Mit rot-brauner Mähne

Acht Gänsesäger mitten auf dem Havelwasser und vor dem gegenüberliegenden Ufer
Gänsesäger auf der Berliner Havel im Winter

Es war Februar, als ich auf der Berliner Havel erstmals die äußerst attraktiven Gänsesäger sah – vor allem die weiblichen Enten mit ihrer rot-braunen Mähne gefallen mir. Sicher handelte es sich um Wintergäste. Glücklicherweise habe ich Gänsesäger schon in ihrem skandinavischen Brutgebiet beobachten können, wo sie im Sommer am Rande des Schilfs  ihre Jungen ausführen und im offenen Meer als Trupp unterwegs sind.

Drei männliche Gänsesäger mit dunklem Schopf und zwei weibliche mit rotbrauner Mähne
Mit dem Zoom herangeholt: Drei Gänsesäger-Herren und zwei Damen auf der Havel

Wer Gänsesäger auf Gewässern in Berlin oder dem Umland entdecken möchte, ist gut beraten, ein Fernglas dabei zu haben. Denn Gänsesäger, die zu den Entenvögeln gehören, sind – außer in der Brutzeit – immer auf dem Wasser und schwimmen meist weit vom Ufer entfernt. Ganz anders als die Stockenten und Blässrallen, bekannt auch als Blesshühner.

Die rotbraune Mähne des Gänsesägerweibchens leuchtet.
Gänsesäger-Dame bei tiefstehender Wintersonne

Im Fernglas sieht man die ganze Schönheit der schwarz-weißen, dunkelgrün-köpfigen Männer und der grau-weißen Frauen mit ihrer fast rötlichen Mähne. Gerade im Winter, wo die Verpaarung in vollem Gange ist, leuchtet ihr Prachtgefieder besonders schön.

Markenzeichen der Säger

Auch im Gegenlicht kann man die Säger, die ihren Namen den kleinen Säge“zähnchen“ am Rand des Schnabels verdanken, gut erkennen. Das liegt an der starkgekrümmten Schnabelspitze, dem Schopf der Entendamen und der Gestalt. Gänsesäger sind relativ lang und liegen wie andere Tauchenten ziemlich flach im Wasser. Dass sie gut und lange abtauchen können, steckt auch in ihrem lateinischen Namen Mergaster. Denn mergo heißt, ich tauche.

Gänsesägerweibchen im Gegenlicht aud dem silbirgen Wasser schwimmend.
Auch im Gegenlicht leicht zu erkennen. Und der Haken am Schnabelende nützt beim Fischfang.

Es gibt noch ein anderes Erkennungsmerkmal und auch das, wie so vieles andere, habe ich gerade erst gelernt: Gänsesäger „lugen“. Das heißt sie stecken den Kopf ins Wasser und scannen das Umfeld unter der Wasseroberfläche. So entscheiden sie sich für oder gegen einen Tauchgang, bei dem sie im Wasser einen Fisch zu ergattern versuchen.

Der Kopf des Gänsesägerweibchens ist bis über die Augen im Wasser.
Gänsersäger beim „Lugen“

Im der äußerst informativen Ausgabe von Neue Brehm-Bücherei zum Thema „Der Gänsesäger“ (Lothar Kolbe, 1990, Ziemsen Verlag,  Bd. 604) lese ich auf Seite 72 ff, dass Gänsesäger (logischerweise) klares Wasser als Habitat bevorzugen und dass sie vermutlich davon profitieren, wenn durch winterliche Kälte bei Fischen der Stoffwechsel verlangsamt ist. Das könne nämlich dazu führen, dass die Beutetiere etwas träger agieren – und leichter zu fangen sind.

Nordische Wintergäste

Kreisdiagramm mit den Monaten des jahres und den aktivtäten der Gänsesäger: Brut, Mauser und Überwinterung
Das Jahr der Gänsesäger. Zeichnung: Neue Brehm- Bücherei, 1990, S. 124, Ziemsen Verlag

Gänsesäger sind bei uns vor allem Wintergäste. Rund 1.000 Paare brüten allerdings bei uns: im Süden Deutschlands, an der Ostsee und längs der Oder. Das Hauptbrutgebiet liegt weiter im Norden, und zwar in Skandinavien, im Norden von Russland und in den baltischen Staaten.

Dort brüten sie in den Sommermonaten, und zwar – viele werden es kaum glauben – in Baumhöhlen.

Da aber diese immer seltener zur Verfügung stehen, brüten die Säger oft auch in erhöht angebrachten, künstlichen Nistkästen. (Aber davon berichte ich ein anderes Mal.)

Um die Jungen kümmern sich die Sägerdamen als Alleinerziehende, die ihre Kinderschar nicht nur ausbrüten, sondern auch wochenlang bei den ständig wachsenden Ausflügen betreuen. Dieses „Führen“ der Jungen, die Mitte Juli nicht mehr „Babys“ sind, sondern schon die Größe eines Altvogels haben, konnte ich in Schweden beobachten.

Familienausflüge

ein Handvoll Gänsesäger schwimmen am Schilf, hier ist das Wasser ruhiger als weiter hinter auf dem Meer.
In der schilfbestandenen Bucht ist es ruhiger als auf dem Meer.
Vier Gänsesäger schwimmen nah am Schilfrand hintereinander davon.
Immer im Schutz des Schilfgürtels

Im Norden der Insel Öland trieb sich eine Familie am Schilfrand herum. Sie kam wie aus dem Nichts aus dem dichten Schilfgürtel hervor und verschwand kurz darauf wieder – vermutlich war es an diesem Tag einfach zu stürmisch, selbst in der etwas geschützten, schilfbestandenen Bucht.

Zwei weibliche Gänsesäger schwimmen am Schilfrand.
Eine Gänsesäger-Mutter schwimmt vor ihrem Jungen. Dessen Schnabel ist weniger intensiver gefärbt und das weiße Feld unter den Augen ist noch nicht ausgeprägt.

Tags darauf schien die Sonne. Die Familienmitglieder badeten ausgiebig und sonnten sich danach auf dem eiszeitlichen Geröll, das der schwedischen Küste überall vorgelagert ist.

Sechs Gänsesäger hocken auf felsigem Gestein im Wasser und ruhen. Einer schwimmt.
Nach dem Planschen samt Gefiederpflege: ein Sonnenbad.

Im Süden von Öland konnte ich schließlich noch beobachten, wie eine Gänsesäger-Familie die felsige Küste verließ und auf die offene Ostsee hinaus schwamm. Auch diese Szenen möchte ich euch nicht vorenthalten.

Drei Gänsesäger auf Felsgestein, einer beugt sich vor, um ins Meer zu springen.
Mit einem kleinen Sprung geht es ab in die Ostsee.
Vier Gänsesäger, auf welligem Meer, schwimmen von der Küste weg.
Und jetzt hinauf aufs Meer, wo bereits eine Stockentenfamilie unterwegs ist.

Aber wie schon an der Havel: Ohne Fernglas, ein wenig Vorwissen und ein gutes Kameraobjektiv sieht man oder frau einfach nur Enten. Was ja stimmt, aber eben viel weniger als die halbe Geschichte ist.

Gänsesäger | Harle-bièvre | Common merganser | Mergus merganser



Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

Kommentar zu “Mit rot-brauner Mähne

  1. Hallo Elke,
    auch in diesem Jahr war ich wegen der Singschwäne an der Oder. Gänsesäger sehe ich übrigens dort immer, auch in den Sommermonaten. Die halten sich überwiegend auf dem Kanal auf. Auch auf meiner Wanderung von Golm nach Werder bei Töplitz konnte ich viele Gänsesäger, Grau- und Silberreiher beobachten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert