Spechte gehören zu den Vögeln, bei denen fast jeder sagen kann: Hab ich schon gehört. Gemeint sind dann weniger die Spechtrufe im Flug oder bei der Balz, gemeint ist meist das Hämmern am Baumstamm. Damit wird vor allem das Revier markiert.
Die verschiedenen Spechtarten am Aussehen zu unterscheiden, ist manchmal unkompliziert, etwa beim Schwarzspecht oder Grünspecht, und manchmal gar nicht so leicht. Insofern hatte ich bei meiner ersten Birdingtour – es ging nach Weißrussland, in das Wald- und Sumpfgebiet des Pripjat – großes Glück: Ich war mit erfahrenen Vogelguckern zusammen, die blitzschnell entschieden, ob sich zwischen Eichen, Birken oder Kiefern ein Dreizehenspecht, ein Blut-, Bunt- oder Mittelspecht seinen Weg suchte.
Richtig gut zu sehen war dieser Weißrückenspecht, der die Bruthöhle anflog. Sehr schön harmonierte sein schwarz-weiß gemustertes Rückengefieder mit dem Stamm der Birke. Im Schatten ihres Blattgrüns war er dadurch kaum noch zu entdecken. Ich habe meine Fotos darum leicht aufgehellt. Durch Anklicken eines Fotos kommt man auch dieses Mal näher ran.
Nicht in Deutschland
Gleich mehrere europäische Spechtarten tragen eine rote Kappe, meist allerdings nur die männlichen Tiere. Bei einem schwarz-weißen Specht mit dem so genannten roten Scheitel, kan es sich um einen jungen Buntspecht handeln oder einen Mittelspecht. Beiden Arten begegne ich immer wieder im Berliner Grunewald.
Aber in Weißrussland lebt eben auch der ähnlich große und ähnlich gefärbte Weißrückenspecht. Da heißt es also: genauer hinschauen.
Auf den ersten Blick sieht das männliche Tier, tatsächlich wie ein Buntspecht aus. Aber während der Buntspecht an den Schultern ovale weiße Flächen hat und seine Flanken schlicht schwarz sind, sind beim Weißrückenspecht die Seiten schwarzweiß gestrichelt. Und unter den Flügeln ist der Rücken tatsächlich weiß.
Das erkennt man schön auf der Zeichnung, die ich meinem Naumann (Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1905, Bd. IV, Tafel 32) entnommen habe. Gut erkennbar ist auch der Unterschied zwischen dem männlichen und weiblichen Vogel.
Verzögerte Futterlieferung
Ein männliches Tier mit schön gefärbtem Scheitel flog gerade zur Bruthöhle, als wir das frisch bemeißelte Einflugloch betrachteten. Der Specht hatte den Schnabel voller Futter, traute sich allerdings erst zu den Jungen hinein, als wir uns etwas zurückzogen. Denn diese Birder mit Fernglas, Spektiv und mächtigen Objektiven waren ihm ganz offensichtlich nicht geheuer.
Nach der Fütterung schaute der Specht aus der Bruthöhle heraus und flog dann zügig davon. Die Specht“mama“ hatte unterdessen die benachbarte Eiche angeflogen. Doch wir überließen die Familie sich selbst und folgten dem Pfad, vorbei an schimmernden Wasserflächen und sumpfigen Wiesen.
In den Eichenwäldern der Pripjat-Region, die im Frühjahr überflutet sind und bei denen erst im Mai der Wasserspiegel langsam sinkt, kann man alle europäischen Spechtarten entdecken. Das liegt daran, dass weite Flächen unter Naturschutz gestellt sind, und auch daran, dass das Gebiet im Süden Weißrusslands besonders spärlich besiedelt ist.
Weißrückenspecht | Pivert à dos blanc | White-backed Woodpecker | Dendrocopos leucotos
Ich sah einen Specht im Wald, der war bis auf eine weiße Brust, schwarz. Welche Art ist das?
Das ist etwas schwierig zu beantworten. Wenn Sie geschrieben hätten „ganz schwarz und ein kleiner roter Scheitel am Hinterkopf“, dann hätte ich gesagt: Schwarzspecht. Bei Ihrer Beobachtung kann es sich aber nur um einen weiblichen Buntspecht gehandelt haben. Der hat am Kopf keine rote Zeichnung – wie das Männchen – und der Bauch ist weiß. Allerdings sollte in Schwanznähe ein rotes Feld aufleuchten. Möglicherweise konnten Sie das aber nicht sehen. Viele Grüße!