Himmlische Lasurmeise

Blau-weißes Meisenmännchen von hinten. Es sitzt auf einem Tor und blickt richtugn Nest.
Männliche Lasurmeise vor dem Start zum verborgenen Nest.

Auf meiner ersten Birdingtour stand am zweiten Tag die Lasurmeise auf dem Programm: Als eine unserer Zielarten im Pripjat Nationalpark von Weißrussland. Anfangs war mir die Sache mit der „Zielart“ etwas fremd. Aber es ist nun mal so, dass man bestimmte Arten nur an bestimmten Orten findet. Das Verbreitungsgebiet muss stimmen und das Habitat ebenfalls.

Weiden am Ufer eines Flussesein
Weiden am Pripjat

 

Um etwa einen Weißrückenspecht zu entdecken, braucht es den Mischwald mit altem Gehölz, der Drosselrohrsänger singt im Schilf und nicht wie die aufsteigende Feldlerche hoch oben in der Luft, die Lasurmeise schließlich liebt ausgedehnte Weidenbestände und käme nicht auf die Idee, sich im Nadelwald herumzutreiben.

Und wir besuchten gerade den verzweigten Flusslauf des Pripjat bei Turov, wo im und am Wasser viele Weiden wachsen. Darum ist die weiß-blaue Schönheit dort zu finden und war unsere Zielart.

 

 

Schon im letzten Jahr hatte ein Lasurmeisen-Pärchen auf demselben Grundstück genistet. Dieses Jahr hatten sie einen ganz besonderen Platz ausgewählt: Hinter einem hellen Vorhang, direkt an dem traditionellen Holzhaus. Das wussten die weißrussischen Ornithologen, die uns dorthin begleiteten.

Altes Holzhaus mit Gartentor und Leiter am Haus. Dazu der helle Vorhang, hinter dem sich das Nest befindet.
Hier wohnt die Lasurmeise. Der Winzling auf dem rostroten Zaun.

Unser kleines Grüppchen von Vogelbegeisterten stand im Schatten einer mächtigen Weide. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sich das lichtblaue Männchen blicken ließ. Vom rostroten Gartentor flog es zum verborgenen Nest, kam kurz darauf wieder hervorgesaust und verschwand richtung Flussufer. Das ging so schnell, ich war vor Aufregung … „da, da, da ist sie“ … kaum zur Besinnung gekommen.

Meise mit kleiner Raupe im Schnabel sitzt auf dem Gartentor.
Gleich gibt es Futter.

Aber es dauerte nicht lange, bis das Männchen erneut mit einer kleinen Raupe im Schnabel zurückkehrte. Zeit die hübsche Meise genauer zu betrachten. Johann F. Naumann beschrieb sie ungemein präzise so (Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, 1905, Bd II, S. 280):

Das alte Männchen ist ein herrlich geschmückter Vogel, obgleich nur zwei Farben, Blau und Weiss, ihn zieren… Die kleinen Flügeldeckfedern sind herrlich lasurblau, eine Farbe, die dem schönsten Ultramarin gleicht, ein echtes prachtvolles Himmelblau; die großen Deckfedern etwas dunkler und mit sehr großen, schneeweißen Enden, wodurch der Flügel einen breiten weißen Querstreifen erhält… die oberen Deckfedern des Schwanzes lasurblau mit weißen Spitzen, so auch die Schwanzfedern selbst …

Die Schwester der Lasurmeise und andere Verwandtschaft

Meisenabbildung aus Naumann "Naturgeschichte der Vögel ..." mit verschiedenen Meisenaarten. Darunter Lasur- und Blaumeise.
Tafel aus Naumann „Naturgeschichte der Vögel …“, ganz vorn die Lasurmeise, darüber zwei Blaumeisen.

Bei uns kommt die Lasurmeise, deren Name von lat. Lasurium, dem Blaustein, abstammt, nicht vor.

Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Russland, kleinere Bestände brüten auch in Weißrussland.

Im Winter ziehen die Vögel je nach Witterung westwärts und manche erreichen Polen. Einzelgänger sind früher auch bei uns gesichtet worden.

Die Lasurmeise wird auch als große Schwester der Blaumeise bezeichnet. Vor allem der schön gefärbte Schwanz ist auffällig lang. Außerdem ist auf der Abbildung gut dargestellt, wie sehr sich ein junges (ganz oben) und ein altes (darunter) Blaumeisenmännchen in der Färbung unterscheiden. Die Blautönung wird mit der Zeit intensiver.

 

 

Dass mir die Lasurmeise so gut gefallen hat, mag auch daran liegen, dass zumindest im weißrussischen Polesien, das vom Fluss Pripjat geprägt ist, die Farbe Blau allgegenwärtig ist und mich im sonnigen Mai förmlich ansprang. Ich habe nur diese eine Lasurmeise bei Turov, unsere Zielart im tiefsten Weißrussland nahe der Ukraine, gesehen. Aber das leuchtende Blau von Fensterrahmen, Holzbänken, Kirchen und Bretterzäunen hat mich immer an sie erinnert.

Fenster und Stützbalken eines alten Holzhauses sind blau gestrichen.
Traditionelles, verfallendes Holzhaus mit blauer Farbdekoration.
Eine blau gestrichene Bank vor einembraunen Holzzaun.
Blau auch die Bank vorm Haus.
Eine hübsche blaue Holzkirche, umgeben von einem blau-weiß gestrichenen Holzzaun.
Das Kleinod von Turov: Kirche und Zaun im Weiß-Blau der Lasurmeise.

 

Lasurmeise | Mésange azurée | Azure tit | Cynistes cyanus oder Parus cyanus



Liebe Fans meiner Fotos, ich freue mich, wenn euch das eine oder andere Foto so gefällt, dass ihr es von meiner Website herunterladen möchtet. Allerdings sind alle mit ©Copyright geschützt. Darum fragt mich bitte per E-Mail vor jedem Download. Elke Brüser

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert