Jungtier

2018  Der Sandregenpfeifer

Vier Eisenten hocken auf Steinen im Wasser: großes männliches Tier mit brauner Brust, helleres weibliches Tier und zwei ebenfalls helle Jungvögel.

2017  Die Eisente

Drei Basstölpel in verschiedenen Altersstufen: weißes Baby, dunkler Jungvogel und weißer Altvogel mit gelblichem Kopf.

2016  Der Basstölpel

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