Biografische Notizen
Das Leben ist bunt und reichhaltig. Ich habe hier aufgeschrieben, wer und was hinter Elke Brüser steckt, ohne in Privates abzuschweifen. Vielleicht interessiert es, ein wenig hinter die Kulissen zu schauen. Und das sind markante Lebensabschnitte:
Norddeutsche Herkunft
Ich bin in Bremerhaven, der Stadt am Meer, einer Stadt der Werften, der Überseedampfer und des Fischereihafens, geboren und aufgewachsen.
Mein Umfeld war der mittelständische Familienbetrieb meiner Eltern mit einer großen Bäckerei, einer Konditorei und einem Café, wo mein Bruder und ich den Gesellen „hinten“ (Backstube) und den Verkäuferinnen „vorne“ (Geschäft und Café) manchmal zur Hand gingen.
Es war ein Geschäftshaushalt und die Verantwortung zwischen meinen Eltern gut aufgeteilt: Die Frau „vorne“ und zuständig für Verkauf und Buchführung, der Mann „hinten“ und verantwortlich für die Qualität der Backwaren und den Maschinenpark. Die Beziehung zu den rund 20 Angestellten war oft langlebig, teils sehr persönlich. Eine große Familie.
1958 auf Wangerooge
In mehreren Etappen hat sich mein Elternhaus in Bremerhaven gründlich gemausert … so wie es auch die Vögel tun. Es beherbergt heute das Café Süße Träume, den Naturschutzbund (Nabu) von Bremerhaven/Bremen und ist geschmückt mit einem Wandbild von innerfields.
Nachkriegszeit: mit Bonzo vorm Elternhaus
Heute: mit Wandbild von innerfields
Ich wurde mit viel Nordseeluft, mit Geräteturnen, Klavierunterricht und Voltigieren groß, bin als evangelische Protestantin konfirmiert, zur Schwesternhelferin via DRK ausgebildet und habe an dem altsprachlichen Gymnasium Wilhelm-Raabe-Schule mein Abitur gemacht. Ich wollte Lehrerin werden.
Universitäre Ausbildung
Zum Studium ging ich zunächst an die Christian-Albrechts-Universität in Kiel, wo mich im Französisch-Studium die moderne Linguistik und Theorien des Zweitspracherwerbs (Prof. Albert Raasch, Prof. Christoph Schwarze) damals mehr gelockt haben als die Literatur früherer Jahrhunderte. Und ich fand im Biologie-Studium die Vorträge in der Haustierkunde (Prof. Karl Wolfgang Herre) und die meereskundlichen Exkursionen spannender als botanische Bestimmungsübungen anhand des Klassikers Schmeil-Fitschen.
Nach der Zwischenprüfung ging ich mit einem Stipendium nach Frankreich an die Universität von Rennes (Université de Haute Bretagne). Das Leben dort war durch die bretonische Separatistenbewegung, Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und gegen Atomkraftwerke eine unruhige und zugleich erhellende Zeit. Mich faszinierte die Übersetzung deutscher Texte von Johann W. Goethe ins Französische und nachhaltig geprägt hat mich ein Literaturseminar über die Vorläufer der Surrealisten wie Charles Beaudelaire, Paul Verlaine und Arthur Rimbaud.
Von Frankreich aus ging ich an die Freie Universität Berlin, kurz FU, und wechselte die Rangfolge meiner Fächerkombination. Im Nebenfach Französisch fokussierte ich auf Literaturrezeption und bearbeitete die Rolle der Salons und Salonnieren im 18. und 19. Jahrhundert (Prof. Erich Loos). Im Hauptfach Biologie waren meine Schwerpunkte von nun an Evolution (Prof. Wolfgang Dohle), Sinnes- und Neurophysiologie (Prof. Randolf Menzel) und Verhaltensbiologie (Prof. Dietmar Todt).
Auch in Berlin waren die Zeiten unruhig: an den Universitäten wurde gestreikt, auf den Straßen gegen den Radikalenerlass demonstriert. Wir lasen nicht nur Karl Marx und verstanden, wie Profitmaximierung geht, sondern forderten die Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper und ihr Leben.
1975 frauenbewegte Zeiten in Berlin
Die Frauenbewegung nahm dank Protagonistinnen wie Alice Schwarzer als Gründerin von Emma, Sibylle Plogstedt und Sabine Zurmühl, die u.a. die Courage gegründet haben, Fahrt auf.
Ich arbeitete als studentische Hilfskraft für das Kleine Zoologische Praktikum und legte das Philosophicum mit den Themen Sekundäre Sozialisation (Pädagogik, Prof. Ernst-Günther Skiba) und Descartes. Entstehung der bürgerlichen Wissenschaften (Philosophie, Prof. Wolfgang Fritz Haug) ab.
In einer Gruppe von vier Studentinnen bereitete ich mich auf das 1. Staatsexamen in Biologie vor, während ich für die Klausuren in Französisch alleine schuftete. Meine Hausarbeit, in der es um die Steuerung des sprachlichen Verhaltens ging, verfasste ich in der Abteilung Verhaltensbiologie (Prof. Dietmar Todt).
Thematisch ging es um die Verteilung von Pausen und gefüllte Pausen („äh“) in frei gesprochen Texten und um die Frage, wann beziehungsweise an welchen Textstellen bevorzugt Verzögerungen auftreten. Welche grammatikalischen Konstruktionen und strukturierenden Denkprozessen könnten dahinterstecken?
FU-Zoologie: Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Nach dem 1. Staatsexamen arbeitete ich aushilfsweise als Tierpflegerin in der Zoologie der FU und bekam dann relativ rasch eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin angeboten. Im Rahmen eines DFG-Schwerpunktes wurden am Institut für Verhaltensbiologie die Signale und Kompetenzen von Säuglingen und Kleinkindern untersucht.
Mein Fokus fiel auf die Lautäußerungen von Säuglingen und die Frage, wie Mütter und Väter mit ihrem entwickelten Sprachrepertoire und Babys mit nur wenigen Lauten und alarmierendem Schreien vokal so interagieren, dass daraus schon frühzeitig ein Dialog entsteht.
Um es kurz zu machen: Ich habe das dialogische Verhalten per Videoanalyse und sonographischer Aufarbeitung mit großem Enthusiasmus untersucht. Gleichzeitig habe ich in unserer bioakustisch orientierten Arbeitsgruppe (Leitung Prof. D. Todt) viel in Sachen Vogelgesang und Tierkommunikation gelernt, mich an diversen Forschungsthemen beteiligt und während des Semesters verhaltensbiologische Praktika von Studierenden betreut.
Zeit blieb mir auch für andere Fachbereiche, die meinem Promotionsvorhaben thematisch verbunden waren. Ich habe Kurse und Colloquien bei dem Mediziner Prof. Otto-Joachim Grüsser (Physiologie und Pathophysiologie der höheren Hirnfunktionen), der Psychologin Prof. Hellgard Rauh (Einführung in die Entwicklungspsychologie) und dem Ethnologen Prof. Bernhard Streck (Kindheit in anderen Kulturen) belegt.
1984 habe ich geheiratet, 1985 Dissertation und Promotion abgeschlossen, 1986 eine Tochter und 1991 einen Sohn geboren.
1984 Poster mit Ergebnissen der Dissertation
Die Jahre als Wissenschaftsjournalistin
2011 Workshop beim Journalistinnenbund
Als promovierte Biologin hätte ich weiter wissenschaftlich arbeiten können und hatte schon nach dem Staatsexamen ein Stipendium für die USA in der Tasche. Doch ich habe mich gegen ein Leben als Wissenschaftlerin entschieden.
Erkenntnisse aus der biologischen Forschung zu vermitteln, erschien mir reizvoller. Dadurch konnte ich über 30 Jahre als selbständige Wissenschaftsjournalistin arbeiten.
Meine Texte sind in überregionalen Printmedien wie Süddeutsche Zeitung, Deutsche Allgemeine Sonntagszeitung, taz und bei der Stiftung Warentest (test) erschienen. Im Bereich Hörfunk habe ich für das SFB-Wissenschaftsmagazin Kopfhörer gearbeitet.
Mein Schwerpunkt lag zunächst auf biologischen Themen, die vielfach Umweltschäden und Risiken sowie Möglichkeiten der Gentechnik betrafen. Hier einige Titel:
- Die Weddell-Robbe: Überlebenskünstler im Eismeer der Antarktis, 9. Juli 1988, Nürnberger Zeitung
- Ein sensibler Puffer, Die flachen Ränder der Ozeane sind ökologisch besonders wertvoll. Doch der Mensch zerstört die Schelfmeere zunehmend, 27.4.1990, Deutsches Allgemeines Sonntagblatt
- Die russische Taiga im Blick, Forstwirtschaft, Industrie und Erwärmung bedrohen die Wälder des Nordens, 20.4.1995, Süddeutsche Zeitung
- Gene auf der Fahndungsliste. Ob Herz-Operation oder Krebstherapie – ein Blick ins Erbgut kann hilfreich sein, 15.5.1997, Süddeutsche Zeitung
- Prinzip Hoffnung. Trotz neuer Todesfälle, Misserfolge und ethischer Bedenken setzen Mediziner auf Gentherapie und Stammzellforschung, 16.5.2000, Süddeutsche Zeitung
Später kam der Bereich der Ernährung hinzu, zumal immer mehr unnütze Nahrungsergänzungsmittel gehypt wurden, die Kontroverse um die Bestrahlung von Lebensmitteln hochkochte und die Bewertung von „Novel Foods“ Wissenschaft und Bevölkerung beschäftigte. Schließlich hielt die die Gentechnik in die Lebensmittelproduktion Einzug, ohne dass anfangs gentechnisch veränderte Produkte als solche deklariert waren. All das waren heißen Themen.
Auch das Problem der schlecht kontrollierten Inhaltsstoffe von Kosmetika zählte zu meinen Themen.
Hier einige Titel, teils verlinkt:
- Gentechnik in Lebensmitteln. Biss ins Ungewisse, test, 8/2000, S. 79 – 84
- Schattenseiten der Naturstoffe, 14.3.2006, Süddeutsche Zeitung*
- Grenzen für Werbelügen?, Interview: Neues Deutschland in 2012
2000 Gentechnik in Lebensmitteln
Schließlich ging es zunehmend um psychologische und medizinische Themen. Frauengesundheit war ebenfalls ein Schwerpunkt, genauso wie die Risiken von Nikotin.
Auch hier einige Titel, teils verlinkt:
- Qualmen im Luxussalon. Das Image des Rauchens wird nicht nur in der Werbung aufpoliert – mit Unterstützung der Bundesregierung, 6. Juni 2000, Süddeutsche Zeitung
- Die Zigarette im Lolli. Firmen wollen Verbot rauchfrier Nikotinprodukte aufweichen, 1.10.2003 Süddeutsche Zeitung
- Politik und Pillen, 22.6.2006, Süddeutsche Zeitung*
- Die Lerndroge Modafinil wird als gefährlich eingestuft, 18.2.2011 Süddeutsche Zeitung*
Sachlich und kritisch, verständlich, detailgenau und trotzdem unterhaltsam zu berichten, war immer mein Anliegen. Dazu gehörte es auch, den Einfluss der pharmazeutischen Industrie – in Form werbender Öffentlichkeitsarbeit – auf Ärzte und Ärztinnen sowie auf Journalisten und Journalistinnen zu thematisieren.
Einige verlinkte Titel:
- Pharmafirmen auf dem Schirm, 3.2.2004, Süddeutsche Zeitung*
- Bunte Zuckerpillen als Lockvogel, Pharma-Brief 2009, Nr. 7, S.6
- Zirkus der Seelenheiler, 13.5.2010, Der Freitag
*Mit freundlicher Genehmigung von Neues Deutschland bzw. Süddeutsche Zeitung.
Als Gutachterin beim medien-doktor habe ich die Qualität medizin-journalistischer Beiträge in der Presse bewertet. Bei der Stiftung Warentest war ich in den 1980er Jahren im Expertenrat Gesundheit.
Ich war Mitglied bei netzwerk recherche und im Arbeitskreis Frauengesundheit, bin seit langem im Journalistinnenbund und seit einigen Jahren beim Naturschutzbund (Nabu) aktiv.
2005 Cover der 2. Ausgabe von GPSP
Seit Gründung der Zeitschrift Gute Pillen – Schlechte Pillen im Jahr 2005 habe ich mehr als zehn Jahre der Redaktion von GPSP angehört und als Textchefin auf gute Lesbarkeit geachtet. Dazu gehörte es immer auch für eine angenehme gendergerechte Sprache zu sorgen, zumal es gerade in der Medizin darauf ankommt, die Patientinnen und Patienten konkret anzusprechen. Realität ist auch, dass in vielen Fachrichtungen längst mehr Ärztinnen als Ärzte arbeiten.
Darum habe ich mich bei einem Online-Symposium der Ärztekammer Berlin auch für eine Umbenennung von medizinischen Fachzeitschriften wie „Der Gynäkologe“ oder „Der Hautarzt“ ausgesprochen.
Hier der Link zu meinem Impulsvortrag: (ab Minute 22.50) Mitgemeint? Oder gendersensible Sprache?
Und hier geht es zu einem Text von mir, der als Glosse Herr Doktor in 2019 GPSP erschien. Das Thema habe ich dann für das Portal Genderleicht aufgegriffen, und dass es die erwünschten Konsequenzen gab, ist im Blog von Genderleicht nachzulesen.
Buchautorin: Gesundheit und Psychologie
Ich bin Autorin bzw. Co-Autorin mehrerer medizinischer Ratgeber und habe zum Beispiel für die Stiftung Warentest am Ratgeber Umwelt. Lexikon von Abbeizer bis Zigarette mitgearbeitet. Außerdem bin ich Autorin des Ratgebers Allergien. Das Immunsystem auf Abwegen der Stiftung Warentest und habe den Ratgeber Wieder besser hören verfasst, der in einer von mir aktualisierten 2. Auflage als Besser hören erschien.
Andere Bücher wie etwa die Neuauflage des Klassikers Zeit für uns. Ein Buch über Schwangerschaft, Geburt und Kind (Kunstmann) und Was will mein Baby sagen? (Knaur/Thieme) haben einen völlig anderen Schwerpunkt und ergaben sich aus meinen Studienjahren in Psychologie und Linguistik, Anthropologie und Ethnologie.
Mehrfach habe ich mich mit der medialen Wirkung von reißerischen Botschaften aus der Wissenschaft beschäftigt, die oft nicht hinterfragt werden. Ein Beitrag dazu ist Sinn und Unsinn früher Förderung – Im Blick der Öffentlichkeit im Handbuch der Kleinkindforschung (Huber 2011) von Heidi Keller.
Die Welt der Vögel im Blog
Manchmal lohnt es, den Schalter umzulegen und etwas ganz Neues zu machen. Bei mir war das ganz Neue die Vogelbeobachtung und die Idee, in einem Blog von meinen Erlebnissen in der Natur und vom Leben der Vögel zu berichten, und zwar so, dass meine Geschichten auch andere Menschen vor die Tür locken und sie sich vom Vogelleben faszinieren lassen. Denn das Hinschauen und Hinhören öffnet Augen und Ohren für die Belange der Lebewesen, die mit uns auf dieser Erde leben.
Vogelgucken, das mache ich also zum einen für mich und zum anderen zum Schutz der Vögel. Darum bin ich im Nabu, in der Deutschen Ornithologen Gesellschaft (DO-G) und kümmere mich zeitweilig um entsprechende Stichworte in der WIKPEDIA.
Vor gut zehn Jahren habe ich begonnen, die Welt der Gefiederten zu entdecken, vor allem im Umland von Berlin, aber auch in der Stadt selbst. Ich nahm mir die Zeit, hin und wieder den Schreibtisch zu verlassen und mit einem guten Fernglas, die Natur zu erkunden. Das war anfangs vor allem eine Möglichkeit, abzuschalten und den Vogelgesang, den Duft von Gras und Blüten, den weiten Blick über Wiesen und Felder zu genießen.
Einige Eindrücke sind aus dieser Anfangsphase fest in mein Gehirn eingebrannt: etwa die Rufe der im Herbst bei Linum rastenden Kraniche, der elegante Habicht, der in der Robinie neben unserem Balkon landete, mächtige Seeadler in Brandenburg und meine ersten Braunkehlchen im Nuthe-Nieplitz-Naturpark.
Ich begann bald meine Beobachtungen aufzuschreiben, machte immer mehr Fotos. Und so entstand die Idee zu meinem Blog: Flügelschlag und Leisetreter. Er sollte neben den Gefiederten („Flügelschlag“) auch Platz für andere Lebewesen bieten („Leisetreter“), so entstand der Name. Dieser Blog sollte ohne Werbung laufen und ohne Kosten für Interessierte sein. Bei der Entwicklung half mir von Anfang an Christine Olderdissen.
2023 mit Basstölpel-Plakat in meiner Heimatstadt Bremerhaven
Mit Webmasterin Christine Olderdissen (2022)
Wir hatten die Corona-Einschränkungen gerade hinter uns, da hatte ich 2022 das Glück für eine Preiskategorie bei Goldene Blogger nominiert zu werden. Danke dafür, denn es war eine wunderbare Preisverleihung mit vielen engagierten Menschen. „Flügelschlag und Leisetreter“ nahm zwar nicht den 1. Preis in Empfang, aber eine von drei Nominierten in der wunderbaren Kategorie Nische zu sein, ist auch Grund zur Freude.
Schon 2023 ahnte ich, dass der Blog mit der wachsenden Zahl an Abos und Dateien, vor allem durch große Video- und Bilddateien, bald aus seinen Nähten platzen könnte.
Meine Webmasterin Christine Olderdissen und die WordPressexpertin Anita Strüby haben im ersten Halbjahr 2024 dafür gesorgt, dass genau das nicht passiert ist. Ein Teil der Videos wird nun platzsparend über Vimeo hochgeladen. Und mit dem neuem Hoster webgo und dem neuem Newsletter-Anbieter CleverReach, beide in Deutschland ansässig, ist der Blog richtig fix geworden.
Wie anfangs gesagt, das Leben ist bunt und reichhaltig. Die Welt der Vögel auch. Ich freue mich über alle, die die Natur für sich entdecken und erkennen, wie wichtig es ist, den Lebensraum der flügelschlagenden und leisetretenden Lebewesen zu respektieren und zu schützen. Es wäre toll, wenn mein Blog dazu beiträgt.