Basstölpel bewegen sich an Land wirklich tollpatschig – eben tölpelig. Aber an Land sind sie in der Regel auch nicht unterwegs, sondern in der Luft. Sie segeln über dem Nordatlantik und lassen sich nur zur Brut an Felsküsten nieder – am liebsten auf kleinen Felsinseln. Eine davon liegt vor der bretonischen Küste.
Die Île Rouzic gehört zum französischen Naturreservat Sept Îles (RNN32). Mittlerweile brüten dort im Sommerhalbjahr fast 25.000 Paare. 1939 waren dort nur 28 Nester besetzt, 1955 immerhin schon 550, schreibt Hans Heinrich Reinsch in Der Basstölpel (Neue Brehm-Bücherei, Nr. 412, 1969).¹
Der Weg bis an die bretonische Küste von Perros-Guirec hat sich für mich gelohnt, immerhin 1.200 km Luftlinie sind es zwischen der Küste mit Rosa-Granit und Berlin. Bei guter Sicht sah ich vom Hotel eine Insel wie mit Zuckerguss überzogen. Aus der Nähe waren das dann tausende von Basstölpeln auf ihren Nestern und viele hundert in der Luft. Ein Riesenlärm, ein guter Wind, viel Sonne und ein glitzerndes Meer. Hier im Ärmelkanal ist der Lebensraum dieser Kolonie – also wo Nordsee und Atlantik ineinander fließen, die kleine französische Bretagne und die große Bretagne (Großbritannien) vis-à-vis liegen.
Basstölpel sind phantastische Segelflieger: schmale, extrem lange Flügel bei 1.80 m Spannweite und ein kurzer Rumpf, der sich an der Kopfseite und hinten am Schwanz stark verjüngt. Stromlinienförmig das ganze Tier.
Gute Segler und „Fischer“
Hier war die Evolution am Werk: Basstölpel segeln mit dem Wind, viele Flügelschläge machen sie nicht. Das spart Energie.
Beim Fang von Heringen oder Makrelen stoßen sie meist aus mehreren Metern Höhe nahezu senkrecht ins Wasser. Im letzten Moment werden die Flügel eng angelegt und der feste Schnabel dringt wie ein Dolch durch die Wasseroberfläche. In der Regel untertauchen Basstölpel den Fisch, schnappen ihn also von unten, und haben ihn bereits verschlungen, wenn sie wieder auftauchen.
Weil sie äußerst gute Augen haben, können sie fliegend einzelne Fische und natürlich auch Fischschwärme ausfindig machen. Und da sie mit den Flügeln schwimmen und mit den Ruderfüßen paddeln können, sind sie auch unter Wasser flink und wendig. Darum erwischen sie die anvisierte Beute meist auch dann, wenn sie sich verpeilt hatten.
Ruderfüße behindern das Gehen
Basstölpel gehören mit anderen Tölpeln in die Verwandtschaft der Ruderfüßer oder Pelikanähnlichen – die ist Ornithologinnen und anderen Wissenschaftlern als Ordnung der Pelikaniformes bekannt. Bei diesen Vögeln sind vier Zehen am Fuß mit Schwimmhäuten verbunden – bei Möwen sind es nur drei. Das macht es Basstölpeln leicht, rudernd auf dem Meer zu schwimmen und unter Wasser zu navigieren.
Aber der breite Ruderfuß macht es ihnen an Land schwer zu laufen. Andererseits hilft er ihnen, vom Wasser aus wieder in die Luft zu kommen. Sie müssen dabei allerdings kräftig „treten“, wie ein Schwan, der abheben will. Was man im Bild des Fußes ebenfalls sieht: die Mittelzehe endet in einen spitzen „Fußnagel“. Der hilft den Basstölpeln bei der Gefiederpflege.
¹ Ergänzung 16.8.2021: Auch auf Helgoland ist die Brutkolonien rasend schnell angewachsen. Ich habe mittlerweile wiederholt über diese Population berichtet, z.B. Brüten am Kliff und Aufwachsen am Kliff.
Basstölpel | Fou de Bassan | Northern gannet | Morus bassanus
Et en français: Grandioses voiliers des airs
Bist Du da extra hingefahren? Das muss Vogelliebe sein.
Über die große Basstölpel-Kolonie vor der bretonischen Küste bin ich gewissermaßen gestolpert. Ich wollte auf meiner Bretagnereise zwar das Naturschutzgebiet Sept Iles besuchen, hatte aber vor allem die seltennn und gefährdeten Papageitaucher im Kopf. Die hatten allerdings schon ihre Jungen groß gezogen und sich Mitte August schon wieder davon gemacht. Sie verbringen die meiste Zeit des Jahres auf dem Meer, vor allem dem Nordatlantik.